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Das geheime Leben des László Graf Dracula

Das geheime Leben des László Graf Dracula

Titel: Das geheime Leben des László Graf Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roderick Anscombe
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Vergangenheit mehr als einmal in die eigene Tasche gelogen, aber ich bin sicher, daß ich diesem gegenwärtigen
    »Angriff« vorbeugen kann; ich muß meinen Trieb nur schon im Anfangsstadium auffangen, dann passiert auch nichts. Abgesehen davon beobachten mich Lothar, Rado und sogar Kraus mit Argusaugen. Es ist reines Zweckdenken.
    Hinterher, das verspreche ich mir, wenn Rado seine Geschäfte erledigt hat und die von Picks nach Budapest zurückgekehrt sind, werde ich mich belohnen.
    Aber jetzt, und nur für jetzt, muß ich mir Zurückhaltung auferlegen. Ich frage mich, ob ich mich selbst überlisten kann und am Ende permanent Abstinenz übe.

    12. APRIL 1888, FRÜHER MORGEN

    Die Nacht war kalt, und ein heftiger Wind wehte. Ich zog meinen Mantel fest um mich, während ich die gewundene Straße zur Stadt hinunterging. Wolken verhüllten den Mond und gaben ihn nur immer für kurze Intervalle frei, in denen er sein fahles Licht auf die noch fahlere Landschaft warf, ehe er wieder verschwand. Ich überquerte die Brücke und tauchte erleichtert in die schützenden Straßen ein. Nur wenige Leute waren unterwegs, und die, die ich sah, gingen eilig und mit gesenkten Köpfen ihren Geschäften nach. Sie wollten so schnell wie möglich in ihre warmen Häuser zurückkehren.
    Völlig durchfroren erreichte ich das Pfarrhaus. Ich hatte eine Tasse heißen Tee dringend nötig, aber die Haushälterin machte nicht auf.
    »Sie kennen mich doch, Frau Hatvany. Seien Sie so freundlich und lassen Sie mich rein.«
    »Entschuldigen Sie bitte, Herr Graf«, sagte sie durch das Schlüsselloch. »Ich erkenne Ihre Stimme, aber mit dem Vampir und allem kann man nicht vorsichtig genug sein.«
    »Wenn Sie meine Stimme erkennen, dann wissen Sie, glaube ich, auch, daß Sie mich unbesorgt hereinlassen können.«
    »Aber es heißt, daß Vampire die Stimme eines Menschen so gut nachahmen können, daß sogar seine eigene Frau glaubt, er wäre es. Ich bitte tausendmal um Entschuldigung, Herr Graf, aber ich kann mir nicht sicher sein, daß Sie es sind, solange ich Sie nicht gesehen habe.«
    »Aber Sie werden nicht sehen, daß ich es bin, solange Sie nicht die Tür aufmachen.«
    »Ah, aber dann könnte es zu spät sein.«
    Ich stieß einen ärgerlichen Seufzer aus. »Vielleicht kann Pater Gregor die Sache klären?«
    »Der ist nicht hier. Er ist zur Chorprobe in der Kirche.«
    Als ich mich der Kirche näherte, sah ich durch das Fenster den trüben Schein von Kerzen. Mit beiden Händen drehte ich den Stahlring am Portal, und geräuschlos öffnete sich ein Spalt. Drinnen empfing mich zunächst völlige Dunkelheit. Ich atmete die modrige, feuchte Luft der Kirche ein. Mit ausgestreckten Händen tastete ich mich weiter voran, bis meine Finger gegen den schweren Vorhang stießen, der den Vorraum vom Hauptschiff trennte. Nach weiterem blinden Suchen konnte ich ihn endlich zurückschlagen und ins Licht treten.
    Auf das Chorgestühl zu beiden Seiten des Altars hatten sich an die zwei Dutzend Sänger verteilt und übten voller Inbrunst ein Kirchenlied. Gregor stand vor ihnen und lauschte mit auf die Seite geneigtem Kopf. Bei meinem Eintreten hob er unvermittelt die Hand, und das Singen brach abrupt ab. Ich rührte mich nicht von der Stelle, konnte aber davon ausgehen, daß mich niemand in diesem düsteren Licht bemerken würde.
    Gregor erklärte seinen Leuten, welche Silben sie betonen mußten, und sang es ihnen übertrieben deutlich vor. Ich hatte völlig vergessen, was für einen schönen Tenor er besaß; seine Stimme füllte die gesamte Kirche bis zu dem Platz, an dem ich stand. Am Ende des Verses hielt er inne und setzte seine Erläuterungen mit normaler Sprechstimme fort, als wäre sein Gesang nichts Besonderes und diene nur der Illustration.
    Ich ging leise zur hintersten Bank und kniete aus Gewohnheit nieder. Ich faltete die Hände und legte die Stirn darauf, aber ich konnte nicht beten. Gregor hatte den Chor wieder unterbrochen. Die Musik war an dieser Stelle nicht so angeschwollen, wie er es gerne gehabt hätte. Erneut demonstrierte er es ihnen, um dann gleich wieder zu verstummen. In seinen Augen diente der Mensch der Musik und nicht umgekehrt.
    Er war nicht immer so demütig gewesen. In der Sankt-Sebastian-Kirche war er sehr stolz auf seine Stimme gewesen, und das zu Recht. Nein, die Bescheidenheit war ihm wahrlich nicht in die Wiege gelegt worden, und ich fragte mich, was es ihn gekostet hatte, um an diesen Punkt zu gelangen.
    Ich dachte an meine Mutter, die

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