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Das geheime Verlangen der Sophie M.

Das geheime Verlangen der Sophie M.

Titel: Das geheime Verlangen der Sophie M. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Morgan
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ich ihm und widersprach ihm in allen Punkten, wie immer, wenn wir über Politik
redeten. Und auf einmal schossen unsere SMS und Mails wieder hin und her. Immer wenn mein Handy piepste, wurde mir flau im Magen, denn ich hoffte, sie wäre von ihm, und oft war es auch so.
    Am Ende einer Mail, als die Diskussion schon so weit ausgeufert war, dass ich ihn bezichtigte, einen Hang zum Despotismus zu haben, tat er meine Äußerungen als »blödes Hippiegeschwätz« ab, und dann kam der Satz, der mir Herzklopfen verursachte:
    Vielleicht ist es ja eine dumme Idee, aber was hältst du davon, heute Abend zu mir zum Essen zu kommen?
    Stimmt, eine saudumme Idee, auch wenn es mich kaum beruhigte, dass er dies auch so sah. Doch ungeachtet aller Bedenken sagte ich sofort zu. Wir könnten uns gemeinsam zum Narren machen, aber zumindest würde ich dann wissen, wie die Geschichte ausgeht.
     
    Ich habe einen fürchterlich schlechten Orientierungssinn. Schlimm. Ich würde mich sogar in einer Telefonzelle verlaufen. Dass ich mich nirgendwo zurechtfinde, stört mich an mir selbst am meisten. Ich habe dann das Gefühl, die Kontrolle würde mir entgleiten, ich fühle mich hilflos, und das auf eine sehr unangenehme Weise.
    James wohnte am anderen Ende der Stadt in einem so unsäglich exklusiven Viertel, dass ich nur selten und nur aus Jobgründen dort gewesen war. Ich fand es jedoch vernünftig, mit dem Auto zu fahren, dann könnte ich nämlich so früh oder so spät aufbrechen, wie ich wollte, und müsste mich nicht nach öffentlichen Verkehrsmitteln richten. Mit meiner miserablen Orientierung
war die Fahrt natürlich stressig  – auch bevor ich herausfand, dass er in einem Appartementhaus lebte, das vor lauter Luxus nicht einmal Namensschilder hatte. Außerdem war ich in Gedanken vollauf damit beschäftigt, was in seiner Wohnung passieren würde. Ich vertraute ihm insofern, als bei ihm mein Psychopathen-Alarm nicht schellte, aber ich konnte den James, der so irritiert war von dem betrunkenen Mädchen, das ihn angesprungen hatte, nicht mit dem James in Einklang bringen, der meinen Slip haben wollte. Oder mit dem James, der es für eine blöde Idee hielt, dass er mich zum Essen zu sich einlud. Welches war sein wahres Selbst? Worauf hatte ich mich da eingelassen? Warum tat ich es überhaupt, nachdem wir in so verschiedenen Welten lebten? Doch mein Kribbeln im Bauch war nur noch heftiger geworden, nachdem ich ein paar Stunden zuvor eine SMS bekommen hatte:
    Habe heute Konzentrationsprobleme. Muss genau überlegen, was ich mit dir mache. x
    Was hatte das zu bedeuten? Meinte er damit die schlimmen Dinge, auf die er vor unserem verhinderten Rendezvous angespielt hatte? Oder wollte er nach dem Essen eine Runde Scrabble mit mir spielen? Ich hatte keinen blassen Schimmer, meine Menschenkenntnis war völlig über den Haufen geworfen, er hatte mir mit ein paar Küssen und Mails den Kopf verdreht. Es war hoffnungslos.
    Auch hatte es meine nachmittägliche Leistungsfähigkeit nachhaltig untergraben, denn man kann sich selbst beim besten Willen nicht auf einen Artikel über kommunale Bauvorhaben konzentrieren, wenn man nur Schweinekram im Sinn hat. Ich konnte einfach nicht aufhören, mir zu überlegen, was
er im Kopf hatte. Meine Gedanken hatten natürlich eine D/S-Komponente  – aber wurde ihm das gerecht? Oder hatte es nur mit mir zu tun und mit der Tatsache, dass ich in meiner Trübsal nach der Trennung von Thomas Enthemmtheit sah, wo es sie gar nicht gab? Stürzte ich mich da Hals über Kopf in etwas und machte eine komplette Idiotin aus mir? Dass ich mich damit abgefunden hatte und es einfach nicht fertigbrachte, das Ganze abzusagen, deprimierte mich zutiefst. Ich war wirklich eine Masochistin!
    Ein Versuch, wieder einigermaßen die Kontrolle zu bekommen, ging nicht sonderlich gut aus. Als ich ihn per SMS fragte, ob ich etwas mitbringen sollte, dachte ich an eine Flasche Wein oder ein Dessert. Doch seine Antwort war unmissverständlich, ich wurde am Schreibtisch rot.
     
    Kondome. Viele Kondome. x
     
    O je. Dann ging er also davon aus, dass wir Sex haben würden. Das war vielversprechend. Meine Geschichte über die kommunale Baupolitik bekam natürlich nicht einmal ansatzweise die geschuldete professionelle Aufmerksamkeit, aber ich schrieb sie mit einem seltenen Strahlen im Gesicht.
    Als ich schließlich angekommen war  – ich vermutete jedenfalls, dass es seine Straße war  –, geparkt hatte  – ich hoffte jedenfalls, dass es sein

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