Das geheime Leben der CeeCee Wilkes
als gut”, entgegnete sie. Wie ihre Mutter vorausgesagt hatte, hatte die Erde nicht gebebt. Zumindest nicht, als er in sie eindrang. Davor war sie durch seine geschickten Hände und seinen unglaublichen Mund bereits dreimal gekommen, aber als er mit ihr schlief, spürte sie nicht viel. Vielleicht lag es am Kondom. Dennoch hatte es sie unendlich glücklich gemacht, ihm so nah zu sein – jedes andere Gefühl hätte sie enttäuscht.
Als es an die Tür klopfte, zog sie schnell die Bettdecke über ihre Brust.
“Ich gehe”, rief Marty.
“Warte.” Tim sprang auf, lief nackt zur Tür, sperrte sie auf und verschwand dann im Flur. “Hast du deine Medikamente genommen?”, hörte sie ihn fragen.
“Du weißt doch genau, wenn du unbedingt ein Mädchen flachlegen musst, dann kannst du das in deinem Bus tun”, entgegnete Marty. “Du brauchst nicht hier …” Den Rest des Satzes konnte sie nicht verstehen. CeeCee überlegte, schnell aufzuspringen und sich anzuziehen, aber ihr war zu kalt. War sie wirklich nicht mehr für ihn? Nur eine schnelle Affäre?
Nach ein paar Minuten kam Tim zurück und legte sich mit einem Seufzen neben sie. CeeCee wurde sofort klar, dass die Stimmung unwiederbringlich verloren war.
“Er glaubt, dass ich nur deinen Körper will”, sagte er. “Aber du sollst wissen, dass das nicht stimmt. Ich mag dich. Ich mochte dich vom ersten Tag an, als du den Kaffee über mich geschüttet hast. Ich finde, du bist … bewundernswert, und ich bin so gerne in deiner Nähe. Vielleicht bist du ein bisschen naiv, was das Geschehen in der Welt betrifft, und deshalb immer so optimistisch. Ignoranz ist ein Segen, du weißt schon. Mir egal.”
Seine Worte liebkosten ihre Seele, obwohl sie sich wegen seiner Anspielungen auf ihre Naivität ein wenig schämte.
“Du hast recht”, meinte sie. “Ich weiß zum Beispiel so gut wie gar nichts über Vietnam, außer dass es hier viel Protest dagegen gab. Und dass das Leben vieler junger Männer zerstört wurde. Wie das von Marty. Was für Medikamente braucht er?”
Tim starrte an die Decke. “Du hast uns gehört?”
“Teilweise.”
“Er ist paranoid. Er glaubt, jedes Geräusch bedeutet Gefahr für ihn. Und er vertraut Menschen nicht sonderlich. Du hättest ihn gemocht, so, wie er früher war. Wenn du ihn gekannt hättest, würdest du verstehen, warum er mir so wichtig ist. Ich bin einfach froh, dass er überlebt hat. Im Gegensatz zu vielen anderen. Und er ist noch immer sehr intelligent. Intelligenter als meine Schwester und ich.”
“Du hast eine Schwester? Wohnt sie auch hier?”
“Nein”, erwiderte Tim in einem Ton, der jede weitere Frage ausschloss.
Sie setzte sich auf, umschlang ihre Knie und betrachtete den Müllhaufen in seinem Zimmer. Sie musste sich eingestehen, dass sie sich in einen Chaoten verliebt hatte. Plötzlich wusste CeeCee, wie sie ihn wieder zum Lächeln bringen konnte.
“Ich würde gern das Haus für euch in Ordnung bringen”, sagte sie. “Ich bin sehr gut im Aufräumen.”
“Kommt nicht in Frage.”
“Aber ich möchte gerne. Bitte.” Das war das Mindeste, was sie für jemanden tun konnte, der ihr sehr wahrscheinlich fünftausend Dollar hatte zukommen lassen.
Er streichelte ihren nackten Rücken. “Wirst du dich fürs Frühjahr am College einschreiben?”
“Auf jeden Fall.”
“Dann gehört das Haus dir”, sagte er. “Du kannst damit anstellen, was du willst. Bleib allerdings Martys Zimmer fern.”
“Ich habe vor, Marty überhaupt fernzubleiben.”
“Gute Idee.”
“Musst du lernen?”
“Ich muss ein paar Texte schreiben”, entgegnete er. “Aber das hat noch …”
“Ich fange gleich hier und jetzt an”, unterbrach sie ihn. “Es macht dir nichts aus, wenn ich in deinen Sachen herumwühle?”
Lachend strich er über ihre Brust. “Du hast doch schon ziemlich gut in meinen Sachen herumgewühlt.”
Sie brauchte einen Moment, bis sie die Anspielung verstand. Dann versetzte sie ihm einen leichten Stoß. “Du lernst und ich räume auf”, sagte sie.
Er stand auf, schlüpfte in seine Jeans und sah ihr dann beim Ankleiden zu. Als sie aufsah, lächelte er sie an. “Ich bin nicht sicher, ob ich hier einfach in Ruhe sitzen kann, während du rumläufst und dabei so niedlich aussiehst.”
“Du wirst nicht einfach sitzen, sondern arbeiten.” Sie knipste das Deckenlicht an, nahm seinen Arm und bugsierte ihn zum Schreibtisch. “Und mir macht so was wirklich Spaß. Im Ernst. Meine Pflegemütter sagten den
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