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Das geheime Kind

Das geheime Kind

Titel: Das geheime Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kastura
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gewesen wäre. Das mit dem Shitbeutel stimmt auch, den hab ich liegen lassen, zur Irreführung. Wintrichs Geldbörse hab ich mitgenommen und weggeschmissen. Hat doch keinen Sinn mehr, euch Lügengeschichten aufzutischen. Früher oder später kriegt ihr’s sowieso raus.«
    Das Tatwerkzeug war nach wie vor verschwunden, das bereitete Raupach noch Sorgen. »Was hast du mit dem Spaten gemacht?«
    »Auf einen Kieslaster geschmissen, am Morgen danach.«
    Das Ding war also weg, sehr praktisch. »Wie hat Corinne reagiert, als Wintrich tot am Boden lag? Gab’s eine Belohnung für den großen Retter?«
    Jakub konnte es nicht fassen. Der Junge gestand, da musste Raupach nicht auch noch seinen Sarkasmus an ihm auslassen.
    »Ich hab sie heimgebracht, nach Mülheim. Sie hat am ganzen Leib gezittert, das war alles zu viel für sie.« Milan verschränkte die Arme. »Nach dem halben Jahr Funkstille ist mir nichts Tröstendes eingefallen. Wintrich war zwar tot, aber ich lass mich nicht für dumm verkaufen, zu so einer Kiste gehören immer zwei. Ich hab sie in der Dünnwalder abgesetzt und gesagt, Otto hätte ein böses Ende verdient, und alles würde wieder in Ordnung kommen.«
    »Da war sie anscheinend anderer Ansicht«, sagte Raupach. »Selbstmord begeht man nicht, wenn man seinen Peiniger endlich los ist.«
    »Die Beruhigungsmittel hatte sie bestimmt von Wintrich.«
    »Möglich.«
    »Ich weiß auch nicht, was sie dazu getrieben hat. Gestern Abend war ich noch mal bei ihr. Als Sie mit ihr gesprochen haben.«
    Raupach, der gerade nach einer Zigarette aus Jakubs Packung angelte, hielt inne. »Gestern?«
    »Ich hab mich auf der Toilette versteckt, bevor Sie reinkamen. Davon haben Sie gar nichts mitgekriegt, oder?«
    Jakub betrachtete die beiden verdutzt und lachte in sich hinein. Wie tragisch dieser Fall auch war – ein Bulle, der vergaß, auf dem Klo nachzusehen, brauchte für den Spott nicht zu sorgen.
    »Dann habe ich Sie und Corinne ja gestört, tut mir sehr leid.« Raupachs Interesse an dieser Vernehmung wuchs wieder. »Was geschah, als ich weg war?«
    »Corinne blockte ab. Ich hab sie gefragt, ob nicht alles so sein könnte wie früher. Aber sie saß nur da und heulte.«
    »Wegen Otto? Oder wegen ihres Schmusetiers?«
    »Was?«
    »Numi, der Eisbär?«
    »Nie gehört.« Milan schaute weg. »Sie ließ sich nicht mal anfassen.«
    »Ging mir genauso«, sagte Raupach. »Heißt das, du warst der Letzte, der Corinne gesehen hat, bevor sie die Tabletten nahm?«
    »Scheint so.«
    »Und bist wieder abgezogen?«
    »Notgedrungen, sie wollte niemanden mehr sehen.« Milans Kiefermuskeln traten hervor. »Ich hätte einfach bei ihr bleiben sollen.«
    Raupach stieß sich vom Tisch ab und drehte eine Runde durch den Raum. »Sonst noch was?«
    »Reicht Ihnen das nicht?«
    »Das war ein hübsches Geständnis. Bis auf ein paar Kleinigkeiten.«
    »Was?«
    »Der vierte Mann. Der mit den braunen Spuren.«
    Jakub deutete auf die Tatortskizze.
    »Da war sonst niemand«, sagte Milan. »Ich hab keinen gesehen.«
    »Vielleicht ist er früher da gewesen.« Raupach beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf den Tisch.
    »Möglich. Spielt das eine Rolle?«
    »Ist dir eine Sporttasche aufgefallen? In dem Kürbisbeet?«
    »Nein, das haben Sie mich schon mal gefragt.«
    »Richtig.«
    »Was soll denn da drin gewesen sein?«
    Raupach sah Milan in die Augen. Die Schwärze war daraus gewichen. Stattdessen Erleichterung.
    »Einige Punkte sind noch unklar«, sagte der Kommissar schließlich und wandte sich zur Tür. »Wir sind bald wieder da. Ich lasse dir so lange was zu essen bringen. Ach ja, eine Speichelprobe brauchen wir auch noch.«
    »Darf ich Corinne besuchen?«
    »Nein.«
    Raupach nahm Jakub mit nach draußen. In seinem Büro zogen sie Zwischenbilanz.
    »Du glaubst ihm nicht, wie?«, fragte Jakub. »Kommt dir alles zu glatt und zu eingeübt vor, nachdem er am Anfang so bockig war.«
    »Das meiste stimmt, so viel hat er wahrscheinlich gar nicht erfunden. Der Junge war in der Heckenrose dabei. Oder er kam hinzu. Aber den Mord hat er nie im Leben begangen.«
    »Und von der Babyleiche scheint er auch keine Ahnung zu haben. Die hat er gar nicht auf der Rechnung.«
    »Ein falsches Geständnis ist manchmal besser als ein wahres«, meinte Raupach. »Das wahre kann vor Gericht widerrufen werden. Das falsche führt einen auf die richtige Spur.«
    »Diese Sache mit den Kondomen. Milan könnte der Vater des Kindes sein.«
    »Er weiß es bloß noch

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