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Das geheime Leben der CeeCee Wilkes

Das geheime Leben der CeeCee Wilkes

Titel: Das geheime Leben der CeeCee Wilkes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Chamberlain
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nächtlichen Haarschnitt gedacht, bis sie im Badezimmer einen Haufen dunkler Haare neben dem Waschbecken entdeckte. Sie musste ihren ganzen Mut zusammennehmen, um in den Spiegel zu schauen. Wo vorher eine wilde, lange dunkle Mähne gewesen war, erblickte sie jetzt ein kurz geschnittenes Durcheinander. Es war wohl keine gute Idee gewesen, ausgerechnet die Nagelschere zu benutzen. Am liebsten hätte sie geheult, aber das nutzte nun auch nichts mehr.
    “Cory hat sich gestern Nacht die Hand an meinem Haar geschnitten. Also musste es weg.”
    Marian lachte. “Sie hat sich an deinem
Haar
geschnitten?”
    Eve betrachtete Corys Finger. Der Schnitt war kaum noch zu sehen. “So wie an Papier.”
    Marian schüttelte den Kopf. “Du bist vielleicht eine Nummer. Soll ich …” Sie lachte. “Versteh mich nicht falsch, ja? Aber wir sollten bei meinem Friseur einen Termin ausmachen. Nur um …”, Marian legte die Hände an ihren ordentlichen weißen Pagenkopf, “… du weißt schon, es ein wenig anzugleichen.”
    “Ich habe die Nagelschere genommen.” Eve grinste und bemerkte dabei eine seltsame Spannung in ihrem Gesicht, als ob ihre Gesichtsmuskeln in den letzten Wochen verkümmert wären. Natürlich hätte sie gerne einen anständigen Haarschnitt, andererseits wollte sie für Cory einen Autokindersitz kaufen. Die Frauen im Park hatten ihr erklärt, wie gefährlich es war, mit einem Baby im Korb Auto zu fahren. Wenn sie sich also zwischen einem Kindersitz und einer anständigen Frisur entscheiden musste, hatte sie keine Wahl.
    “Sag mir einfach, wenn ich einen Termin für dich machen soll.”
    “Danke.” Eve sah dem Baby in die Augen. “Das tut sie jetzt immer. Mich anstarren. Ich liebe es, wenn sie …” Plötzlich brach sie ab und blickte zum Fernseher. Jemand hatte den Namen “Gleason” genannt.
    “So langsam beginnt sie, dich zu erkennen”, erklärte Marian, doch Eve hörte gar nicht richtig hin.
    Ein Polizist stand vor der Kamera und sprach in mehrere Mikrofone: “Ja”, antwortete er auf eine Frage, die Eve nicht gehört hatte. “Wir haben mit Timothy Gleasons Freundin gesprochen, die sich zunächst geweigert hatte, auszusagen.”
    “Wie bitte?”
, fragte Eve laut.
    “Sie hat uns zu einem Haus in Jacksonville gebracht, von wo aus die Gleason-Brüder die Anrufe getätigt haben. Dort haben wir auch Beweisspuren gefunden, aber die beiden Männer sind verschwunden. Und es gibt keine Anzeichen dafür, dass Mrs. Russell dort festgehalten wurde.”
    “Weiß die Freundin etwas über den Aufenthaltsort von Mrs. Russell?”, ertönte eine Stimme.
    “Sie behauptet, nichts über den Aufenthaltsort der Entführten zu wissen.”
    Ohne Vorwarnung tauchten plötzlich die Fotos von Tim und Marty auf dem Bildschirm auf. “Timothy und Martin Gleason sind vermutlich unter falschen Namen auf der Flucht und könnten ihr Aussehen verändert haben”, sagte der Nachrichtensprecher. Dann nannte er eine Telefonnummer, die die Zuschauer anrufen konnten.
    Eve hatte vergessen, zu atmen. Sie starrte auf den Fernseher. Dieses Foto von Tim hatte sie einmal in seinem Haus gesehen. Es war vor wenigen Jahren an einem Strand aufgenommen worden. Er lächelte, sein lockiges Haar war durch die Sonne fast weiß. Und diese klaren grünen Augen! Die hatte sie beinahe vergessen.
    Sie begann lautlos zu weinen und spürte Marians Blick auf sich, die aufstand, um den Fernseher auszuschalten. Dann setzte sie sich wieder und umfasste ihre Knie.
    “Ich will gar nicht wissen, was genau du damit zu tun hast”, sagte sie leise. “Aber ich könnte dir etwas über mich erzählen.”
    Eve sah sie abwartend an.
    “Mein Mann kam 1960 wegen eines Mordes, den er nicht begangen hat, ins Gefängnis.” Ihre Stimme klang angespannt. “Es gab Zeugen, die behaupteten, dass er am Tatort war, manche sagten sogar, sie hätten den Mord gesehen, aber ich bin absolut überzeugt, dass er verwechselt wurde. Doch sein Alibi konnte niemand bestätigen, weil er zu dieser Zeit in einem Hotelzimmer schlief. Und so wurde er verurteilt und 1966 hingerichtet.”
    “Das tut mir leid”, flüsterte Eve.
    “Danach bin ich SCAPE beigetreten. Das weiß hier niemand. Meine Freunde und früheren Nachbarn waren ebenfalls von Jims Unschuld überzeugt, aber sie haben keine Ahnung, dass ich danach aktiv wurde. Nicht zuletzt SCAPE sorgte dafür, dass vor ein paar Jahren die Todesstrafe abgeschafft wurde. Jetzt allerdings haben wir sie wieder.” Marian zuckte mit den Schultern.

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