Das geheime Verlangen der Sophie M.
»Ich weiß es nicht – deshalb frage ich.«
Er seufzte. Ich schauderte, weil ich ihn verärgerte, obwohl er mich schon so verärgert hatte, dass ich mir wünschte, ich hätte seinen Anruf gar nicht angenommen und ihm später gesagt, ich hätte schon geschlafen. »Was war diese Sache, die du diese Woche erledigen solltest, Sophie?«
Verdammt, er hatte es nicht vergessen, natürlich nicht.
»Die Mail, ja. Es tut mir leid, dass ich es nicht geschafft habe, ich hatte wahnsinnig viel zu tun, die Internetverbindung im Hotel ist schlecht, und ich war alles andere als geil drauf, ich war jeden Abend so müde …« Ich verstummte, meine Stimme klang auch für mich quengelig.
Er sprach so leise, dass ich mir das andere Ohr zuhalten musste, um ihn zu verstehen. »Ich habe dich um eine Sache gebeten, Sophie. Hast du sie erledigt?«
Mein Hals war auf einmal wie zugeschnürt, mir wurde die Brust eng, und ich wünschte mir inniglich, ich könnte ihm eine andere Antwort geben. Dies hier war kein Spiel, es war kein Spaß. Ich fühlte mich schlecht, weil ich ihn hatte hängen lassen, weil ich ihn womöglich versehentlich verletzt hatte, indem ich ihm nicht gezeigt hatte, dass ich während meiner Abwesenheit an ihn dachte, und weil ich ihm nicht gehorcht hatte, wie es sich für mich gehörte. Es war komisch. Es war ein absurdes Gefühl, aber es ging eindeutig sehr tief.
Ruhig sagte ich: »Nein, es tut mir leid.«
Nichts als Rauschen in der Leitung. Während ich lauschte, fühlte ich mich schrecklich schuldig.
»Ich habe etwas in das Seitenfach deiner Reisetasche gesteckt. Hol es.«
Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte, als ich die Papiertüte herauszog und öffnete, aber meine Beklemmung wich, als ich vier Paar Stäbchen sah, ähnlich wie die, die man beim China-Imbiss bekommt.
»Was hast du in der Hand?«
Ich konnte meine Verwirrung nicht verhehlen. »Essstäbchen. Das reicht für eine Party.«
Er kicherte und war für einen Moment wieder mein James.
Meine Sorge ließ ein wenig nach, obwohl er genervt war. Dann kam er wieder zur Sache. »Du brauchst drei Paar und die Gummibänder.«
Gummibänder? Sie waren ganz unten in der Tüte. Hm.
»Binde je ein Gummi um jedes Ende der drei Paare. Ganz fest.« Ich tat es, ich wollte Wiedergutmachung leisten, auch wenn ich nicht wusste, was das Ganze sollte. »Und wenn du fertig bist, ziehst du dich nackt aus.«
Aha.
Er klang ganz besonnen. Da war keine Wut, auch nicht die Gereiztheit von vorher. Er war entschlossen, aber ruhig. Nun kam das Unausweichliche. Ob es ihm Lust machte oder nicht, war eine theoretische Frage, es musste einfach sein, es war eine Lektion. Ich wusste es, bevor er es sagte und mir erklärte, wie ich mich nun gleich selbst bestrafen musste.
Ich war mir wirklich nicht sicher, wie das funktionieren sollte, schließlich bin ich ein fürchterlicher Feigling, wenn es darum geht, mir selbst wehzutun. Ich zupfe mir zum Beispiel nicht die Augenbrauen, weil es zu sehr schmerzt. Aber wie schlimm würde es werden? Das war ein Vorteil, denn alles, was ich mir selbst antat, wäre beträchtlich weniger schmerzhaft als das, was James tun würde, wenn er selbst hier wäre, oder? Natürlich hatte ich ihn unterschätzt. Als er erläuterte, wie ich meine beiden Nippel zwischen diese improvisierten Klammern stecken sollte, wurde mir klar, dass es nicht so einfach werden würde, wie ich dachte. Er sagte, ich solle die erste anbringen.
Bevor die Gummis, die die Stäbchen zusammenhielten, wieder zurückschnellten, dachte ich für den Bruchteil einer Sekunde, dass es okay wäre. Falls es noch einen Beweis brauchte, was ich für ein Idiot bin, hier war er. Es schmerzte. Sehr. Ich atmete durch die Nase und versuchte, durch tiefes Einatmen den
Schmerz auszuhalten, auf ihm zu reiten, und wartete verzweifelt, dass er sich von diesem höllischen Brennen, das ich nun spürte, in ein dumpfes Pochen verwandelte, wenn mein Nippel taub wurde. Als es so weit war, keuchte ich und musste mich beherrschen, nicht zu weinen.
Als ich mir wieder zutraute zu sprechen, sagte ich: »Erledigt.«
»Ja? Interessant. Ich wusste gar nicht, dass du telepathische Fähigkeit besitzt, Sophie. Kannst du Gedanken lesen?«
»Was?« Wegen des akuten Schmerzes in meiner Brust konnte ich mich nicht richtig auf seine Worte konzentrieren.
»Hast du mich gefragt, wie herum du die Klammer anbringen sollst?«
Mist. »Nein.«
»Dummes, dummes Mädchen! Wie herum hast du sie aufgesteckt?«
Jetzt wusste ich,
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