Das geheime Leben der CeeCee Wilkes
Gouverneurs Irving Russell, die vor siebenundzwanzig Jahren entführt worden war. Russell ist inzwischen Präsident der UVA. Wir schalten nach New Bern.”
“John”, meldete sich ein junger Reporter, “diese Hütte, die hinter mir zu sehen ist, ist das einzige Gebäude im Umkreis von mehreren Meilen in dieser abgelegenen Gegend am Neuse River.”
Die Kamera schwenkte auf die kleine, verfallene Hütte. Eves Herz hämmerte in ihren Ohren. Diese Hütte verfolgte sie bis heute in ihren Albträumen.
“Neben mir steht der Vorarbeiter Bill Smart”, fuhr der Reporter fort, und die Kamera richtete sich auf einen Mann. “Bill, können Sie uns erzählen, was genau hier vor sich gegangen ist?”
Bill Smart trug eine Baseballkappe und einen dunklen Vollbart. “Wir haben die Bäume um die Hütte gefällt und die Erde umgegraben. Einer meiner Arbeiter rief mich, als er etwas entdeckte. Wie sich herausstellte, handelte es sich um die Überreste von Mrs. Russell.”
“Wie Sie sehen können”, übernahm der Reporter wieder das Wort, “ist dieser Bereich von der Polizei abgesperrt worden. Mehr wissen wir bisher noch nicht. Wir melden uns wieder, sobald es neue Erkenntnisse in dem Fall gibt.”
Jetzt erschien der Nachrichtensprecher wieder. “Mrs. Russell war hochschwanger, als sie verschwand, nicht wahr, Chuck?”, fragte er.
“Ja, John, das war sie. Das ist sicherlich eine schwere Zeit für die Familie Russell, aber auch eine Erleichterung.”
Eve saß vollkommen bewegungslos vor dem Fernseher, ein Stück vom Thunfischsandwich war in ihrer Kehle stecken geblieben. Wieder schaltete sie um, doch die meisten Sender berichteten bereits von anderen Ereignissen.
Sie zögerte nur kurz, dann rief sie Lorraine bei Channel 29 an. Sie wusste noch nicht genau, was sie ihre alte Freundin fragen wollte, aber sie musste einfach mehr erfahren.
“Hey, liebste Freundin!”, rief Lorraine aufgeräumt. “Wie geht es dir?”
“Gut. Ich habe gerade gehört, dass die Leiche von Präsident Russells Frau gefunden wurde. Die Überreste, meine ich.”
“Ja, ist das nicht ein Ding? Was für eine tolle Geschichte. Wunderbar.”
Falls Lorraine es merkwürdig fand, dass Eve sie extra deswegen anrief, so zeigte sie es jedenfalls nicht.
“Hat Russell sich irgendwie geäußert? Und was ist mit dem Kind, mit dem seine Frau schwanger war? War sie … noch immer schwanger?”
“Noch immer schwanger? Nun, ich denke mal. Warum sollte sie nicht?”
Eve zuckte zusammen. Die Frage hätte sie nicht stellen dürfen. “Weil sie nichts davon erwähnt haben, deswegen.”
“Nun, genau weiß ich es nicht. Und Russell verweigert momentan noch jeden Kommentar. Glaub mir, wir tun unser Bestes, doch bisher kein Ton von ihm. Ich habe nur gehört, dass bei ihr auch eine Pistole gefunden wurde. Wir warten noch auf eine Bestätigung.”
Eve erinnerte sich an das Gefühl des Pistolengriffs zwischen ihren behandschuhten Händen. Sie hatte doch die ganze Zeit Handschuhe getragen, oder etwa nicht? Die Erinnerungen waren im Laufe der Jahre verblasst, als ob sie zu jemand anderem gehörten. Sie wusste noch, dass sie auf Genevieve gezielt und auf die Toilettentür geschossen hatte.
Was sollte sie nun zu Lorraine sagen? Was würde jemand sagen, der unschuldig war?
“Wie traurig”, presste sie hervor. “Und die Spur, die zu dem Täter führen könnte, ist vermutlich inzwischen eiskalt.”
“Ach, das weiß man nie. Die Leiche wurde in der Nähe einer Hütte gefunden, dort könnte es durchaus noch Spuren geben. Hoffe ich zumindest. Das würde alles noch viel spannender machen.”
Offenbar standen sie und Lorraine nun erstmals auf verschiedenen Seiten.
“Ich wollte eigentlich nur noch mal sichergehen, dass du an das Theaterstück mit Jack und Dru denkst …”
“Wait Until Dark
, richtig? Wir werden kommen.”
“Sehr gut. Und grüß Bobbie von mir.”
“War schön, mit dir zu sprechen”, sagte Lorraine. “Lass uns bald mal zusammen Mittag essen.”
“Gerne”, entgegnete Eve.
Eve lief zurück zum Campus und brachte irgendwie die Termine mit ihren Klienten hinter sich. Als sie schließlich nach Hause kam, bereitete Jack bereits Cheeseburger zum Abendessen zu.
“Hast du schon gehört?”, fragte er, nachdem er sie mit einem Kuss begrüßt hatte.
“Von Präsident Russells Frau?”
“Mhm.” Jack nahm zwei Teller aus dem Küchenschrank.
“Ich schalte mal eben den Fernseher an”, sagte sie. “Vielleicht gibt es ja etwas Neues seit heute
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