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Das Gegenteil von Schokolade - Roman

Das Gegenteil von Schokolade - Roman

Titel: Das Gegenteil von Schokolade - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirijam Muentefering
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meinem Handy habe ich die Nummer gespeichert, aber das wäre nicht nötig. Ich kenn sie natürlich immer noch auswendig. Ich warte das Piepen des Anrufbeantworters ab und quäke dann: »Leg sofort das Quietsche-Entchen zur Seite und mach gefälligst die Tür auf! Ich bin es!«
    Und dann schelle ich noch mal.
    Wieder tut sich nichts.
    Ich kann es gar nicht gut leiden, einfach so unverrichteter Dinge wieder gehen zu müssen.
    Sechs Jahre lang war er immer da, wenn ich zu ihm wollte.
    Aber jetzt nicht länger.
    Loulou zögert nur einen kleinen Moment lang, dann trabt sie wieder fröhlich vor mir her. Sie findet sich mit schlichten Tatsachen einfach viel besser ab als ich. Ihr ist keinerlei Enttäuschung anzumerken.
    Ich dagegen schleiche den gewohnten Weg entlang, als hätte ich eine Trauernachricht erhalten.
    Mein Abend ist geplatzt.
    Was soll ich jetzt damit anfangen?
    An der Straßenecke pralle ich zurück, weil ich fast frontal mit einer Frau zusammenstoße, die im Laufschritt des Weges kommt. Ich war so in Gedanken versunken gewesen, dass der Schreck mir wie ein körperlicher Schmerz in alle Glieder fährt und meinen Magen zusammenknäult zu einem schmuddelig grauen Tennisballverschnitt. Wir starren uns für eine Sekunde gleichermaßen erschrocken an.
    »Du?«, sagt sie, und ich muss plötzlich lachen. Typisch, dass sie mal wieder rennt.
    »Ja, so was Ähnliches hab ich auch gerade gedacht«, antworte ich. Obwohl ich eigentlich gar nichts gedacht habe. Wirklich nichts. Nur gefühlt.
    Antonie schüttelt den Kopf und schnaubt ein paarmal die Luft aus, als müsse sie Dampf ablassen, damit sie nicht aus Versehen weiterrennt.
    Jetzt erst nehme ich überhaupt wahr, dass sie nicht allein ist. Während Antonie sich zu Loulou runterbeugt und die wild Wedelnde freundlich anspricht und streichelt, wechsele ich einen Blick mit der Frau, die kurz hinter Antonie stehen geblieben ist.
    Es ist die Kurzhaarige aus der Tierarztpraxis, die neulich zu spät zur Ablösung kam. Britta heißt sie, erinnere ich mich, und nicke ihr freundlich zu. Doch ihre Stirn bleibt dunkel umwölkt.
    Wir stehen einen Moment alle drei wortlos voreinander. Bis Antonie fragt: »Was machst du? Bist du auf dem Weg zum Griechen?« Dabei lacht sie so spitzbübisch, dass ich gar nicht anders kann, als sie unglaublich süß zu finden und mich mit diesem Gedanken selbst mal wieder aus der Fassung zu bringen.
    »Ich wollte eigentlich einen Besuch machen … Lothar«, stammele ich und deute mit dem Daumen hinter mich. Britta macht ein bemühtes Gesicht, das aussieht, als sei es eine echte Strapaze, mir zu folgen. Ich kann es ihr wirklich nicht verdenken. »Lothar war aber nicht da«, schließe ich aussagekräftig und klappe den Mund demonstrativ zu. Am besten, ich mache ihn auch gar nicht wieder auf.
    »Aha.« Antonie verschränkt die Arme vor der Brust.
    Sie sieht Britta auffordernd an.
    Diese erwidert den Blick mit hochgezogenen Brauen.
    »Wolltest du nicht noch zur Drogerie?« Fehlt nur noch, dass Antonie ihr einen auffordernden Klaps gibt.
    Britta zögert und schaut zwischen Antonie und mir hin und her.
    »Ich dachte, du wolltest den Foto-Film abgeben?«
    Antonie scharrt mit dem Fuß auf dem Gehweg. Loulou macht sofort einen langen Hals, um zu schnuppern, ob das vielleicht ein Hinweis auf ein fallen gelassenes Leckerchen sein soll. O.k., ich revidiere meine Aussage von vorhin: Auch Loulou kann enttäuscht aussehen.
    »Ach, das hat auch Zeit bis morgen.«
    Keine Ahnung, was zwischen den beiden hier gerade abgeht. Ich glaube, ich will es lieber nicht wissen.
    »Tja, ich werd dann mal …«, brumme ich undeutlich und trete von einem Bein aufs andere, als könnte ich es gar nicht erwarten, meinen Weg fortzusetzen.
    »Diese Richtung?«, fragt Antonie und deutet in die, aus der sie gerade gekommen ist.
    Ich nicke.
    »Ach, dann begleite ich dich ein Stück, wenn es dir recht ist?«
    Ich zucke die Achseln. Obwohl meine Handflächen schon wieder schwitzig werden.
    Britta sieht aus, als würde sie mich gerne teeren und federn. Und Antonie wahrscheinlich gleich mit.
    »Dann bis morgen!«, pflaumt sie und setzt ihren Weg fort, ohne sich noch mal umzudrehen.
    »Bis morgen!«, ruft Antonie ihr noch nach und zieht achselzuckend, an mich gewandt, eine Grimasse.
    Aber da sie nichts weiter dazu sagt, frage ich auch nicht. Wir gehen nebeneinander her, Loulou im heiteren Zockeltrab.
    »Wie kommt es, dass du Lothar besuchst? Habt ihr noch netten Kontakt zueinander?«, fragt sie

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