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Das geheime Kind

Das geheime Kind

Titel: Das geheime Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kastura
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vom Botanischen Garten zum Niederländer Ufer getragen.«
    »Richtig«, assistierte Höttges.
    »Zuvor hat er sich hier versteckt und ist der Tasche gefolgt. Nachdem sich – wer auch immer – in der Heckenrose gestritten hat und Wintrich ermordet wurde.«
    »Und gestern kam die Zielperson zurück. Sie ging zum Zaun des Gartengrundstücks und von dort zur selben Stelle hinter dem Gebüsch im Nordpark. Warum?«
    »Ich hab hier was«, rief Effie und bohrte mit einem Stichel im Boden herum. »Zwei Kugeln, dicht nebeneinander, unter der Grasnarbe.«
    Heide fiel ein Stein vom Herzen.
    »Ganz schöne Kaventsmänner.« Effie begutachtete die kaum deformierten Geschosse. »Die bringen einen Güterzug zum Stehen.«
    »Jeden, der einem zu dicht auf die Pelle rückt«, meinte Höttges. »Zehn Millimeter, würde ich sagen.«
    »Haben aber keinen Schaden angerichtet.« Heide ging in die Hocke und visierte den Betonpilz an. »Bescheuert. Wer setzt sich hier in die Pampa und spielt Sherlock Holmes?«
    »Jemand, der sich nicht in die Heckenrose reintraut«, antwortete Höttges. »Unbekanntes Terrain. Gestern hat er sich allerdings weiter vorgewagt, bis zum Zaun.«
    Heide gab ihm ein Zeichen, ihr zu folgen. Sie ließen Effie weitersuchen und blieben unter dem Pavillonpilz stehen.
    »Was sagt Ihnen Ihr Gefühl, Gerd?«
    »Dass Sie Mist gebaut haben.«
    Heide setzte sich auf die Bank und kickte eine leere Tränengaspatrone ins Dickicht. »Wenigstens sind Sie offen.«
    »Das hab ich bei Ihnen gelernt.«
    »Wirklich?«
    »Man muss immer Vorbild sein, oder?«
    »Frech werden Sie auch noch«, wunderte sie sich. »Wohin soll das noch führen?«
    »Liegt ganz bei Ihnen.«
    Heide hätte jetzt einiges für einen doppelten Schnaps gegeben. Aber harte Sachen rührte sie nicht mehr an.
    »Seit wir hier im Nordpark sind, sitzt Ihnen das Herz in der Hose«, fing Höttges an. »Die ganze Zeit über. Was ist los?«
    »Ich weiß nicht, ob ich mit Ihnen darüber sprechen will.«
    »Ich schweige wie ein Grab.«
    »Kann ich mich darauf verlassen?«, fragte Heide.
    Er schaute sie an, als hätte sie ihm eine reingehauen.
    »Dumme Frage. Tut mir leid, Höttges.«
    »Schon gut.«
    »Na dann …«
    Heide erzählte dem Anwärter alles von letzter Nacht. Das Gespräch mit Raupach, die Intimitäten am völlig unpassenden Ort.
    »Unterm Strich: Ich habe mich alles andere als professionell verhalten.«
    »Ist das der Grund, weshalb Sie kündigen?«, fragte Höttges.
    »Nein! Woher wissen Sie das?«
    »Wenn Sie gehen, gehe ich auch.«
    »Haben Sie was getrunken?«
    »Sollte ich vielleicht. Ich vertrag’s nur nicht besonders gut.«
    »Bald sind Sie Kommissar, Junge. Ich bin nur das erste Kapitel in Ihrem beruflichen Werdegang. Eine Zeile auf dem Papier.«
    »Wenn Sie das sagen.«
    »Schauen Sie mich nicht so an! Wir sind keine Freunde, nicht mal Partner. Nur Kollegen. Und ich kann tun, was ich will. Da brauchen Sie mir kein schlechtes Gewissen zu machen.«
    Höttges ignorierte Heides notorische Aufsässigkeit. »Was ist denn groß passiert?«, versuchte er sie zu beruhigen. »Sie beide kennen sich näher seit wie vielen Jahren?«
    »Zwölf.«
    »Na das sollte doch reichen, um ein paar Zärtlichkeiten nicht gleich auf die Goldwaage zu legen. Raupach war allein und müde, Sie waren in einer verletzlichen Stimmung.«
    »War ich das?«
    »Sie fühlten sich bedroht, und deswegen haben Sie ein bisschen rumgeballert. Ganz normale Reaktion, wir sind hier in Köln und nicht bei den Barmherzigen Schwestern. Ende der Geschichte. Ich spreche mit Effie, sage ihr, dass es keinen Sinn hat, die Sache mit den Kugeln weiterzuverfolgen. Ohne Namen zu nennen, das kapiert sie schon.«
    »Warum sind Sie so nett, Höttges? So wie ich immer mit Ihnen umspringe …«
    »Ich pass nur auf meine Leute auf, wenn’s Ihnen nichts ausmacht.«
    »Ihre Leute?«
    »Nur so eine Redensart. Ich meine, Menschen aus meinem Umfeld.«
    Heide schüttelte den Kopf, Höttges war ein unbelehrbarer Idealist. »Dicke Männer mit mütterlichen Anwandlungen sind bei der Polizei so beliebt wie Herpes. Peinlich, wenn man’s hat, und schwer loszuwerden. Ihre Aufstiegschancen liegen mit so einer Einstellung unter null.«
    »Ich weiß. Behalten Sie’s bitte für sich.«
    »Worauf Sie sich verlassen können. Sonst müsste ich mir ja einen neuen Anwärter suchen.«
    »Heißt das, Sie kündigen nicht?«, fragte Höttges.
    »Wie kriegen wir bloß ein bisschen Testosteron in Sie rein?«
    Mitteilungen von Raupach und

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