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Das Geheime Vermächtnis

Das Geheime Vermächtnis

Titel: Das Geheime Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Webb
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können einen Becher heißen Kaffee brauchen, und ein Plätzchen zum Ruhen.«
    »O ja! Ich bin recht müde. Wir müssen doch inzwischen sehr weit von der Stadt entfernt sein?«
    »In diesem langsamen Wagen kommt es einem weiter vor. Zu Pferde habe ich die Strecke schon an einem Tag geschafft, ohne mich besonders anzustrengen. Man braucht nur ein gutes, schnelles Reitpferd, und Ihr Mann züchtet mit die besten im ganzen Oklahoma-Territorium.«
    »Wo werden wir übernachten? Gibt es eine Siedlung in der Nähe?«
    »Leider nein, Ma’am. Wir schlagen ein Nachtlager auf.«
    »Lager?«
    »So ist es. Schauen Sie nicht so erschrocken drein, Mrs. Massey! Ich bin ein Mann der Ehre und Diskretion«, sagte er und grinste ironisch über Carolines fassungslos aufgerissene Augen. Sie brauchte einen Moment, bis ihr klar wurde, dass er glaubte, sie sei schockiert von der Vorstellung, die Nacht allein mit ihm zu verbringen. Sie errötete und schlug die Augen nieder, doch ihr Blick fiel auf seine Taille, wo das Hemd aus dem Hosenbund gerutscht war und ein kleines Stück seines harten, gebräunten Bauches enthüllte. Caroline schluckte und richtete den Blick fest auf den Horizont. Ihre Angst hatte eigentlich der Aussicht gegolten, die ganze Nacht draußen zu verbringen, ohne Schutz vor Tieren, dem Wetter und anderen Unbilden der Natur.
    Vor Sonnenuntergang hielt Hutch den Wagen an einem ebenen Fleckchen an, grüner und saftiger als die Umgebung. Er half Caroline hinab, und sie blieb stehen. Ihr ganzer Körper schmerzte, und sie war unsicher, was sie tun sollte. Hutch schirrte die Pferde ab, nahm ihnen die Trensen aus den Mäulern und gab ihnen einen Klaps. Mit erleichtertem Blick und schwingenden Schweifen trotteten sie gemächlich ein Stück davon und begannen, dicke Büschel Gras abzufressen.
    »Aber … werden die Pferde denn nicht davonlaufen?«, fragte Caroline.
    »Nicht allzu weit, denke ich. Und für ein Stück Brot kommen sie von überallher wieder angelaufen.« Hutch lud ein Zelt vom Wagen und hatte es bald aufgebaut. Als Bettstatt breitete er Decken über Büffelhäute und trug dann Carolines Toilettenkoffer hinein. »Da drin haben Sie es sehr gemütlich. So gut wie in jedem feinen Hotel in New York«, erklärte er. Caroline warf ihm einen Blick zu, unsicher, ob er sich über sie lustig machte, dann lächelte sie und ließ sich in dem Zelt nieder, wobei sie über den Geruch der Häute die Nase rümpfte. Aber das Lager war weich und behaglich, und die Zeltwände blähten und senkten sich mit der Brise, als atmeten sie. Caroline spürte ihr Herz langsamer schlagen, und eine sanfte Ruhe kam über sie.
    Hutch hatte bald ein Feuer entzündet. Er hockte sich daneben und rührte in einer großen, flachen Pfanne herum, die zischte und qualmte. Er nährte die Flammen mit etwas Brau nem, Trockenem, das Caroline nicht erkannte.
    »Was verbrennen Sie da?«, fragte sie.
    »Kuhfladen«, antwortete Hutch und lieferte keine weitere Erklärung für diesen Begriff. Caroline wagte nicht, danach zu fragen. Der Himmel war eine Pracht in rosa und türkisblauen Streifen und wandelte sich von einem hellen Strahlen im Westen bis hin zu dunklem Samtblau im Osten. Hutchs Gesicht glühte bald im Feuerschein. »Ich habe Ihnen die Kiste da hingestellt, zum Draufsetzen«, sagte er und deutete mit der Gabel. Caroline setzte sich gehorsam. In der Dunkelheit jenseits der Flammen schnaubte eines der Pferde, ein anderes wieherte leise. Dann hallte ein fernes Heulen, schrill und gespenstisch, über die flache Prärie.
    »Was war das?«, schrie Caroline und sprang wieder auf die Füße. Das Blut wich ihr aus dem Kopf, und sie strauchelte und ruderte mit einem Arm, den Hutch plötzlich packte. Es hatte nicht mehr als eine Sekunde gedauert, bis er an ihrer Seite war.
    »Setzen Sie sich, Ma’am. Setzen Sie sich wieder hin«, beharrte er.
    »Sind das Wölfe ?«, rief sie und konnte nicht verhindern, dass ihre Stimme bebte.
    »Nur Präriewölfe, weiter nichts. Die sind nicht größer als ein Hund, und auch nicht gefährlicher. Die werden nicht in unsere Nähe kommen, das verspreche ich Ihnen.«
    »Sind Sie sicher?«
    »So sicher, wie ich hier sitze, Mrs. Massey«, sagte Hutch beruhigend. Caroline zog ihr Tuch fest um sich und kauerte angsterfüllt auf der harten Holzkiste, jede Faser in angespannter Alarmbereitschaft. Hutch schien ihre Unruhe zu spüren und begann zu reden. »Manche nennen sie auch Kojoten. Sie leben in Rudeln und streiten hier und da um

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