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Das geheime Leben des László Graf Dracula

Das geheime Leben des László Graf Dracula

Titel: Das geheime Leben des László Graf Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roderick Anscombe
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nicht dafür ansehen?«
    »Leider kann ich nicht über diesen Fall reden«, sagte ich mit übertriebener Bescheidenheit. »Sub judice, diese Art von Dingen.«
    »Ich verstehe«, sagte Stephanie, als wäre die Angelegenheit damit für sie erledigt.
    Als wir am Inspektor vorbei zum Tor gingen, schenkte sie ihm nicht mehr als ein knappes Nicken, aber ich kannte ihr Wesen bereits gut genug, um mir ihre unbezähmbare Neugier vorstellen zu können. Genauso war mir klar, daß diese Selbstverleugnung irgendwann ihren Preis kosten würde.
    Ich wollte schon den Damen folgen, doch Lothar hielt mich zurück.
    »Gibt es etwas, das ich wissen sollte?« murmelte er.
    »Ich glaube nicht. Sie meinen den Polizisten? Ich helfe ihm nur. Die Leute kommen ja auf die merkwürdigsten Ideen. Nur weil ich der Graf bin, meinen sie, ich könnte ihnen bei ihren Geschäften, egal welcher Art, helfen.«
    Er betrachtete mich einen Augenblick lang skeptisch. Auf einmal fing er an zu schmunzeln. »Sie führen doch etwas im Schilde, Sie Teufel.«
    Elisabeth führte unsere Gäste in den Salon und bestellte Tee, während ich Kraus in die entgegengesetzte Richtung dirigierte. Er wirkte außerordentlich bitter und erschöpft. Diese Untersuchung verlangte ihm wirklich alles ab.
    »Mein Personal soll Ihnen jederzeit zur Verfügung stehen«, versicherte ich ihm, »aber irgendwo muß es eine Grenze geben. Es sind keine gebildeten Leute, wissen Sie. Sie sind an so etwas nicht gewöhnt. Sie meinen, Sie verdächtigen sie. Ihre Verhöre rauben ihnen den Nerv. Aber vielleicht ist das ja auch Ihre Absicht.«
    »Ich bin gekommen, um mit Ihnen zu reden, Graf.«
    »Sie kommen in einem denkbar ungünstigen Augenblick, Inspektor. Wie Sie sehen können, habe ich Gäste, um die ich mich kümmern muß.«
    »Ich würde Ihre Zeit nicht in Anspruch nehmen, wenn es nicht wichtig wäre.«
    Ich seufzte ungeduldig. »Na schön.«
    »Es ist eine etwas delikate Angelegenheit.«

    Mir lief es kalt den Rücken hinunter. Wußte er etwas? »Ich verstehe«, sagte ich. Und dachte: Nicht jetzt. Noch nicht.
    Als wir die Bibliothek betraten, schloß ich die Türen behutsam hinter uns und forderte ihn mit einer Geste auf, sich zu setzen.
    »Ich ziehe es vor zu stehen«, sagte er mit ungewöhnlicher Förmlichkeit. Er bestand steif auf seiner Würde als Beamter und sah doch völlig verloren aus in seinem schäbigen Umhang.
    Ich machte es mir in einem der thronartigen Sessel bequem, und von da an war ich die Aufmerksamkeit in Person, der hochherzige Gastgeber, der seine Gäste verlassen muß, um seine Bürgerpflicht zu erfüllen. »Was bereitet Ihnen Sorgen?« fragte ich.
    »Es ist nur ein Detail«, sagte er etwas verlegen und schien nicht recht zu wissen, wie er fortfahren sollte.
    »Man sollte niemals Einzelheiten übersehen«, sagte ich aufs Geratewohl.
    »Manchmal liefert mir irgendeine unbedeutende Sache die Diagnose. Ich stelle mir vor, daß es in der Kriminologie genauso ist.«
    Als Antwort holte er einen kleinen Gegenstand aus seiner Tasche hervor und warf ihn mehr oder weniger über den Bibliothekstisch vor mich hin.
    »Sagen Sie mir, was Sie davon halten«, brummte er.
    Ich nahm ihn auf und untersuchte ihn. Es war eine mit Emaille überzogene japanische Brosche in der Form eines Schmetterlings.
    »Aber das ist ja die Brosche, die ich Helene zu Weihnachten geschenkt habe.«
    »Sie erkennen sie?«
    »Natürlich. Wo haben Sie sie her?«
    »Bürgermeister Theissen hat sie mir gebracht.«
    »Aber warum denn?«
    »Er erklärte, daß sie früher seiner Tochter Estelle gehört hat.«
    »Das glaube ich kaum.«
    »Ich kann Ihnen nur sagen, was er mir erzählt hat.«
    »Dann muß sich der gute Bürgermeister irren.«
    »Er kam nur sehr widerstrebend zu mir. Die Achtung und die Bewunderung, die er für Sie hat, hielten ihn lange zurück. Aber die Besitzerin dieses Schmuckstücks wurde ermordet, und jetzt haben Sie es einer anderen jungen Frau geschenkt.«
    »Dieser Schluß liegt auf der Hand, das gebe ich zu.«
    »Der Bürgermeister ist fest davon überzeugt, daß sich eine unschuldige Erklärung finden wird.«
    »Aber natürlich war es seine Pflicht, Ihnen das Beweisstück zu präsentieren.
    Ich zweifle nicht an Theissens Aufrichtigkeit. In keiner Weise.«
    »Ich auch nicht.« Kraus wartetet zuversichtlich.
    »Ich gestehe, daß mir die Sache etwas peinlich ist. Ihnen ist gewiß bekannt, daß die Brosche nicht einzigartig ist? Leider stammt sie nicht aus einem dieser vornehmen Läden in der

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