Das geheime Verlangen der Sophie M.
Garagenabstellplatz war – und zu der Haustür ging, von der ich hoffte, es wäre seine, klingelte ich. Er kam herunter, barfuß und lächelnd. Trotz meiner Nervosität lächelte auch ich. Wir gingen zu seiner Wohnung hinauf, doch ich war so in Gedanken, dass ich schon halb die Treppe oben war, als er sich umdrehte, mich ansah und sagte: »Sophie, du musst die Haustür schließen.«
Oops! Ich errötete. Ich ging hinunter, machte die Tür zu, stieg wieder hinauf und bemühte mich, so zu tun, als sei nichts. Ganz lässig. Ich weiß, ich staune immer wieder selbst über meine Fähigkeit, mich in herausfordernden Situationen zusammenzureißen.
Oben bat er mich ins Wohnzimmer. Ich sah mich um und nutzte die Gelegenheit, die Regale und den ganzen Krimskrams darin nach mehr Hinweisen auf seine Persönlichkeit zu durchforsten. Das klingt natürlich nach heimlichem Spionieren, für eine Journalistin aber finde ich das ganz normal, auch wenn manche behaupten, es sei dasselbe. Er räusperte sich.
»Mach bitte die Tür zu, Sophie.«
Ich war schon auf dem Weg, da merkte ich, dass ich gehorchte und mich ganz automatisch bewegte. Leise schloss ich die Tür und drehte mich um – er stand direkt hinter mir und drang in meine Intimsphäre ein. Seine Hände schoben sich in mein Haar, er beugte sich herunter und küsste mich. Ich schloss die Augen, genoss den Moment, wie er mich überragte und festhielt, während seine Zunge in meinen Mund eindrang, seine Hände über meinen Körper strichen und an meinen Hintern griffen, um mich näher an sich zu ziehen. Einen größeren Mann hatte ich noch nie geküsst, und da ich selbst nicht gerade klein bin, war es eine neue Erfahrung, mich neben ihm wie ein Zwerg zu fühlen. Er könnte mich leicht beschützen oder auch überwältigen, je nach seiner Absicht. Er löste seine Lippen von mir und strich über meinen nackten Arm, der peinlicherweise Gänsehaut bekommen hatte. Er nahm mich an der Hand und führte mich aus dem Zimmer. Also keine Überwältigung. Ich war ein wenig enttäuscht. Zumindest bis ich den unverkennbaren Duft von Knoblauch und Rosmarin aus der Küche roch. Gut, damit könnte ich leben.
Ich liebe selbst gekochtes Essen. Wirklich. Ein schönes Abendessen zu Hause bedeutet mir mehr als ein todschickes Sternerestaurant. Als Single gebe ich mir meistens nicht viel Mühe, ich lebe von Pfannengerichten, Suppe und Getreideflocken. Doch hin und wieder koche ich mal etwas ganz Raffiniertes, auf halbem Weg aber fängt das Schnippeln und Farcieren und Begießen üblicherweise an, mich zu langweilen, und dann greife ich wieder drei Monate lang auf meine Suppen zurück.
Mit jemandem zusammen zu sein, der kochen kann, ist mir also immer willkommen. Ich saß mit einem Glas Wein auf dem Küchenstuhl, während James herumwerkelte, Gemüse schnitt und es zu den Steaks gab, die er offensichtlich schon vorher gewürzt hatte. Wir unterhielten uns über die Arbeit und das Fernsehprogramm, er erzählte mir, dass er über ein langes Wochenende mit seiner Schwester zu den Eltern fahren wollte, die ihre Goldene Hochzeit feierten. Alles war völlig entspannt und angenehm und meilenweit entfernt von den wilden Küssen kurz zuvor. Dieser Wechsel in der Gangart verdutzte mich, aber da ich nun mal die bin, die ich bin, tat ich alles in meiner Macht Stehende, um nicht zu zeigen, wie verstört ich war, auch wenn es mich alle Mühe kostete, mir nicht ständig mit dem Finger über die Lippen zu fahren, um zu fühlen, wie geschwollen sie waren.
Das Essen war sehr gut, die Gesellschaft und auch das Gespräch waren sehr gut. Doch mindestens drei Viertel meiner bewussten Gedanken drehten sich währenddessen um Sex, und nie war ein Mann, der ein Steak isst, so erregend gewesen. Allein schon wenn ich sah, wie er kaute und schluckte, bekam ich einen trockenen Hals. Ich musste wirklich bescheuert sein und hätte zu meiner eigenen Sicherheit nach Hause fahren sollen. Irgendwann musste ich mich schwer anstrengen, um zu verhindern, dass meine Hand am Glas zitterte, so sehr war ich aus
dem Lot geraten. Als wir die Teller in die Spüle gestellt hatten und es in meinen hoffnungsfrohen Augen so aussah, dass wir unsere Küsse fortsetzen würden, fühlte ich mich schon wie die berühmte Katze auf dem heißen Blechdach.
Die Metapher war passend, denn James hatte zwei süße Siamkätzchen, die durch die Wohnung taperten wie kleine Ninjas im Katzenfell. Ich war überrascht, als ich sie sah. »Woher nimmst du die
Weitere Kostenlose Bücher