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Das geheime Leben der CeeCee Wilkes

Das geheime Leben der CeeCee Wilkes

Titel: Das geheime Leben der CeeCee Wilkes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Chamberlain
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Das hat er während seiner Aussage einmal erwähnt. Kannst du dich erinnern?”
    “Ich habe nicht jedem Wort seiner Aussage gelauscht”, zischte Jack. “Jetzt begreife ich allerdings, warum du das getan hast.” Er kniff die Augen zusammen. “Fühlst du noch immer etwas für ihn? Geht es darum?”
    “Oh nein, Liebling.” Sie war überrascht, dass er auf so eine Idee kommen konnte. “Darum geht es nicht.”
    “Was ist SCAPE?”, fragte er.
    “Eine Organisation gegen die Todesstrafe. Ich weiß nicht mal mehr, wofür die Abkürzung steht. Jedenfalls war er dabei, weil seine Schwester zum Tode verurteilt worden war.”
    “Die Schwester, die er aus dem Gefängnis holen wollte.”
    “Genau. Weißt du, er hat mich belogen. Er erzählte mir, sie sei von einem Fotografen vergewaltigt worden, den sie dann getötet hätte, und …”
    “Ich dachte, sie hätte eine Frau umgebracht.”
    “Genau. Das meine ich ja. Er hat versucht, mein Mitgefühl dadurch zu gewinnen, indem er behauptete, sie wäre vergewaltigt worden.”
    Jack sah sie ärgerlich an. “Was zum Teufel hat das mit deinem falschen Namen zu tun?”
    “Darauf komme ich gleich. Er wollte, dass ich Mitleid mit seiner Schwester habe, weil er … weil er mich benutzen wollte. Wovon ich allerdings nicht die geringste Ahnung hatte. Ich dachte, er liebt mich. Er war viel älter als ich, und ich war so … Gott, seine Aufmerksamkeit hat mich so glücklich gemacht. Nach einiger Zeit erzählte er mir von seinem Plan, Genevieve Russell zu entführen.”
    “Ich habe Angst vor dem, was ich gleich hören werde.” Er sah sie mit einem Ausdruck an, den er normalerweise für seine Töchter reservierte, wenn sie einen großen Fehler gemacht hatten. Das passte so gar nicht zu ihm. Wenn er so schaute, hatte sie manchmal Mühe, ihn noch zu erkennen.
    “Es ist mir jetzt auch unvorstellbar, aber irgendwie wurde ich in die ganze Sache hineingezogen. Ich dachte, seiner Schwester wäre ein Unrecht geschehen, und ich war …” Sie zögerte. “Ich war ehrlich gesagt
gerührt
, dass er sie genug liebte, um sein Leben für sie aufs Spiel zu setzen. Er hat mich dazu überredet, auf Genevieve Russell in der Hütte aufzupassen. Die Hütte am Neuse River.”
    “Wo ihre Leiche gefunden wurde?”
    Sie nickte.
    “Hast du sie umgebracht?”, flüsterte er.
    Sie begann zu weinen, die Hände auf den Mund gepresst. Unfähig zu sprechen, schüttelte sie nur den Kopf, damit er nicht länger auf eine Antwort warten musste. Sie sehnte sich nach seiner Berührung, wünschte, dass er sie tröstend in die Arme nahm wie sonst immer, doch er saß stocksteif in seinem Sessel, die Kaffeetasse noch immer in den Händen.
    Sie wischte sich die Tränen von der Wange und räusperte sich. “Sie bekam Wehen. Ich hatte furchtbare Angst. Ich war sechzehn und hatte so gut wie keine Ahnung. Zuerst dachte ich, sie würde mir etwas vormachen, aber als ich begriff, wie ernst es war … da wurde ich einfach panisch.” Sie sprach jetzt sehr schnell, konnte es kaum erwarten, endlich alles zu gestehen. “Ich wusste nicht, wo das nächste Krankenhaus war, außerdem war es dunkel. Ich wollte sie ja ins Auto schaffen, aber es war zu spät. Sie bekam das Kind auf einem Bett in der Hütte, und ich benutzte ein Messer, um die Nabelschnur durchzutrennen. Das war das blutige Messer, das sie neben ihr gefunden haben. Sie wurde nicht damit umgebracht. Niemand hat sie umgebracht. Nach der Geburt begann Genevieve heftig zu bluten. Sie hatte rote Haare, und sie sagte mir, dass Rothaarige dazu neigen und …”
    “Deswegen hast du Cory davon erzählt.”
    Sie sah in seinen Augen, wie er langsam begriff. Er sprang auf, die volle Kaffeetasse fiel auf den Teppich. “
Nein!”
, rief er. “Bitte sag nicht, dass Cory …” Er brach ab.
    Sie nickte. “Ich habe sie in eine Decke gewickelt und bin zu dem Haus eines anderen SCAPE-Mitglieds gefahren. Ich war völlig hysterisch. Am Ende. Ich blieb ein paar Tage dort und …”
    Jack wandte sich von ihr ab und lief aus dem Zimmer. Kurz darauf hörte sie, wie die Haustür zugeknallt wurde. Sie saß bewegungslos da, obwohl jeder einzelne Muskel in ihrem Körper zitterte. Ein wenig fühlte sie sich so wie damals in der Hütte: Sie wusste, dass sie schnell etwas unternehmen musste, hatte aber keine Ahnung, was. Sollte sie ihm nachgehen? Sicher wollte er sie nicht sehen, doch sie musste noch so viel tun und hatte so wenig Zeit. Es war fast halb acht. Wann würde wohl das Strafmaß

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