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Das geheime Leben des László Graf Dracula

Das geheime Leben des László Graf Dracula

Titel: Das geheime Leben des László Graf Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roderick Anscombe
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Sie zu lieben. Ich konnte Ihnen nicht sagen, was ich gefühlt habe. Ich konnte es Ihnen gegenüber nicht einmal andeuten. Ich hatte Angst, es mir selbst einzugestehen.
    Ich habe mit Ihnen geflirtet. Ich habe Sie mit dem Spiegel geneckt.« Vielleicht spürte sie, wie ich erstarrte, denn sie sagte noch: »Verzeihen Sie mir!«
    Ich hatte Angst, sie zu fragen, was sie damit meinte. In meinem Kopf drehte sich alles bei dem Gedanken daran, was das für mich bedeutete. Wie hatte Nicole die Sache mit dem Teleskop herausgefunden? Hatte sie schon während ihres Besuchs im Schloß davon gewußt? Wenn ja, dann hatte sie gewußt, daß ich ihr zusah, wenn sie nackt vor dem Spiegel herumging. Aber das bedeutete auch, daß sie sich mit Absicht vor mir entkleidet hatte. Das brachte ein sinnliches Element ins Spiel, von dem ich keine Ahnung gehabt hatte. Aber wenn es so war, wer war dann diese komplizierte, geheimnisvolle Frau? Und wer war die Person, die ich geliebt hatte?
    »Ich hoffe, Sie werden mir verzeihen, so wie ich Ihnen verzeihe«, flüsterte sie.

    »Wofür?« fragte ich, obwohl ich überzeugt war, daß sie es wußte.
    »Daß ich mich so schamlos gezeigt habe.« Ich glaube, sie muß gespürt haben, daß ich mich nicht überwinden würde, meine Taten zuzugeben. Sie sagte: »Ich habe gemerkt, daß der Spiegel immer in einem merkwürdigen Winkel aufgestellt war. Auch nachdem ich ihn gerichtet hatte, hatte er beim nächstenmal wieder dieselbe Position, obwohl er in dieser Stellung niemals hätte von Nutzen sein können. Eines Tages saß ich auf dem Rand der Badewanne und sah zu ihm hin, um festzustellen, was er spiegelte, und da habe ich die Sonne auf dem Teleskop glitzern sehen. Ich wußte, daß Sie dort waren.«
    Es war etwas Zielbewußtes an ihr, eine wilde Entschlossenheit, die Wahrheit herauszufinden. War ich blind gewesen, daß ich diesen Menschen nicht gesehen hatte?
    »Aber warum...?« begann ich.
    »Weil ich wollte, daß Sie mich sehen.« Ich kam mir wie ein Beichtvater vor, während sie sprach, eine hastige, unsichtbare Stimme dicht hinter mir in meinem Ohr. »Am Anfang wollte ich nur, daß Sie mich begehren«, sagte sie.
    »Ich war ein Mädchen, das seine Macht über einen Mann ausprobiert. Würden Sie mich haben wollen? Es war ein geheimes Band, das keiner von uns eingestehen konnte. Keiner sagte etwas. Wir versteckten uns voreinander. Ich benahm mich wie ein Flittchen und konnte beim Tee doch so tun, als wäre ich eine Dame. Sie haben mich wie ein Liebhaber behandelt, und ich habe mich wie ein Mädchen benommen. Ich habe mich geschämt. Sie sollten sehen, daß ich eine Frau bin.«
    »Ich habe Sie nicht verdient«, sagte ich, nur mit Mühe das Zittern in meiner Stimme unter Kontrolle bringend. Ich war froh, daß sie mein Gesicht nicht sehen konnte. Ich hatte mich von meinem Schock erholt und wurde von tiefer Traurigkeit erfaßt, daß wir durch nichts anderes getrennt gewesen waren als durch unsere Einbildungskraft.
    »Nein«, sagte Nicole. »Ich habe Sie nicht verdient.« Ich glaube, daß sie in diesem Augenblick ihren Kopf an meine Schulter legte, aber ich kann es nicht genau sagen, denn sie berührte mich nur ganz leicht. Ich drehte mich nicht zu ihr um, weil ich spürte, daß sie noch weitersprechen wollte. »Und jetzt...«, begann sie. Ich wollte etwas sagen, aber sie schnitt mir das Wort ab, und mir wurde klar, daß sie nicht unterbrochen werden wollte. »Und jetzt sind Sie wieder in mein Leben zurückgekehrt, ein Mann mit soviel Feingefühl und vornehmer Gesinnung, wie ich es mir nie zu hoffen gewagt hätte.«
    »Sie kennen mich nicht«, erwiderte ich voller Verzweiflung.
    »Doch, ich kenne Sie!« rief sie, und ich spürte, wie sie sich an mich drückte.
    »Auf jeden Fall ist es jetzt zu spät.« Ich sagte es in einem so schroffen Ton, daß sie erstarrte und vor mir zurückwich.
    »Sie lieben eine andere.«
    »Nein«, sagte ich müde, fast lebensmüde. »Ich habe Sie damals geliebt, und ich liebe Sie noch immer. Niemand wird jemals Ihren Platz in meinem Herzen einnehmen. Ich gehöre Ihnen.«

    Sie glaubte mir nicht, obwohl ich die reine Wahrheit sprach. Und warum sollte sie mir auch glauben, wenn ich sie nicht mit einem leidenschaftlichen Kuß an mich drücken konnte? Mit dem Kuß eines Aussätzigen!
    »Ich selbst war mein schlimmster Feind«, sagte sie wie zu sich selbst. »Ich habe mit Ihnen gespielt. Sie haben mir soviel bedeutet, daß ich es nicht ertragen konnte. Ich habe mit Lothar geflirtet, um Sie

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