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Das geheime Leben des László Graf Dracula

Das geheime Leben des László Graf Dracula

Titel: Das geheime Leben des László Graf Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roderick Anscombe
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widerfahren ist. Helene ist von den Theissens aufgenommen worden, aber es wurde mir klargemacht, daß ich Inspektor Kraus ausgeliefert werde, falls ich mich ihr nähern sollte. Man hat mir nicht erlaubt, an den Beerdigungen teilzunehmen, damit ich keine Gelegenheit zu einem Kontakt mit ihr habe.
    Elisabeth und Gregor haben völlige Kontrolle über mein Leben. Sie haben Jakob aufgetragen, mich Tag und Nacht zu bewachen. Er schleppt eine riesige Kavalleriepistole mit sich herum, die einst meinem Bruder gehörte, und hat den strikten Befehl, niemals von meiner Seite zu weichen. Er glaubt, es sei seine Aufgabe, mich vor dem Vampir zu beschützen, und vertraute mir in einem unbeobachteten Augenblick an, daß er die Order hat, mich eher zu erschießen als zuzulassen, daß ich dem Monster in die Klauen falle und in die Reihen der Untoten gelange. So ist er zum Wächter über meine Seele geworden. Gewiß hat Gregor das so eingefädelt.
    In der Nacht werde ich im Turm eingesperrt. Sie geben vor, diese Maßnahme zu meinem eigenen Schutz zu treffen, aber ich glaube, daß es weise von ihnen ist, mich von anderen Menschen getrennt zu halten, damit ich die ansteckende Krankheit nicht verbreite. Ich bin der einzige, der die Kranken besucht. Es ist niemand mehr übrig, um sie zu pflegen, und so fällt mir nun auch diese Aufgabe zu. Ich versinke förmlich im Dreck. Am Ende des Tages bemerke ich, daß Kot unter meinen Fingernägeln haftengeblieben ist, aber ich breche das Brot in Stücke und tauche es in die Suppe, die sie mir bringen, so gleichgültig wie ein Bauer.
    Mein Schicksal ist klar vorgezeichnet. Ich bin mehr oder weniger eingesperrt.
    Ich muß den Kranken Tag und Nacht zu Diensten sein, bis auch ich der Seuche erliege. Ich unterwerfe mich froh dem Gottesurteil. Wenn Gott mich zu sich rufen will, dann habe ich meinen Teil getan, um seiner Bestimmung zu folgen.

    I5

    I. MÄRZ 1888

    nscheinend soll ich doch am Leben bleiben. Gregor weiß nicht, was er mit A mir tun soll. Es ist ein wenig spät, mich jetzt noch den Behörden zu übergeben – man würde zu viele peinliche Fragen stellen. Wenn ich früher eingesperrt worden wäre, dann würde Theresa doch sicherlich noch am Leben sein? Aber wenn ich eingesperrt worden wäre, wären dann diejenigen, die ich vor der Seuche habe retten können, noch am Leben? Dies sind die schrecklichen Fragen, in die man sich sofort verstrickt, wenn man versucht, die Hand Gottes zu erkennen. Gregor quält sich unablässig mit solchen Überlegungen herum, vor allem, möchte ich wetten, mit der Frage seiner Mitschuld an Theresas Tod. Er dauert mich zutiefst, weil ich weiß, wie sehr er für meine Sünden leidet.
    Doch abgesehen davon ist mir alles einerlei. Vielleicht ist es die Müdigkeit oder die ständige Nähe des Todes, die mich dermaßen abgestumpft hat. Ich halte mich kaum noch sauber. Mit struppigem Bart und schulterlang fallendem Haar, die einstmals vornehme Kleidung fleckig und fast zerlumpt, so streiche ich leeren Blicks durch die Stadt, wie einer jener halbverrückten russischen Wandermönche, die unbehaust umherirren und den Pöbel aufrufen, sich auf das Jenseits vorzubereiten.
    Gestern kam eine Bauersfrau auf mich zugestürzt. Ich dachte schon, Jakob, mein Leibwächter und Seelenwart, würde sie erschießen. Er mühte sich ab, die Kavalleriepistole aus der Jägertasche an seiner Seite zu holen, aber noch bevor er sie halb hervorgezogen hatte, wurde klar, daß die Frau nicht die Absicht hatte, mir etwas anzutun. Vielmehr fiel sie auf die Knie, ergriff meine Hand und dankte dem Himmel für die Befreiung von der Plage, von dem Vampir.
    »Gott schütze Sie, gnädiger Herr«, sagte sie, und bevor ich meine Hand zurückziehen konnte, hatte sie einen ehrerbietigen Kuß auf meine schmutzigen Finger gedrückt. »Ich bitte Sie, schließen Sie mich in Ihre Gebete ein.«
    »Sag mir deinen Namen«, entgegnete ich und beugte mich zu ihr nieder.
    Sie wandte das Gesicht ab, wie geblendet vom Lichtstrahl meiner Augen.
    Wenn meine Berührung schon genügt, das Böse abzuwehren, wieviel gefährlicher ist dann erst mein Blick! »Anna«, flüsterte sie mit gebeugtem Kopf.
    »Ich werde daran denken«, sagte ich und ging weiter.
    Ein Mann, der den Zwischenfall beobachtet hatte, kniete nieder und bekreuzigte sich, als ich vorbeikam. Andere, obwohl in einiger Entfernung, nahmen ihre Hüte ab. Ein Kind berührte zaghaft den Rand meines Umhangs, sah mit staunenden Augen zu mir auf. Ich zog es vor, sie nicht

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