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Das Geheime Vermächtnis

Das Geheime Vermächtnis

Titel: Das Geheime Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Webb
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gelösten Strähnen unter ihre Haube. »Glauben Sie, das ist Mr. Massey?«
    »Tja«, machte Hutch wieder und lächelte, während sie hektisch ihre Kleider in Ordnung zu bringen versuchte, »ich kenne keinen anderen Mann in der Gegend, der eine so tiefschwarze Stute reitet, also glaube ich, das könnte doch tatsächlich Ihr Mann sein, Ma’am.«
    Caroline klopfte sich immer noch den Staub von den Röcken und zwickte sich in die Wangen, ohne sich darum zu scheren, ob Hutch ihr bei ihren Bemühungen zusah, als der Reiter so nah herankam, dass sie ihn endlich erkennen konnte. Sie ließ die Hände elegant in den Schoß sinken und straffte die Schultern, obwohl sie innerlich bebte vor Aufregung. Das schwarze Pferd flog in lockerem Galopp nur so über den Boden und ließ kleine Sandfontänen hochspritzen, und als der Reiter sie endlich erreicht hatte, zog Corin sich das vorgebundene Tuch vom Gesicht und enthüllte ein breites Grinsen. Er war so golden und wunderbar, wie sie ihn in Erinnerung hatte.
    »Caroline!«, rief er. »Ich freue mich so, dich zu sehen!« Er schwang sich vom Pferd und trat vor ihre Füße. Da saß sie und blieb sitzen, hoch auf dem Wagen, starr vor Angst und Erwartung. »Geht es dir gut? Wie war die Reise?« Als sie nicht antwortete, erlosch Corins Lächeln, und er sah sie verwirrt an. Das brachte sie endgültig um ihre Fassung. Immer noch sprachlos und so erleichtert, ihn zu sehen, dass sie es niemals laut eingestanden hätte, schrieb Caroline allen Anstand in den Wind und stürzte sich von der Bank in seine wartenden Arme. Nur ihre zierliche Leichtigkeit verhinderte, dass die beiden im Staub der Prärie landeten. Hinter ihnen, die Zügel lässig in einer Hand, saß Hutch, beobachtete sie mit einem lakonischen Grinsen und begrüßte seinen Boss mit einem herzlichen Nicken.
    Ein paar Leute standen um das Farmhaus verstreut, als der Wagen mit Corin Masseys neuer Frau endlich davor hielt. Die meisten waren junge Männer mit abgetragener, staubiger Kleidung, die sich anscheinend dennoch etwas Mühe gegeben, die Haare gekämmt und die Hemden in die Hosen gesteckt hatten. Corin lächelte über Carolines betroffenen Gesichtsausdruck, mit dem sie entmutigt an ihrer eigenen schmutzigen Erscheinung hinabschaute. Die Männer nickten, lüpften die Hutkrempen und begrüßten sie mit einem Murmeln, als Caroline vom Wagen stieg, und sie grüßte höflich zurück.
    »Ich möchte dir unbedingt die Ranch zeigen, Caroline. Ich kann es kaum erwarten, dich überall herumzuführen! Oder bist du zu erschöpft von der Reise?«, fragte Corin und schwang sich vom Pferd.
    »Ach, ich bin so müde, Corin! Natürlich musst du mir alles zeigen, aber erst möchte ich mich ausruhen und ein Bad nehmen«, sagte sie. Corin nickte bereitwillig, doch er wirkte ein wenig enttäuscht. Das prächtige weiße Haus, das Caroline sich vorgestellt hatte, war in Wirklichkeit ein niedriges Gebäude aus Holz. Zwar war die Fassade tatsächlich weiß gestrichen worden, doch Präriesand war vom Wind darange weht worden, sodass die untere Hälfte unschön und schmuddelig aussah. Corin folgte ihrem Blick.
    »Leider kam ein Frühlingssturm, ehe die Farbe trocknen konnte«, erklärte er betreten. »Wir streichen es neu, keine Sorge. Zum Glück hatten wir da erst die Vorderseite gestrichen, so war nicht allzu viel Arbeit umsonst!« Caroline spähte um die Ecke des Hauses, und die Seitenwände bestanden tatsächlich aus nacktem Holz.
    »Ich kümmere mich um Strumpet. Bringen Sie nur Mrs. Massey ins Haus«, sagte Hutch und nahm Corin die Zügel ab.
    »Strumpet?«, fragte Caroline verwirrt.
    »Meine Stute«, sagte Corin grinsend und rieb dem Pferd die Stirn. Caroline verstand nichts von Pferden, doch das Tier schien recht finster dreinzublicken. »Das störrischste, übellaunigste Wesen weit und breit, und das kann jedermann bezeugen.«
    »Warum behältst du sie, wenn sie so scheußlich ist?«
    »Na ja«, sagte Corin achselzuckend, als hätte er noch nie darüber nachgedacht, »sie ist mein Pferd.«
    Im Inneren des Hauses waren die Wände kahl, und die Fenster hatten keine Vorhänge. Möbel waren genug vorhanden, doch sie standen willkürlich herum, ganz unpassend zum Schnitt der Räume. Ein Sessel, nah an den Ofen gerückt, mit Stapeln von Viehzucht-Journalen und Saatgutkatalogen daneben, war das einzige Stück, das seinen rechten Fleck gefunden zu haben schien. Überall auf dem Boden standen Kisten und Kartons herum. Caroline drehte sich einmal im Kreis, und

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