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Das Gegenkreuz

Das Gegenkreuz

Titel: Das Gegenkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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musste die Helligkeit von einer Kerze oder Fackel stammen, und ich glaubte auch nicht, dass sich der Docht von allein entzündet hatte. Das Kloster war demnach bewohnt.
    »Und jetzt?«, fragte Bill.
    Die Antwort erhielt er von mir. »Ich denke, dass einer von uns nachschauen sollte.«
    »Etwa du?«
    »Daran habe ich gedacht.«
    Bill schüttelte den Kopf. Er gab sich störrisch. »Nein, dann werde ich mit...«
    »Lass John lieber allein gehen«, stand Suko mir bei.
    »Dann schau sie dir mal an.«
    Bill zögerte einen Moment, dann nickte er und gab Suko Recht.
    »Gut, dann werde ich mich auf den Weg machen!«, erklärte ich. »Sollte ich etwas Wichtiges finden, werde ich euch Bescheid geben. Aber haltet auch ihr die Augen offen.«
    »Darauf kannst du dich verlassen!«, erklärte Bill.
    Es war alles gesagt, und ich ging auf den Turm zu, in dem wir das Licht sahen...
    ***
    Was würde mich erwarten?
    Ich wusste es nicht, aber ich steckte voller Spannung. Außerdem wollte ich das Rätsel um mein Kreuz lösen, das wie ein sicherer Anker griffbereit in meiner Tasche steckte.
    Bevor ich den Turm betrat, warf ich einen letzten Blick zurück. Meine beiden Freunde schauten mir nach, und ich wusste, dass sie mich nicht gern hatten gehen lassen.
    Einem Gefühl nachgehend, klopfte ich gegen das Mauerwerk. Es war völlig normal. Eine Festigkeit, die ich nicht anders erwartet hatte. Ich konnte nicht hindurchfassen, es war also kein Scheingebilde, und so trat ich über die Schwelle hinweg in den ersten Turm.
    Nach zwei weiteren Schritten blieb ich stehen, um mich umzuschauen, denn das konnte ich, weil es hier Licht gab. Nahe einer Treppe, die mir gegenüberlag, brannten zwei Fackeln in ihren verschiedenen Rotfarben und streuten ihre Helligkeit in den Eingangsbereich des Turms.
    Vor mir lag eine Leere. Es gab kein einziges Möbelstück, das zum Sitzen eingeladen hätte. Auch nichts, auf dem man etwas abstellen konnte. Kein Tisch, kein Regal, kein Schrank. Hier war alles leer, und der Vergleich mit einem verlassenen Kloster kam mir in den Sinn.
    Mit kleinen und lockeren Schritten bewegte ich mich auf den Beginn der Treppe zu.
    Bevor ich hochging, lauschte ich nach irgendwelchen fremden Geräuschen. Sie waren nicht zu hören. Nur das leise Fauchen der Fackeln vernahm ich, das war alles.
    Waren die vier Türme leer?
    Dabei dachte ich nicht mal so an Menschen, sondern an Wesen, die Zwitter waren und auch etwas mit Engeln zu tun hatten.
    Das Kloster der toten Engel. So hatte es geheißen, und ich dachte daran, dass ich vielleicht ihre Gräber finden konnte. Zuerst musste ich nach oben. Irgendwie würde ich schon Klarheit bekommen, auch über den Tod von Orry Voss.
    Auf den Stufen lag der Staub. Ich roch ihn, und ich nahm auch den Geruch der alten Steine auf. Es war natürlich eine Wendeltreppe mit schief getretenen Stufen, die ich hochging, und bereits nach der ersten Linkskurve flackerte mir der Lichtschein entgegen, den ich auch von unten gesehen hatte.
    In der Wand tat sich eine Öffnung auf. Sie war die Tür, die mich in einen Raum hineinführte, in dem eine Kerze brannte. Sie stand auf der Innenbank eines Fensters. Zwei weitere wurden von Ständern gehalten, die auf dem Boden standen.
    Ich bin ein Mensch, der stets seine Umgebung nicht nur genau ansieht, sondern auch etwas von der Atmosphäre mitbekommen will, die herrscht. Daran hielt ich mich auch hier und versuchte herauszufinden, ob mich hier etwas störte.
    Im Moment nicht. Auch als ich meine Hand über das Kreuz gleiten ließ, erlebte ich nichts.
    Noch stand ich nahe an der Tür. In der Mitte des Raumes war mir ein starrer Schatten aufgefallen. Erst beim zweiten Hinschauen erkannte ich den Sessel mit der sehr hohen Lehne, die verbarg, ob jemand in dem Sessel saß oder nicht.
    Irgendwie fühlte ich, dass ich nicht allein war in diesem eckigen, von Licht und Schatten erfüllten Raum. Deshalb wurde der Sessel immer wichtiger für mich. Ich musste leider um ihn herum, um zu sehen, ob jemand darin saß.
    Leider konnte ich nicht schweben, und so hinterließen meine Tritte leise Geräusche, die allerdings keine Reaktion zur Folge hatten. Die letzte Strecke ging ich schneller. Da trieben mich schon die Spannung und die Neugierde voran, und dann schlug mein Herz für einige Sekunden schneller als gewöhnlich.
    Im Sessel mit der hohen Lehne saß eine Gestalt!
    Das Licht erreichte sie zwar, leider unzureichend. Ich sah ein Gesicht und einen Körper, der von einem langen faltigen Umhang

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