Das geheime Leben der CeeCee Wilkes
“Wie auch immer, das ist meine Geschichte. Und ich versuche, zu helfen, wenn ich kann.”
Eve wusste nicht, was sie sagen sollte. Noch immer sah sie Tims Gesicht vor sich und überlegte verwirrt, wen der Polizist mit seiner “Freundin” gemeint hatte.
“Sag mir nur eines. Ist einer von ihnen, von den Gleason-Brüdern, Corys Vater?”
Eve nickte.
“Das tut mir leid, Liebes.”
“Ich stelle mir immer wieder vor, dass er mich irgendwie findet. Oft bilde ich mir ein, seinen VW-Bus auf der Straße zu sehen. Und wenn ich dann merke, dass er es nicht ist …” Sie schüttelte den Kopf. “Und jetzt sagt der Polizist, man hätte mit seiner Freundin gesprochen.
Ich
bin seine Freundin.”
Marian hob energisch eine Hand. “Zunächst einmal sagen die alles Mögliche, um ihr Ziel zu erreichen. Wahrscheinlich wollen sie dich einfach aus deinem Versteck locken. Zweitens, und das ist viel wichtiger: Wir führen gerade ein Gespräch, das wir nicht führen sollten. Du musst vorsichtiger sein. Für mich war ganz eindeutig, dass du etwas mit dieser Sache zu tun hast, aber anderen Menschen gegenüber darfst du nicht so offen sein, verstehst du?”
Eve nickte.
“Du zuckst jedes Mal zusammen, wenn es an der Tür klingelt, und jetzt verstehe ich auch, wieso. Und es ist gut, dass du ein wenig paranoid bist. Man weiß nie, wem man trauen kann, deswegen traust du am besten niemandem. Aus einem Freund kann ein Gegner werden, und dann befindest nicht nur du dich in Gefahr.”
“Ich weiß. Auch Tim und Marty und ihre Schwester. Und Na …” Sie riss sich gerade noch rechtzeitig zusammen. “Die Leute, die mir geholfen haben, hierher zu kommen.”
“Und jetzt musst du auch für meine Sicherheit garantieren. Also kein Wort zu niemandem, solange du lebst. Versprichst du es mir?”
Eve nickte wieder. “Glaubst du, dass ich ihn jemals wiedersehe?”
“Ich weiß, dass es dir das Herz bricht, Eve, aber es wäre ein großer Fehler, wenn er versuchen würde, dich zu finden. Und dasselbe gilt für dich. Er würde dich und sein Kind in Gefahr bringen, und das weiß er ganz bestimmt. Egal, wie sehr er dich liebt, er sollte nicht versuchen, dich zu finden.”
Ihr war noch gar nicht in den Sinn gekommen, dass er womöglich nicht kam, um sie zu schützen. Ihr Herz floss fast über vor Liebe.
“Ich wünschte nur, ich könnte ihm irgendwie helfen.”
“Am besten hilfst du, wenn du seinem Kind eine gute Mutter bist. Und das bringt mich zu meinem nächsten Thema.”
“Wie bitte?”
“Du brauchst einen Job.”
“Aber … du brauchst mich doch hier.”
Marian lächelte. “Ich erledige diese Arbeit seit zehn Jahren ohne dich, Liebes. Du bist mir eine große Hilfe, aber ich brauche dich nicht. Wichtig für deine Zukunft ist, dass du dich wirklich in Eve Bailey
verwandelst.
Unter diesem Namen musst du nach und nach Zeugnisse und Referenzen sammeln.”
Genau das hatte Naomi auch gesagt.
“Ich weiß, dass du erst vor vier Wochen ein Kind zur Welt gebracht hast. Aber du scheinst gut in Form zu sein und ich denke, du könntest eine Teilzeitstelle annehmen. Ich habe mit meiner Freundin Steffi Green gesprochen, die die Geschäftsführerin vom University Diner ist. Da hängen immer die ganzen UVA-Studenten herum. Für die Abendschicht wird eine Bedienung gesucht. Von achtzehn bis zweiundzwanzig Uhr. Nur vier Stunden, zumindest am Anfang. Meinst du, das bekommst du hin?”
“Aber … was mache ich mit Cory?”
“Hallo!” Marian winkte ihr zu. “Was ist mit mir? Ich kann mich um sie kümmern. Um diese Zeit sind die anderen Kinder weg.”
Eve legte die Wange auf Corys Kopf. “Ich glaube nicht, dass ich sie einfach allein lassen kann. Nicht mal mit dir.”
“Ich bestehe darauf, Eve.” Marians Stimme war fest, sie ließ mal wieder die Gouvernante durchblicken. “Nicht nur, weil du das Geld brauchen kannst, sondern weil du mal rauskommen musst. Freundschaften schließen und auch mal an etwas anderes denken als an Cory und diesen …” Sie deutete auf den schwarzen Bildschirm. “Ihren Vater. Du musst ein neues Leben beginnen, Liebes. Verstehst du?”
Eve nickte. “Ich werde dir Miete bezahlen, wenn ich einen Job habe.” Oder wollte Marian lieber, dass sie auszog? Vielleicht hatte sie die Enthüllung über Tim Gleason erschreckt. “Wenn ich noch hier wohnen darf, meine ich.”
“Du kannst bleiben, solange du willst. Und du kannst mir ein Viertel der Nebenkosten zahlen, wenn du dich dann besser fühlst. Wie wäre
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