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Das Gegenteil von Schokolade - Roman

Das Gegenteil von Schokolade - Roman

Titel: Das Gegenteil von Schokolade - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirijam Muentefering
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Anonym. Ohne einen Namen, einen anderen als den meiner verwöhnten, verzogenen Hündin, die gerade in der Küche um den Abfalleimer schleicht.
    Ich bin Loulou für sie. Und ohne ein Gesicht. Ich habe seit Tagen ein Gefühl wie ein Teenager. Wie ein verknallter Teenager. Was mache ich hier bloß um Himmels willen?
loulouzauber: ich heiße frauke.
silbermondauge: und ich emma. Puh, das wäre geklärt …
loulouzauber: ja, nur leider eines noch nicht. ich kann nämlich übermorgen nicht. wie wäre es dann am Freitag?
silbermondauge: L so ein pech! nein, dann kann ich nicht
loulouzauber: und am wochenende …
silbermondauge: da ist es ja immer ganz schlecht mit verabreden, wegen der anderen sozialen kontakte, nicht?
loulouzauber: ja, ganz ganz schlecht
    beeile ich mich zu tippen. Eigentlich hatte ich gerade schreiben wollen, dass ich samstags wie sonntags noch nichts vorhabe. Plötzlich fühle ich mich wie eine Aussätzige. Ich habe am Wochenende Zeit, um mich mit einer Internet-Bekanntschaft zu treffen!
silbermondauge: vielleicht sollten wir es dann ganz einfach auf übermorgen in einer woche verschieben?
loulouzauber: donnerstag nächste woche? warte, ich schau noch mal in meinen terminplaner … ja! das passt mir prima.
silbermondauge: das mit dem planer hast du nicht wirklich gemacht!?
loulouzauber: das bleibt jetzt mein geheimnis!
    Und dann melde ich mich ab, rasend schnell, bevor sie noch etwas antworten kann.
    Mein Herz rast dabei wie eine Dampflok, und bestimmt schnaube ich auch so.
    Erst als ich den Computer herunterfahre, lässt meine Aufregung langsam nach, und ich kann wieder klar denken.
    Ich werde sie treffen. Ich werde ihr die Wahrheit sagen müssen. Ich werde ihr sagen müssen, dass ich nicht lesbisch … dass ich hetero … dass ich jedenfalls nicht das bin, was sie glaubt, dass ich es bin.
    Es wird wahrscheinlich unglaublich peinlich. Keine Ahnung, wieso ich dem zugestimmt habe. Keinen blassen Schimmer, was ich mir davon erhoffe. Denn natürlich wird sie, sobald ich alles geklärt habe, mich nur noch verächtlich anschauen und davongehen. Dunkle Locken und graue Augen.
    Dann werde ich ihr nachsehen und mich heimlich verabschieden von dem neu erwachten, von dem ganz neuen Flattern in meinem Bauch. Ganz schnell verabschieden von den wirren Ideen in meinem verhunzten Ich-weiß-nun-wirklich-nicht-was-das-alles-bedeutet-Kopf. Mehr wird nicht passieren bei diesem Treffen. Und ich hoffe, dass mir das wirklich klar ist.
    Von der Frontseite der aktuellen Fernsehzeitung lächelt mir eine junge Bikini-Schönheit entgegen. Bestenfalls achtzehn, grinst sie mich blöde an und raunt mir zwischen ihren strahlend weißen Zähnen hindurch zu, dass ich, in meinem Alter!, sicher nur noch schwer jemanden zum Verlieben finden werde. Und schon gar niemanden, mit dem ich ein Zuhause haben kann. Jemanden, mit dem ich es schaffe, die Liebe festzuhalten. Ich gebe der Zeitschrift einen Stoß, und sie fällt vom Tisch, bleibt aufgeschlagen liegen, und ich blicke dumpf auf eine dort abgebildete Werbung für eine Rentenversicherung.
    Da steht: Gestalten Sie Ihre Zukunft! Jetzt!

3 . Wer keine Erwartungen hat, kann nicht enttäuscht werden
    Miteinander zu leben war ein Genuss. Im Alltag Abenteuer entdecken. Ein Neuanstrich für jede alte Gewohnheit. Der Wechsel der Jahreszeiten ein bisher noch nicht gekanntes Wunder, das sie gemeinsam bestaunten, während die Zeit verging. Das Versprechen der Endgültigkeit lag so nahe. Immer öfter gingen sie Hand in Hand. Und merkten lange Zeit nicht, dass sie dadurch begannen, nebeneinander zu gehen.
    (Seite 37 des Romans »Von der Umkehr der Endgültigkeit«, Patricia Stracciatella)
    U nd wie genau willst du ihr das erklären?«
    Katja sitzt auf meinem Bett und sieht mir dabei zu, wie ich systematisch meinen Kleiderschrank entleere und seinen Inhalt quer durchs ganze Zimmer verstreue.
    Sie hat ein Bein über das andere geschlagen und feilt an ihren Nägeln herum.
    »Ich meine, wirst du sie erst mal ein bisschen zappeln lassen, dann über ein paar Umwege hier und da Lothars Namen fallen lassen, und wenn sie nachfragt , große Augen machen: ›Wie? Hatte ich das nicht erwähnt? Meine langjährige Beziehung, das war ein Mann!‹? Oder wirst du gleich mit der Tür ins Haus fallen? So frei nach dem Motto: ›Was ich noch schnell klären muss, bevor wir unseren Kaffee bestellen!‹?«
    Ich halte mir vor dem Spiegel meinen grauen Hosenanzug an und betrachte mich einen Augenblick kritisch.
    »Eigentlich

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