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Das Geheime Vermächtnis

Das Geheime Vermächtnis

Titel: Das Geheime Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Webb
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staatlicher Wald, er wird nicht bewirtschaftet und ist nicht von Pfaden durchzogen. Das Weideland des ehemaligen Gutes ist heutzutage an Bauern aus der Umgebung verpachtet oder verkauft, und ich frage mich, ob je einer von ihnen hierherkommt – um Holz zu sammeln, Fasanen zu schießen oder Kaninchenfallen auszulegen. Ich kann keine Hinweise auf derartige Aktivitä ten erkennen. Der Boden ist hoch mit Herbstlaub und Brom beergestrüpp bedeckt, zersplitterte Stämme rotten vor sich hin. Unsichtbare Wesen bewegen sich von mir weg, spurlos bis auf ein leises Rascheln. Eicheln, Bucheckern und um einen Baum ein Teppich aus winzigen gelben Äpfeln, die verfaulen. Ich muss aufpassen, wo ich hintrete, damit ich nicht stolpere, und über meinem Kopf singen keine Vögel. Da ist nur das leise, atmende Säuseln, mit dem der Wind durch die kahlen Zweige schleicht.
    Ich passe doch nicht auf, wohin ich gehe, und trete beinahe auf eine kniende Person. Erschrocken schreie ich auf. Es ist ein junger Mann mit langen Dreadlocks und bunt zusammengewürfelter Kleidung.
    »Oh, Entschuldigung! Hallo«, rufe ich. Der Mann steht auf. Er ist viel größer als ich, und ich bemerke einen riesigen Pilz zu seinen Füßen. Gelb und hässlich. Er hat ihn sich gerade angesehen, so nah, dass seine Nase den Pilz beinahe berührte. »Ich … ich glaube nicht, dass man die essen kann«, füge ich hinzu und grinse schief. Der Mann steht mir stumm gegenüber. Seine Arme hängen einfach schlaff an den Seiten herab, während er dasteht und mich beobachtet, und ein ungutes Gefühl zieht mich von ihm weg. Irgendein Instinkt sagt mir, dass hier etwas nicht in Ordnung ist. Ich gehe einen Schritt zurück und wende mich nach links. Er macht einen Schritt nach rechts und schneidet mir den Weg ab. Ich gehe in die andere Richtung, und er folgt mir. Mein Herz beginnt zu pochen. Sein Schweigen ist beängstigend, und er wirkt bedrohlich, obwohl er keine Anstalten macht, mich anzufassen. Ein würziger Geruch umgibt ihn, ein wenig stechend. Ich überlege, ob er etwas geraucht hat. Ich wende mich wieder nach links, und er lächelt, ein Zahnfleischlächeln, das sich über sein Gesicht breitet.
    »Gehen Sie mir doch endlich aus dem Weg, verdammt noch mal!«, herrsche ich ihn an. Doch er macht einen Schritt auf mich zu, und ich versuche zurückzuweichen, bleibe dabei mit dem Absatz in verschlungenen Brombeerranken hängen und falle ungeschickt auf die Seite. Ich spüre, wie sich Dornen in meine Handballen bohren und es mir die Luft aus der Lunge presst. Blätter wirbeln um mich hoch, und ihr Fäulnisgeruch breitet sich dabei aus. Ich drehe den Kopf, und der große Mann beugt sich über mich und verdunkelt den Himmel. Ich versuche, meinen Fuß aus dem Gestrüpp zu befreien, aber mit meinen hektischen Bewegungen mache ich es nur noch schlimmer. Ich denke daran, um Hilfe zu schreien, aber das Haus liegt weit hinter mir, Beth könnte mich unmöglich hören. Sie weiß nicht, dass ich hier draußen bin. Niemand weiß das. Panik erfasst mich, lässt mich zittern und raubt mir den Atem. Dann schließen sich starke, schwere Hände fest um meine Oberarme.
    »Loslassen! Gehen Sie weg! Weg von mir! «, brülle ich verzweifelt.
    Ich höre eine zweite Stimme, und die Finger lösen sich und lassen mich kurzerhand wieder in den Mulch zurückplumpsen.
    »Harry tut Ihnen nichts. Du wolltest die Dame nicht belästigen, nicht wahr, Harry?«, sagt der Neuankömmling und klopft dem großen Mann auf die Schulter. Ich spähe vom Boden zu den beiden hoch. Harry schüttelt den Kopf, und jetzt sehe ich, dass er bekümmert wirkt, überhaupt nicht wüst oder lüstern. »Er wollte Ihnen nur aufhelfen«, sagt der andere Mann mit einem vorwurfsvollen Unterton. Harry nimmt seine Untersuchung des gelben Pilzes wieder auf.
    »Er hat mich nur … ich wollte … ich suche Immergrün. Fürs Haus«, sage ich, immer noch verunsichert. »Ich dachte … Na ja. Egal.« Mein Herzschlag beruhigt sich ein wenig, und ich komme mir albern vor. Der Fremde streckt die Hand aus und zieht mich hoch. »Danke«, murmele ich. Ein Luftgewehr hängt aufgeklappt über seinem Unterarm, der Lauf schimmert matt. Ich trete mir die Ranken vom Fuß und untersuche meine brennenden Hände. Winzige Blutströpfchen sind darauf verteilt. Ich wische sie am Hosenboden ab und blicke mit verlegenem Grinsen zu meinem Retter auf. Er beobachtet mich mit einem beunruhigend intensiven Blick, dann lächelt er.
    »Erica?«
    »Woher wissen … Es tut mir

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