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Das Geheime Vermächtnis

Das Geheime Vermächtnis

Titel: Das Geheime Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Webb
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Gesellschaft außer dem neugierigen Mädchen Dora, das mit jedem neuen Gang auch eine neue Kette von Fragen brachte. Auf der anderen Seite des Raumes diskutierten zwei Herren in abgewetzter Kleidung und mit verhärmten Gesichtern aus führlich über den Getreidepreis.
    Der Morgen zog strahlend herauf, der Himmel war makellos blau, und in der Luft lag ein Duft, den Caroline nicht kann te – der erdige Geruch des feuchten Bodens und der Beifußsträucher, die überall auf der Prärie um Woodward herum sprossen. So ganz anders als der Geruch nach Stein, Rauch und Menschen in der Stadt. Die Sonne schien schon hell, als sie den letzten Abschnitt der Reise antraten. Als Hutch ihr auf den Wagen half, bemerkte Caroline, dass er jetzt einen Revolvergürtel um die Hüfte trug, mit einer Waffe im Holster. Der Anblick löste ein seltsames Kribbeln in ihrer Magengegend aus. Sie schob ihre Haube nach vorn, um sich besser gegen das grelle Licht zu schützen, musste aber dennoch die Augen zusammenkneifen. Die Sonne erschien ihr hier heller, als sie sie in New York je gesehen hatte, und als sie das anmerkte, senkte Hutch das Kinn zu einem kleinen Nicken.
    »Das will ich gern glauben, Ma’am. Ich war selbst noch nie so weit im Osten, und auch nicht so weit nördlich, wenn ich es recht bedenke. Aber ich kann mir vorstellen, dass an einem Ort, wo so viel gebaut und gelebt und gestorben wird, die Luft irgendwann genauso trübe wird wie die Flüsse.« Eine lebhafte Brise wirbelte den Sand unter den Wagenrädern auf und wehte ihn zu ihnen empor, und Caroline wedelte mit der Hand, um ihn abzuwehren. Bald hatte er sich in den Falten ihres Rockes abgesetzt. Hutch beobachtete sie mit ausdrucksloser Miene. »Wenn wir den Ort erst hinter uns gelassen haben, weht nicht mehr so viel Sand herum, Mrs. Massey«, sagte er.
    Sie brauchten nicht lange, um Woodward zu durchqueren. Sie fuhren die Main Street entlang, die größtenteils von Holzhäusern und nur ein, zwei solideren Gebäuden flankiert wurde, und passierten mehrere Saloons und Banken, eine Poststation, einen großen Gemischtwarenladen und ein Opernhaus. Es herrschte ein reges Gewühl von Wagen und Pferden und ebenso von Menschen, die ihren Geschäften nachgingen, die meisten davon Männer. Caroline blickte über die Schulter zurück, als sie den Ort verließen. Aus der Entfernung konnte sie sehen, dass viele der hohen Häuserfronten nur Fassaden waren, hinter die sich ein einstöckiges Gebäude duckte.
    »Ist das ganz Woodward?«, fragte sie ungläubig.
    »Ja, Ma’am. Über zweitausend Seelen sind jetzt hier zu Hause, und die Stadt wächst immer weiter. Seit sie die Cheyenne- und Arapaho-Gebiete im Süden freigegeben haben, strömen die Leute nur so herein, besiedeln das Land und bewirtschaften es. Manche sagen, es sei ein Jammer, dass die offene Prärie eingezäunt und untergepflügt wird. Ich sage, das ist der Fortschritt, obwohl ich froh bin, dass es noch genug offenes Land für die Rinderherden gibt.«
    »Arapaho? Was bedeutet das?«
    »Die Arapaho? Das sind Indianer. Kommen ursprünglich von weiter nördlich, aber die Regierung hat sie hierher umgesiedelt, wie so viele andere Stämme … Also, das Gebiet, durch das wir jetzt gerade fahren, hat bis vor Kurzem den Cherokee gehört, obwohl die eigentlich viel weiter im Osten lebten. Sie haben es jahrelang an Rancher und Viehzüchter verpachtet, ehe es dreiundneunzig an Siedler vergeben wurde …«
    »Aber ist es denn nicht gefährlich für zivilisierte Menschen, in einer Gegend zu leben, in der es Indianer gibt?« Caroline war entsetzt. Hutch warf ihr einen Seitenblick zu und zog dann eine Schulter hoch.
    »Sie haben ihr Land verkauft und sind weitergezogen. Ich schätze, die sehnen sich ebenso wenig nach weißen Nachbarn, wie manche Weiße das Land nicht mit Indianern teilen wollen.«
    »Dem Himmel sei Dank!«, sagte Caroline. »Ich könnte nachts kein Auge zutun, wenn ich wüsste, dass solche Kreaturen draußen vor dem Fenster herumschleichen!« Sie lachte kurz, schrill und nervös, und bemerkte den nachdenklichen Blick nicht, mit dem Hutch in die Prärie hinausschaute. Caroline tat es ihm gleich, suchte den Horizont ab und spürte ein Flattern im Magen bei dem Gedanken, dass Wilde noch vor nicht allzu langer Zeit hier ihre Opfer skalpiert hatten. Zwei aufgescheuchte Kaninchen schossen plötzlich vom Straßenrand ins Gestrüpp, wo nur noch ihre schwarzen Ohrenspitzen zu sehen waren.
    Nach etwa zehn oder zwölf Meilen Fahrt tauchten in

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