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Das Geheime Vermächtnis

Das Geheime Vermächtnis

Titel: Das Geheime Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Webb
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Beste. Wir könnten gleich morgen fahren.« Ihre Stimme klingt immer überzeugter, und sie fixiert mich mit einem verzweifelten Blick. »Und komm mir nicht damit, wir müssten Merediths ganzen Kram sortieren – deshalb sind wir in Wahrheit gar nicht hier. Das kann doch ein Entrümpelungsunternehmen machen! Bitte? Lass uns einfach fahren, ja?«
    »Ich weiß, warum ich hier bin, Beth.« Ich habe es satt, nicht darüber zu reden, ständig darum herum zu schleichen. »Ich wollte, dass wir beide herkommen, weil ich dachte, ich könnte dir helfen. Weil ich herausfinden will, was dich so quält, Beth. Ich will es an die Oberfläche bringen. Ich will es beleuchten und … und dir zeigen, dass es gar nicht so schlimm ist. Im hellen Tageslicht betrachtet, ist nichts so schlimm, wie es vielleicht scheint, Beth! Sagst du das nicht immer Eddie, wenn er Albträume hat?«
    »Manche Dinge schon, Erica. Manche Dinge sind wirklich so schlimm!«, schreit sie voller Entsetzen. »Ich will hier weg . Ich fahre gleich morgen.«
    »Nein. Nein, das wirst du nicht. Nicht, bevor wir uns dieser Sache gestellt haben. Was immer es sein mag. Nicht, ehe wir der Geschichte ins Gesicht gesehen haben!«
    »Du weißt ja nicht, wovon du sprichst!«, schreit sie heiser. Abrupt steht sie auf, sodass Wasser auf den Boden schwappt. Sie greift nach ihrem Bademantel und zerrt ihn sich grob über die Schultern. »Du kannst mich nicht daran hindern, zu gehen, wenn ich will.«
    »Ich fahre dich nicht zum Bahnhof.«
    »Ich rufe mir ein Taxi!«, faucht sie.
    »An Neujahr? Hier draußen in der Pampa? Viel Glück.«
    »Ver dammt noch mal, Rick! Warum tust du das?«, flucht sie. Vor Wut flammen ihre Augen auf, und ihre Worte klingen abgehackt. Sie hallen von den gekachelten Wänden wider und greifen mich gleich doppelt an.
    »Ich … ich habe es Eddie versprochen. Ich werde dafür sorgen, dass es dir besser geht.«
    »Wie bitte?«, flüstert sie.
    Ich denke gründlich nach, ehe ich wieder spreche. Ich denke darüber nach, was ich gesehen habe, als das Wasser des Teichs über meinem Kopf zusammengeschlagen ist.
    »Sag mir, was Henry neben dem Teich auf dem Boden gesucht hat«, fordere ich leise.
    »Was? Wann?«
    »An jenem Tag, neben dem Teich. Das war der Tag, an dem er verschwunden ist, und ich bin im Teich geschwommen. Er hat auf dem Boden nach etwas gesucht.« Ich höre, wie Beth scharf den Atem einzieht. Ihre Lippen sind blass geworden.
    »Hast du nicht behauptet, du könntest dich nicht erinnern?«, erwidert sie.
    »Allmählich kommt es wieder. Jedenfalls ein bisschen. Nicht alles. Ich erinnere mich daran, dass ich wieder in den Teich gesprungen bin und dass ich zu Henry aufgeschaut habe und dass er auf dem Boden nach etwas gesucht hat. Und dann …« Ich schlucke. »Und dann erinnere ich mich daran, dass er geblutet hat. Sein Kopf hat geblutet.«
    »Hör auf. Hör auf! Ich will nicht darüber reden!«, schreit Beth, presst sich die Hände auf die Ohren und schüttelt wild den Kopf. Ich beobachte sie erstaunt, bis sie damit aufhört, die Hände sinken lässt und keuchend nach Atem ringt. Vorsichtig nehme ich sie beim Arm, und sie zuckt zusammen.
    »Sag mir nur, wonach er gesucht hat.«
    »Nach Steinen natürlich«, sagt sie leise, geschlagen. »Er hat nach Steinen gesucht, mit denen er werfen konnte.« Sie löst sich von mir und schlüpft aus dem Badezimmer hinaus auf den dunklen Flur.
    Für mich gibt es keinen Schlaf. Ich zähle meine Atemzüge, meine Herzschläge, doch sobald ich das tue, schlägt es schneller, als hätte diese genaue Beobachtung es erschreckt. Es hastet dahin und bereitet mir Kopfschmerzen. Ich schließe so fest die Augen, dass bunte Umrisse in der Dunkelheit erblühen und noch über die Decke treiben, wenn ich die Augen wieder öffne. Der Mond scheint hell heute Nacht, und während die schlaflosen Stunden vorüberziehen, sehe ich ihn achtlos von einer Fenstersprosse zur nächsten segeln.
    Ich fühle mich grauenhaft, als ich aufstehe: schwer und müde. Mein Hals tut weh, und dieser dumpfe Schmerz hinter den Augen will einfach nicht weichen. Gestern Nacht hat es harten Frost gegeben – Dinny hatte recht damit, was mir hätte passieren können, wenn ich betrunken und verwirrt liegen geblieben wäre. Jetzt hängt dichter Nebel vor dem Fenster, so blass und hell, dass ich nicht erkennen kann, wo der Nebel aufhört und der Himmel beginnt. Die Sache ist die: Wir sind davongelaufen. An jenem Tag. Beth und ich sind gerannt. Ich erinnere mich, dass

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