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Das geheime Leben des László Graf Dracula

Das geheime Leben des László Graf Dracula

Titel: Das geheime Leben des László Graf Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roderick Anscombe
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dachte, wir hätten eine Abmachung.«
    »Hängt davon ab, wie du die Abmachung verstehst«, sagte ich, eine lächerliche Erklärung, die ihr augenblicklich zeigte, wie betrunken ich war, falls sie es nicht schon gerochen hatte.
    Als ich rastlos im Zimmer herumging, kam ich mir wie ein Polizist vor, der nach Einzelheiten suchte, aus denen er rekonstruieren konnte, was hier in den letzten Stunden vorgefallen war. Auf dem Tisch, zwischen den Resten einer Mahlzeit, hatte Stacia einen Strauß gelber Orchideen abgelegt, die schon welkten. Ein Messer mit Knochengriff steckte in der vollkommenen Spirale aus einer grünen Apfelschale, die so präzise wie zu einer Geometriedemonstration geschnitten war. Wie typisch für Lothars gewandten Umgang mit der Oberfläche von Dingen! Ich stellte mir vor, wie er sie mit den saftigen Scheiben des Apfels fütterte, wie er auf seine perverse Art darauf bestand, ihr jedes Stück zwischen die Lippen zu schieben.
    »Ich bin ein freier Mensch«, sagte Stacia. »Ich komme und gehe, wann es mir paßt. Hier bin ich nicht Ihre Patientin.«
    »Du bist überhaupt nicht meine Patientin«, korrigierte ich sie eilig.
    »Das hier ist mein Zimmer. Ich kann empfangen, wen ich will.«
    »Er wird bald heiraten – hast du das gewußt?«
    »Wer?«
    »Herr von Pick. Der Mann, der noch vor wenigen Minuten hier war. Du hast ihn doch bestimmt nicht schon vergessen?«
    Stacia seufzte ungeduldig. »Was er mit seiner Zeit anstellt, wenn er nicht bei mir ist, geht mich nichts an.« Ich glaube, ich sah einen berechnenden Ausdruck in ihrem Gesicht, eine eilige Bewertung jeder kleinsten Information, die sie erhielt. »Und Sie geht es doch auch nichts an.«
    »Ehrlich gesagt, glaube ich schon, daß es mich etwas angeht.«
    »Und wieso?«
    »Weil ich zufällig die junge Dame kenne, um die es geht«, sagte ich. »Ich mag sie nämlich sehr gern.«
    »Ah! Der Ritter in der glänzenden Rüstung!«
    Das fand sie sehr komisch. Es erfüllte sie immer mehr, bis sie den Kopf zurückwarf, um ihrem Gelächter freien Lauf zu lassen; sie stemmte die Hände in die Seiten, und ihre Schultern zuckten vor Belustigung. Bis dahin hatte ich an ihr noch nie einen besonders ausgeprägten Sinn für Humor entdeckt. Dazu kam, daß ich auch nicht den Grund ihrer Belustigung kannte, obwohl mir klar war, daß sie sich auf meine Kosten amüsierte. Sie fand mich lächerlich. Sie fand den ganzen Gedanken von der heiligen Ehe absurd. Sie lachte immer weiter und hörte gar nicht wieder auf, und ich fragte mich schon fast, ob sie die Beherrschung verloren hatte. Ihr Gelächter entsprang ganz eindeutig einer kathartischen Ader, die aus sich selbst heraus und aus meiner Ernsthaftigkeit ihre Kraft bezog.
    Ich starrte mit einem sonderbaren Gefühl des Losgelöstseins auf ihre nackte Kehle. Ich glaube, damit fing alles an.

    »Hast du kein schlechtes Gewissen?« fragte ich.
    »Nein. Sollte ich?« fragte sie leichthin.
    »Daß du auf diese Weise eine unschuldige Frau verletzt?«
    »Es macht mir nichts aus zu teilen, warum sollte es dann ihr etwas ausmachen? Der betreffende Herr hat mehr als genug für beide von uns«, stachelte sie. »Außerdem wird er eine ehrliche Frau aus mir machen und mir bei einer Dame die Stellung einer Zofe besorgen.«
    »Um Himmels willen, hast du denn gar keine Angst, sie anzustecken?«
    Ihr engelhaftes Gesicht verwandelte sich in eine äußerst häßliche Fratze.
    »Was!?« schrie sie.
    »Du weißt genau, was ich meine.«
    »Sie haben mit Roland gesprochen.« Ihr Zorn verschwand, nachdem sie den Grund für die Anschuldigung gefunden hatte.
    »Er hat mir erzählt, daß sich ein Mann deinetwegen umgebracht hat.«
    Entdeckte ich einen heimlichen Ausdruck von Zufriedenheit, gar von Selbstgefälligkeit auf Stacias Gesicht, bevor sie sich von mir abwandte?
    »Roland ist wahnsinnig eifersüchtig«, sagte sie. »Er sagt alle möglichen Dinge.«
    Ihr Gleichmut war wiederhergestellt, ihre gute Laune zurückgekehrt. Sie stand vor ihrem Spiegel, eine Melodie vor sich hin summend, während sie sich nach allen Seiten drehte, um ihr neues Kleid zu bewundern. Plötzlich sah sie auf, als hätte sie sich zufällig wieder daran erinnert, daß ich noch im Zimmer war.
    »O László!« rief sie mit milder Wärme, in der schon ein Anflug von Nostalgie für vergangene Zeiten enthalten war. »Sie nehmen immer alles so ernst, so streng! Lassen Sie sich von mir einen Rat geben!«
    Sie spielte sich als Herrin über mich auf, rieb mir meine Demütigung, die

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