Das geheime Verlangen der Sophie M.
mich
selbst. Er wusste, wie weit er gehen konnte, normalerweise weiter, als ich mich selbst damit wohlgefühlt hätte. Er beobachtete mich genau bei all den geilen, erniedrigenden Dingen, die er von mir verlangte, damit er sah, wie sich die Gefühle in meinem Gesicht ausdrückten, während ich mit mir kämpfte, ob ich mich unterwerfen sollte oder nicht. Er war sich dabei immer sicher, dass ich es am Ende tun würde. Auch konnte er besser in meinem Gesicht lesen als die meisten anderen Bekannten. Das liegt wahrscheinlich zum Teil daran, dass ich ziemlich direkt und eine ganz schlechte Lügnerin bin und auch unter normalen Umständen meine Gefühle nur schwerlich verbergen kann. Ich hätte also wissen können, dass er mich immer weiter trieb und die Ziele höher hängte. Wenn ich nüchtern darüber nachdachte, war das ja auch vollkommen logisch. Doch nach vier Tagen ohne Orgasmus war ich so am Ende, dass ich nur noch ein reines Nervenbündel war, mal weinerlich, mal zornig. Sätze zu bilden fiel mir schwer, und das ist ausgesprochen dumm für jemanden, dessen Job genau darin besteht. Ich wurde so deutlich, dass es an Unhöflichkeit grenzte, war schlecht gelaunt und wahrscheinlich auch eine miese Gesellschaft, aber Thomas lächelte die ganze Zeit und genoss es in vollen Zügen, dass er die Macht hatte, mich aus dem Gleichgewicht zu bringen, und das machte mich noch wütender.
Genug war genug. Nachdem wir einen weiteren braven, faulen Abend verbracht hatten, stand ich kurz vor einer spontanen Selbstentzündung – wir hatten gegessen, ich hatte danach gelesen, während der Hund auf meinem Schoß lag und Tom im Internet gesurft und gechattet hatte. Nun lagen wir nebeneinander im Bett auf dem Rücken, Tom hatte mich in den Arm genommen, seine Finger strichen über meinen Hals. Sosehr ich mich auch dagegen wehrte – selbst bei der unschuldigsten Berührung
musste ich schnaufen, und das war Tom natürlich vollkommen bewusst.
»Du scheinst ein bisschen zu frösteln«, sagte er, als seine Finger an die Stelle wanderten, bei deren Berührung ich zu meiner Schande immer schnurre wie ein zufriedenes Kätzchen. »Alles okay?«
Ich bin nicht blöd. Ich wusste, dass er nur hören wollte, wie er mich anmachte. Ich wusste, dass mein ganzes Getue nach dem Motto »alles bestens« nichts brachte und ich, wenn ich in diesem Jahr noch kommen wollte, ihm genau erklären musste, wie frustriert ich war und wie verzweifelt ich mich nach einem Orgasmus sehnte, bevor ich überhaupt auf einen hoffen konnte. Ich wusste es, aber es brannte. Ja, ich hatte ihm diese Macht über mich gegeben. Ja, er wusste genau, was ich sagen würde. Trotzdem! Ich schluckte trocken.
»Ja, alles bestens. Ich bin nur ein wenig empfindlich.«
Seine Zähne blitzten im gedämpften Licht des Schlafzimmers auf. »Ach ja? Wie kommt’s?«
Hm. Es wäre um so vieles leichter gewesen, es auszusprechen, wenn er nicht so irritierend siegessicher wäre. Ich sah ja ein, dass ich ihm im Grunde zu diesem Sieg verholfen hatte, aber er war ehrlich kurz davor, einen Freudentanz aufzuführen.
Mit zusammengebissenen Zähnen sagte ich. »Du weißt, warum.« Verdammt! Ich würde nun betteln, respektvoll und verzweifelt. Wie konnten zwei Sätzchen mich plötzlich wieder so sauer und stur werden lassen?
»Halt mich bei Laune.«
Deshalb. Ich schloss die Augen, ich wusste, dass ich es tun musste. Das dies das Mindeste wäre. Friss und stirb. Ich seufzte.
»Gut. Du hast gewonnen. Ich sehne mich seit Tagen nach einem Orgasmus. Ja? Ich kann an nichts anderes denken als daran,
dass du mich fickst, dass du an meiner Klit knabberst, mir den Finger in den Arsch steckst …« Ich verstummte, ich verlor den Gedankenfaden, denn ich bekam einen trockenen Mund bei der Vorstellung, was wir alles tun könnten, mein Körper schmerzte vor Not. Ich merkte, dass ich aufgehört hatte zu reden, räusperte mich und begann erneut: »Ich wollte es verbergen, aber wir beide wissen es, und ich kann seit Tagen an nichts anderes denken, mein Körper schreit danach zu kommen.« Er strich mir übers Schlüsselbein, unweigerlich schauderte ich so stark vor Lust, dass meine Wangen brannten. Mit zitternder Stimme fuhr ich fort: »Also, ja. Ich weiß, wir sind noch Tage von dem Datum entfernt, das du gesetzt hast, aber du sollst wissen, dass ich dich darum bitte. Sicherlich weißt du, dass ich alles tun würde, wenn du mich jetzt kommen lässt.«
Er kicherte. »Alles – das beinhaltet eine Menge Dinge,
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