Das geheime Leben der CeeCee Wilkes
du auch noch meinen Segen haben?” Er lief zum Haus.
Mit zitternden Knien ließ sich Eve wieder auf die Bank sinken. Vielleicht würde sie ihn verlieren. Vielleicht würde sie ihn wirklich verlieren. Er liebte sie – er liebte Eve bedingungslos und von ganzem Herzen, das wusste sie. Aber für ihn war es, als ob Eve plötzlich gestorben wäre. Was hatte sie denn erwartet? Sie hatte sich über Jahrzehnte an ihre bizarre Realität gewöhnt – ihm blieben dafür nur Minuten. Wollte sie wirklich seinen Segen? Seine Vergebung? Sie wusste es nicht. Sie wusste nur, dass er recht hatte: Sie hatte ihre Entscheidung bereits getroffen.
52. KAPITEL
E ve hinterließ eine Nachricht auf Corys Mailbox. “Hier ist Mom. Cory, es ist wirklich dringend. Bitte ruf mich an, sobald du das hier abhörst.” Damit Cory nicht glaubte, Dru oder Jack wäre etwas passiert, fügte sie hinzu: “Uns allen geht es gut. Aber ich muss so schnell wie möglich mit dir sprechen. Bitte ruf mich in deiner Pause an.”
Als sie aufgelegt hatte, starrte sie auf das Telefon. Sollte sie versuchen, Jack zu erreichen? Noch nie war er einfach mitten in einem Streit aus dem Haus gelaufen. Andererseits hatte es in ihrer Ehe sowieso kaum Streit gegeben. Und schon gar keinen in diesem Ausmaß. Wahrscheinlich brauchte er einfach Zeit und Abstand von ihr, und das hatte sie zu respektieren.
Und nun? Sie konnte die Polizei anrufen und alles sagen, was sie wusste. Ob man sie dann wohl sofort verhaftete? Oder ob sie mit Tims Anwalt sprechen durfte? Würde man sie sofort nach North Carolina schaffen, noch bevor sie etwas zu ihrer Verteidigung vorbringen konnte? Sie kaute auf der Unterlippe, nicht sicher, was sie als Nächstes tun sollte.
Wieder wählte sie Corys Nummer und hinterließ eine weitere Nachricht, dann schaltete sie den Fernseher im Wohnzimmer ein. Sie sehnte sich so sehr nach Jack. CNN zeigte gerade eine Umfrage unter Passanten über die Schwere von Tims Schuld.
Nach ihrer Verhaftung wurde sie doch bestimmt auf Kaution freigelassen. Oder nicht? Bestand in ihrem Fall zu große Fluchtgefahr? Sie war schließlich schon einmal untergetaucht.
Ihre Angst wurde immer größer.
Wieder griff sie nach dem Telefon, rief die Auskunft an und ließ sich mit dem Gerichtsgebäude von Wake County verbinden. Sie hörte eine Computerstimme, die ihr verschiedene Optionen anbot, doch sie hatte das Gefühl, keine dieser Stellen passte. Gerichtskosten? Testamente und Grundbesitz? Strafgericht? Ja, das war es, oder nicht – das Strafgericht? Sie drückte die entsprechende Nummer, woraufhin ihr weitere Möglichkeiten genannt wurden. Verärgert drückte sie die Null und war erleichtert, als ein menschliches Wesen, eine Frau mit starkem Akzent, sich meldete.
“Nun”, begann Eve. “Ich weiß nicht, welche Nummer ich wählen muss, um Len Edison zu erreichen. Den Anwalt von Timothy Gleason”, fügte sie hinzu, als ob irgendjemand auf diesem Planeten den Namen von Tims Anwalt nicht kennen würde.
“Ich kann Sie nicht zu ihm durchstellen, Ma’am”, sagte die Frau. “Ich schätze, er ist hier, aber sie müssten zuerst in seinem Büro anrufen.”
“Wissen Sie die Nummer?”
“Nein, Ma’am. Tut mir leid.”
Nachdem sie aufgelegt hatte, rief sie wieder Cory an. Sie wusste, dass sie Cory damit verärgerte. Aber vielleicht begriff sie doch, wie wichtig es war, zurückzurufen. Dann wählte sie erneut die Nummer der Auskunft und ließ sich mit Len Edisons Büro verbinden.
“Mr. Edison ist bei Gericht”, erklärte die Empfangsdame.
“Ich muss unbedingt mit ihm sprechen. Ich habe Informationen, die Timothy Gleason entlasten.”
Die Empfangsdame antwortete nicht sofort. Dann seufzte sie. “Dafür ist es nun ein bisschen zu spät, finden Sie nicht?”
“Bitte, sagen Sie mir, wie ich ihn erreichen kann.”
“Geben Sie mir Ihren Namen und Ihre Telefonnummer, ich richte ihm aus, dass Sie angerufen haben.”
Eve zögerte. Sie hatte das untrügliche Gefühl, dass Len Edison ihre Nachricht niemals erhalten würde. “Ich muss noch heute Morgen mit ihm sprechen.”
“Haben Sie eine Vorstellung, wie viele Menschen uns anrufen und über den Fall sprechen wollen?” Die Empfangsdame war offensichtlich am Ende ihrer Kräfte.
“Aber es ist wichtig!”, rief Eve.
“Geben Sie mir Ihren Namen und …”
“Na gut.”
Nachdem sie aufgelegt hatte, stellte sie sich vor, wie die Frau den Zettel mit ihrem Namen in den Papierkorb warf. Wieder versuchte sie, Cory auf dem Handy
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