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Das Geheime Vermächtnis

Das Geheime Vermächtnis

Titel: Das Geheime Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Webb
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hässlichen Zähnen und ihrer brutalen Kraft nicht, und der Gedanke, auf einem von ihnen zu sitzen, behagte ihr überhaupt nicht. Als Corin ihr stolz seine Zuchtstuten vorstellte und den Hengst Apache, nickte Caroline und bemühte sich, die Tiere auseinanderzuhalten. Für sie sahen sie alle gleich aus. Er fuhr sie zu den verschiedenen Pferchen und Gattern und den niedrigen, grob gezimmerten Baracken, in denen die Viehtreiber schliefen. Caroline fiel auf, wie wohl ihr Mann sich hier zu fühlen schien, ohne eine Spur der Unsicherheit oder Befangenheit, die er in der New Yorker Gesellschaft gezeigt hatte. Sie kamen an einer armseligen Hütte vorbei, die ein Stück in den Boden gegraben und mit Planken und Grassoden gedeckt war.
    »Das wäre unser Zuhause gewesen, wenn du viel früher angekommen wärst!«, erzählte Corin lachend.
    » Das da? «, echote Caroline entsetzt. Corin nickte.
    »Diese Erdhütte war die allererste Behausung, die ich hier gebaut habe, als ich dreiundneunzig meinen Claim abgesteckt habe. Und ich habe zweimal darin überwintert, ehe ich ein richtiges Haus bauen konnte – ich habe draußen in der Prärie eines gefunden und es hierhergeschleppt, wenn du dir das vorstellen kannst!«
    »Du hast ein Haus gestohlen?«
    »Nicht gestohlen! Nein, das nicht. Ich nehme an, irgendein Spekulant hatte es dort hingebaut und versucht, das Land zu besetzen, als das noch verboten war. Tja, wer auch immer es gebaut hatte, war weggezogen oder vertrieben worden. Es stand nur da herum, niemand wohnte darin außer ein paar Klapperschlangen. Also habe ich sie verscheucht, das Haus Stück für Stück auf einen Pritschenwagen geladen und hierhergeschleppt. Es war ein gutes kleines Haus, aber keinesfalls geräumig genug für eine Familie.« Bei diesen Worten nahm er ihre Hand und drückte sie, und Caroline wandte schamhaft den Blick ab.
    »Eine große Familie?«, fragte sie schüchtern.
    »Ich schätze, vier oder fünf Kinder dürften genügen«, erwiderte Corin grinsend. »Was meinst du?«
    »Vier oder fünf dürften genügen«, stimmte sie mit breitem Lächeln zu.
    »Also, hier ist der Unterstand, in den wir die Stuten bringen, wenn sie fohlen.«
    »Was ist das?«, fragte Caroline und deutete auf ein konisches Zelt hinter dem Stutenpferch.
    »Da wohnt Joes Familie. Siehst du die Erdhütte daneben? Joe und seine Frau schlafen darin, aber seine Familie wollte ein Tipi, wie sie es immer hatten, und deshalb wohnen sie noch darin. Diese Leute halten auf ihre Traditionen.«
    »Warum sollte … Joes Familie in einem Tipi wohnen wollen?«, fragte Caroline verständnislos. Corin sah sie an, ebenso verwundert wie sie.
    »Na ja, sie sind Indianer, Liebste. Und sie leben gern so, wie sie es immer getan haben, obwohl Joe selbst fortschrittlicher denkt. Er arbeitet schon von Anfang an für mich, seit dem ersten Trail, als ich ihn nur mit Kleidung und ein paar Dosen Tabak bezahlen konnte. Einer meiner besten Reiter …«
    »Indianer? Hier gibt es Indianer ?« Carolines Herz begann zu rasen, und ihr Magen krampfte sich zusammen. Sie hätte nicht schockierter sein können, wenn er ihr gesagt hätte, dass er Wölfe in seinen Viehherden herumlaufen ließ. »Hutch hat behauptet, sie wären alle weg«, hauchte sie.
    »Na ja, die meisten von ihnen. Der Rest von Joes Stamm lebt im Reservat östlich von hier, das bis zum Arkansas River reicht. Das heißt, der Teil des Stammes, der hier im Oklahoma-Territorium geblieben ist – White Eagle ist ihr Häuptling. Aber viele sind vor ein paar Jahren zurück nach Norden gegangen. Häuptling Standing Bear hat sie zu ihrem Stammesland in Nebraska zurückgeführt. Sie hatten wohl mehr Heimweh als die anderen …«, erklärte er, doch Caroline hörte seine kurze Erläuterung kaum. Sie wollte ihren Ohren nicht trauen, und ihren Augen – hier, vor ihrer Türschwelle, hausten jene Wilden, über deren Gräueltaten man sich im Osten seit Jahrzehnten schaurige Geschichten erzählte. Angst ließ ihr das Herz gefrieren. Panisch riss sie Corin die Zügel aus der Hand und zerrte den Kopf des Pferdes herum, zurück in Richtung des Hauses.
    »He – warte, was tust du denn da?«, rief Corin aus und versuchte, ihr die Zügel wieder abzunehmen, als das Pferd protestierend den Kopf hochwarf, weil die Trense an seinen Zähnen klapperte.
    »Ich will weg! Nur weg von ihnen!«, schrie Caroline, die am ganzen Körper zitterte. Sie schlug sich die Hände vors Gesicht, als könnte sie sich dadurch verstecken. Corin beruhigte

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