Das geheime Verlangen der Sophie M.
Defensive.
Ich weiß nicht, wie lange wir dasaßen, aber meine Atmung normalisierte sich wieder. Seine Hand auf meinem Kopf war fast hypnotisch, es tat so gut. Bis er sagte:
»Wir müssen noch immer deine Haltung verbessern. Und deine Anrede. Oder?«
Mistkerl! Wieso denn das? Hatte ich in der letzten Stunde so oft vergessen, ihn Sir zu nennen? Und war meine Haltung denn so schlimm? Ich straffte die Schultern. Wollte ich dem nächsten Angriff zuvorkommen? Möglicherweise. Aber es konnte ja nicht schaden.
Er kniff mir in den Nippel, riss mich aus meiner Angst. »Oder?«
»Ja.«
»Ja?«
Grr.
»Ja, Sir.«
Er zog mich hoch und befreite meine Hände. Ich streckte mich, so fühlte ich mich schon wohler und hatte kurz wieder ein bisschen mehr Kontrolle – ganz kurz, denn er fesselte meine Hände gleich wieder auf meinem Bauch.
»Bück dich.«
Ich hatte schon Herzrasen, denn das war James’ bevorzugte Stellung für eine Bestrafung.
Verdammt.
Seine Stimme war barsch, es wäre wohl weniger einschüchternd gewesen, wenn ich ihn hätte sehen können. So aber bekam ich richtig Angst.
»Ich sag’s nicht noch mal: Bück dich!«
Zitternd beugte ich mich vor, ich dachte nicht daran, ungehorsam zu sein. War das ein Fortschritt oder Dummheit? Ich war mir nicht sicher. Er fing an, mich zu schlagen, nicht mit der Gerte, mit etwas anderem, etwas Längerem, Geschmeidigerem. Es tat so weh, dass mit jedem Schlag gleichzeitig mit dem pfeifenden Geräusch, mit dem das Ding die Luft durchschnitt und auf meinen Hintern traf, auch die Luft aus meinen Lungen gedrückt wurde.
Erst eine Hinterbacke, dann die andere. Es gab keinen Rhythmus, gab nichts zu zählen, keinen Hinweis auf die Dauer der Bestrafung. Ich wusste nicht, wie oft er zuschlug, nur, dass es wehtat, dass jeder Hieb verdammt schmerzte und die bereits geschlagenen Stellen quälend brannten, eine Schmerzschicht über der anderen, während er immer weitermachte. Dagegen war Charlottes Bestrafung federleicht gewesen. Und ich fand es unerträglich, weil ich nicht wusste, wie lange es dauerte.
Endlich hörte er auf. Er drückte meinen Hintern, dass ich die Luft zwischen den Zähnen einsog.
»Meinst du, du vergisst es jetzt nicht mehr?«
Verzweifelt stotterte ich schnell: »Ja, ja, ja … bestimmt.«
Schnell und dumm. Ich bemerkte meinen Fehler, als er sich wieder hinter mich stellte. »Entschuldigung – ja, Sir!«
Wieder schlug er zu. Schneller, als ich die Hiebe verarbeiten konnte, schneller, als ich es aushalten konnte. Jeder Schlag schnitt sich mit einem qualvollen Striemen in mein Fleisch. Ich ging davon aus, dass ich blutete. Solche Schmerzen konnte man wohl kaum verursachen, ohne dass Blut floss.
Ich wollte, dass er aufhörte, aber ich wollte ihn auch nicht enttäuschen. Ich wollte mein Safeword nicht benutzen. Ich könnte durchhalten. Nicht nur aus sturem, dickköpfigem Stolz, sondern
weil dies die größte Herausforderung war, vor die er mich je gestellt hatte, und ich wollte nicht versagen. Aber es tat so weh! Ich wusste nicht, wie lange es noch ging, ich konnte einfach nicht mehr. Nach all dem Arbeitsstress und den Belastungen in den vergangenen Wochen, nach der Demütigung und der Scham beim Striptease und durch die sensorische Deprivation durch die Augenbinde – ich konnte ihn nicht ansehen und mich rückversichern – war alles zu viel.
Ich weinte, schluchzte, heulte Rotz und Wasser. Ich konnte nicht anders. Es klang selbst in meinen eigenen Ohren befremdlich, schockierend, es klang gebrochen, verzweifelt. Er schlug noch ein paar Mal zu, dann hörte ich, dass das, womit er mich geschlagen hatte, mit einem Knall auf dem Boden landete. Es war vorbei. Aber ich konnte nicht mehr. Ich weinte noch immer, als er mir die Fesseln von Händen und Füßen löste und mir die Augenbinde abnahm. Ich weinte, als er mich zum Sofa führte, sagte, ich solle mich hinlegen, und meinen Kopf auf seinen Schoß zog. Ich weinte, als er eine Decke über meinen nackten Körper breitete und darauf achtete, dabei meinen Hintern nicht zu streifen. Ich weinte, bis meine Kehle wund war, bis meine Schluchzer zu einem Schnauben und dem einen oder anderen Schluckauf verklangen. Ich weinte, bis ich nicht mehr weinen konnte. Tränen der Katharsis, der nachlassenden Spannung, von der ich nicht gewusst hatte, dass ich sie in mir hatte. Ich hatte das Gefühl, zusammengebrochen und neu zusammengesetzt worden zu sein. Es waren keine Tränen der Wut, aber ich konnte einfach nicht
Weitere Kostenlose Bücher