Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheime Vermächtnis

Das Geheime Vermächtnis

Titel: Das Geheime Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Webb
Vom Netzwerk:
der Ferne Gebäude auf. Caroline war sehr froh, sie zu sehen. Jede Meile, die sie von Woodward aus zurückgelegt hatten, war ihr irgendwie als weiterer großer Sprung fort von einer sicheren Welt erschienen, noch weiter weg von der Zivilisation, selbst wenn sie damit zugleich Corin eine Meile näher kam. Sie beschattete die Augen mit der Hand, um besser sehen zu können.
    »Ist das der nächste Ort?«, fragte sie. Hutch stieß einen leisen Pfiff aus und brachte die Pferde, zwei kastanienbraune Tiere mit harten Beinen und massigen Kruppen, damit zum Stehen.
    »Nein, Ma’am. Das ist das alte Fort. Es heißt Fort Supply. Ich fürchte, bald werden wir von der Straße abbiegen, dann kommen wir nicht mehr so glatt voran.«
    »Fort Supply? Dann ist hier also eine Garnison?«
    »Jetzt nicht mehr. Das Fort steht schon seit sieben oder acht Jahren leer.«
    »Aber warum waren die Soldaten hier? Um die Leute vor den Indianern zu schützen, nehme ich an?«
    »Tja, das war auch ein Grund, sicherlich. Aber vor allem sollten sie die weißen Siedler daran hindern, sich im Indianerreservat niederzulassen. Man könnte also sagen, dass sie hier waren, um die Indianer vor Leuten wie Ihnen und mir zu schützen.«
    »Oh«, sagte Caroline ein wenig ernüchtert. Die Vorstellung, dass so nah bei der Ranch Soldaten das Land bewachten, hatte ihr gefallen, und sie hatte sich gleich mit Männern in adretten Uniformen eine Quadrille tanzen sehen. Doch als sie näher herankamen, erkannte sie, dass das Fort niedrig und primitiv war, fast nur aus Holz und Lehm gebaut statt aus Ziegel oder Stein. Die leeren, schwarzen Fensterlöcher wirkten auf unheimliche Weise wachsam, und sie wandte sich mit einem Schaudern ab. »Aber wo führt diese Straße jetzt hin?«
    »Tja, nirgendwohin, schätze ich. Sie geht von hier bis runter nach Fort Sill, aber dieses Ende wird nur noch von wenigen Leuten benutzt, damit es einem auf der Fahrt in die Stadt die Knochen nicht so durchrüttelt«, erklärte Hutch. Caroline blickte sich um, die leere Straße entlang. Sie sah zu, wie der Staub sich wieder auf ihre Spuren legte. Sie hatte sich jungfräuliches Land vorgestellt, nur von Gottes Hand berührt. Doch schon gab es hier gespenstische Ruinen und eine Straße ins Nirgendwo. »Bald müssen wir den North Canadian River überqueren, Mrs. Massey, aber machen Sie sich deswegen bloß keine Sorgen. Um die Jahreszeit wird das kein Problem sein«, sagte Hutch. Caroline nickte und lächelte ihm tapfer zu.
    Der Fluss war breit, aber flach. Das Wasser reichte nur bis zur Hälfte der Wagenräder, und den Pferden bis zum Bauch. Hutch gab den beiden den Kopf frei, als sie das andere Ufer erreicht hatten, und die Tiere tranken ausgiebig und schüttelten sich, dass ihr staubiges Fell dunkle Flecken bekam und Caroline der Geruch ihrer erhitzten Leiber in die Nase stieg. Sie versuchte, ein paar Tropfen von ihrem Rock zu wischen, verwandelte sie dadurch aber nur in verschmierte Flecken. Wo ein paar Pappeln die Wurzeln in das sandige Ufer krallten und ihre Schatten auf den Boden warfen, machten sie Rast. Hutch breitete eine dicke Decke aus, und Caroline ließ sich von ihm vom Wagen helfen und setzte sich auf den Boden. Ihr Korsett erlaubte ihr aber keine bequeme Haltung, und sie sprach kaum ein Wort, während sie ein Stück Schinken aß, das unziemlich lange gekaut werden musste, und Brot, das ihr auf den Schoß krümelte. Sandkörnchen knirschten beim Essen zwischen ihren Zähnen. Das einzige Geräusch war das leise Zischeln und Rascheln der Brise in den Blättern, die sich drehten und zitterten und in gedämpftem Silber und Grün blinkten. Ehe sie weiterfuhren, suchte Caroline mit einiger Mühe ihren Sonnenschirm aus ihrem Gepäck hervor.
    Der Wagen kam auf der offenen Prärie langsamer voran, rumpelte über Beifußgestrüpp und schleifte durch Flecken verwehten Sandes oder die morastigen Überreste eines schmalen Bachs. Hin und wieder kamen sie an kleinen Behausungen vorbei, Hütten, die halb eingegraben und hastig zusammengezimmert waren, um eine Familie zu schützen, einen Claim abzustecken, neu anzufangen. Doch diese lagen weit verstreut und wurden immer seltener, je weiter sie kamen. Der Nachmittag zog sich hin, und Caroline döste immer wieder ein. Ihr Körper schwankte neben Hutch auf der Bank. Jedes Mal, wenn ihr der Kopf auf die Brust zu sinken begann, rüttelte irgendeine Unebenheit im Boden sie wieder wach.
    »Wir machen bald Halt für die Nacht, Ma’am. Ich schätze, Sie

Weitere Kostenlose Bücher