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Das Geheime Vermächtnis

Das Geheime Vermächtnis

Titel: Das Geheime Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Webb
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einmal Robbie Dinsdale einen kleinen Jungen draußen im Wald – und wir haben gesehen , wie sie etwas da rübergetragen hat. Wir haben sie alle gesehen.«
    »Aber ihr habt nicht gesehen, was sie hinausgetragen hat, oder?«
    »Was hätte es denn sonst sein können?«
    »Na, alles Mögliche, Cass Evans!«, rief Estelle aus. »Warum um alles in der Welt sollte die Herrin ein Kind aus dem Haus tragen und im Wald aussetzen?«
    »Du hast doch selbst gesagt, dass sie den Verstand verloren hat!«, gab Cass zurück.
    »Erst, nachdem die Kleine gestorben war, habe ich gesagt.«
    »Vielleicht ist es ihres. Vielleicht ist es ihr Baby – ein Baby von einem anderen Mann! Und sie musste es vor dem Herrn verstecken – wie wäre es damit, hm?«, fragte Cass herausfordernd.
    »Du bist diejenige, die nicht mehr ganz richtig im Kopf ist, Cass Evans, nicht die da oben! Feine Leute laufen nicht rum und werfen Babys wie die Bauersfrauen!« Davey lachte. »Außerdem hast du doch das Kind gesehen, das die Dinsdales da haben – schwarz wie ein Mohr, der Kleine! Das ist nicht ihr Junge, kann gar nicht sein. Wo sie doch so blass ist. Das ist ein Zigeunerkind, durch und durch. Wahrscheinlich hat irgendwelches anderes Gesindel ihn ausgesetzt, weil sie zu viele Mäuler satt zu kriegen hatten, und mehr ist da nicht dran«, erklärte der Bursche.
    »Du darfst nicht solche Sachen über die Herrschaft sagen, Cass«, warnte Estelle sie leise. »Das bringt dir nur Ärger ein.«
    »Aber ich weiß doch, was ich gehört habe. Und ich weiß, was ich gesehen habe, und das ist nicht richtig!« Cass stampfte mit dem Fuß auf. Draußen vor der Küche brannte Carolines Brust. Plötzlich entwich ihr angehaltener Atem, nicht leise genug, und die Unterhaltung drinnen brach abrupt ab.
    » Psst! «, zischte Estelle. Schritte näherten sich der Tür. Caroline fuhr herum und floh so leise wie möglich zurück zur Treppe.
    Henry Calcott war nicht zu Hause, als Cass Evans entlassen wurde. Caroline setzte sich mit Mrs. Priddy auseinander, nachdem sie Cass hinauf in ihr Zimmer geschickt hatte, damit sie ihre wenigen Habseligkeiten einpackte.
    »Ich kenne die Familie des Mädchens sehr gut, Mylady. Ich bin sicher, dass sie keine Diebin ist.« Das Gesicht der Hausdame war finster vor Bestürzung.
    »Nun denn, ich habe mein Zimmer betreten und gesehen, wie sie in meiner Schmuckschatulle herumgewühlt hat. Und jetzt fehlt eine silberne Brosche«, entgegnete Caroline und staunte über den sachlichen Klang ihrer eigenen Stimme, wo sie doch innerlich bebte vor Panik.
    »Was für eine Brosche, Mylady? Vielleicht wurde sie nur verlegt und befindet sich irgendwo im Haus?«
    »Nein, sie wurde nicht verlegt. Ich will das Mädchen aus dem Haus haben, Mrs. Priddy, und das ist alles, was ich zu der Angelegenheit zu sagen habe«, herrschte Caroline sie an. Mrs. Priddy beobachtete sie hilflos mit so scharfsichtigem Blick, dass Caroline ihm nicht lange standhalten konnte. Sie wandte sich wieder dem Spiegel über dem Kamin zu und sah keine Spur von Schuldbewusstsein oder Nervosität in ihrem eigenen Gesicht. Ihre Züge waren blass und regungslos. Wie aus Stein.
    »Darf ich ihr zumindest ein Empfehlungsschreiben ausstellen, Mylady? Damit sie anderswo eine Stellung findet? Sie ist ein braves Mädchen und sehr fleißig …«
    »Sie stiehlt, Mrs. Priddy. Wenn Sie ihr ein Zeugnis ausstellen wollen, müssen Sie diese Information mit aufnehmen«, erklärte Caroline gelassen. Sie sah im Spiegel, wie Mrs. Priddy hinter ihr ein fassungsloses Gesicht machte. »Das wäre dann alles, Mrs. Priddy.«
    »Sehr wohl, Mylady«, sagte die ältere Frau kalt und verließ geräuschlos den Raum. Als sich die Tür hinter ihr schloss, sank Caroline in sich zusammen und musste sich am Kaminsims festhalten. Ihr drehte sich der Magen um, und sie schmeckte Galle. Doch sie schluckte sie herunter und sammelte sich. Cass verließ das Haus durch die Küchentür, unter Tränen und lautstarkem Protest, etwa eine Stunde später. Caroline beobachtete sie vom Fenster im oberen Flur aus, und als Cass sich ein letztes Mal nach ihrem früheren Zuhause umdrehte, begegnete sie Carolines reserviertem Blick mit einer so hitzigen Wut, dass sie eine gefühlvollere Person damit versengt hätte.
    Lord Calcott brummte nur, als das neue Mädchen, das dick und unscheinbar war, eines Morgens die Vorhänge aufzog.
    »Was ist aus der anderen geworden? Dem Mädchen mit den braunen Haaren?«, fragte er beiläufig.
    »Ich musste sie entlassen«,

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