Das geheime Leben der CeeCee Wilkes
überlegte einen Moment, um ihre Antwort weder zu barsch noch zu sarkastisch klingen zu lassen.
“Es gibt die unterschiedlichsten Formen von Arthritis, und ich bezweifle, dass man sie allein durch eine Ernährungsumstellung heilen kann.”
“Aber was würde es schaden, Mutter?”, fragte Cory. Seit wann nannte sie Eve Mutter?
“Ich halte mich an den Behandlungsplan meines Arztes. Und damit bin ich bis jetzt sehr gut gefahren.”
“Aber diese Medikamente haben so viele Nebenwirkungen”, sagte Cory.
Eve verlor langsam die Geduld. “So ist das mit dieser Krankheit nun mal, Cory.”
“Mom tun die Medikamente wirklich gut”, mischte Dru sich ein.
“Seit wann bist du eine pharmakologische Expertin?”, zischte Cory.
“Und seit wann bist du so eine blöde Kuh?”, schoss Dru zurück. Noch bevor Jack oder Eve sie ermahnen konnten, rauschte sie aus der Küche.
“Dru, das war sehr unhöflich!”, rief Jack ihr hinterher, doch seine Stimme klang wenig überzeugend.
Für ein paar Minuten sprach niemand ein Wort. “Können wir irgendwie helfen?”, fragte Cory dann.
“Setzt euch einfach ins Wohnzimmer”, antwortete Eve. “Das Essen ist gleich fertig.”
Als die beiden gegangen waren, blickte sie Jack kopfschüttelnd an. Das war kein guter Anfang.
Nach dem Abendessen fuhr Ken los, um sein spezielles Mineralwasser zu kaufen, während Dru sich in ihr Zimmer zurückzog. Sie hatte noch Hausaufgaben zu erledigen. Cory räumte mit ihren Eltern schweigend die Küche auf. Eve vermutete, dass sie alle gleichermaßen erschöpft waren von dem Versuch, während des Essens höfliche Konversation zu betreiben. Selbst Dru hatte es unterlassen, zu provozieren.
Cory stellte die Spülmaschine an, drehte sich um und verschränkte die Arme vor der Brust. “Ich muss einmal mit euch sprechen.”
“Schön.” Jack legte ihr den Arm um die Schultern und gab ihr einen Kuss. “Das haben wir vermisst, Cory.”
Cory warf ihm ein schwaches Lächeln zu, machte sich los und setzte sich an den kleinen Küchentisch.
“Ken und ich wollen nächstes Jahr zusammenziehen, wenn ich meinen Abschluss habe.”
Eve setzte sich ihr gegenüber und presste die Hände in den Schoß. Sie musste ihre Worte jetzt sehr sorgfältig wählen. “Ken scheint intelligent zu sein. Und offenbar mag er dich sehr. Aber er ist so viel älter als du. Hast du schon mal daran gedacht, dass …”
“Mom, hör mir zu”, unterbrach Cory sie. “Du musst dich aus meinem Leben heraushalten. Bitte. Lass mich ein einziges Mal meine eigene Entscheidung treffen.”
Eve verstummte.
“Ich habe noch immer diese Ängste, Mom. Ich habe vor … so vielem Angst. Selbst vor der Fahrt hierher. Wir sind eine Stunde früher losgefahren, weil ich darauf bestanden habe, nicht die Autobahn zu nehmen. Ken ist so verständnisvoll und geduldig, und dafür liebe ich ihn. Und …” Sie blickte auf den Tisch, Tränen füllten ihre Augen. Eve streckte die Hand aus, aber Cory wich zurück. “Was ich damit sagen will, ist: Ken hat mir klargemacht, dass du der Grund für meine ganzen Ängste bist.”
“Cory.” Jack schenkte sich eine Tasse koffeinfreien Kaffee ein, doch seine Stimme klang warnend.
“Es stimmt doch, Dad.” Cory sah Eve an. “Du hast mir nie etwas erlaubt, als ich noch klein war. Ich hatte immer das Gefühl, dass ich gar nicht in der Lage war, mal etwas selbst zu tun. Ken … zum ersten Mal in meinem Leben mache ich Sport. Mit ihm.” Sie hob den Arm, spannte ihn an und zeigte ihre Muskeln.
Eve fühlte sich angegriffen. “Inwiefern habe ich dich davon abgehalten, Sport zu machen?”
“Indem du mir das Gefühl gegeben hast, dass überall Gefahren lauern.” Cory wurde nicht laut. Sie klang nicht einmal ungeduldig oder unfreundlich. Sie erläuterte nur die Fakten, die sie für richtig hielt – oder Ken, um genau zu sein.
“Du hast mein ganzes Leben kontrolliert. Aber du wirst nicht darüber bestimmen, welchen Mann ich mir aussuche. Und bitte hör endlich damit auf, mir Zeitungsartikel zu schicken, Mom. Ich lese sie nicht. Ich bin in der Lage, auf mich selbst aufzupassen. Endlich. Ich muss mein eigenes Leben führen … und da gehört Ken dazu.”
“Gehört deine Familie auch dazu?”, fragte Eve verletzt.
“Ihr werdet immer ein Teil meines Lebens sein, aber ich muss mich jetzt um meine Zukunft kümmern. Und es gibt etwas, was mich wirklich stört.”
“Nur raus damit.” Jack setzte sich neben Eve. “Darum geht es also. Du willst nichts mehr von
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