Das Geheime Vermächtnis
Land nicht zu weit entfernt von meiner Familie liegt, ob es das richtige Land für das Vieh ist. Aber ich war seit vielen Monaten nicht mehr hier.« Er zuckte mit den Schultern. »Mir ist bald klar geworden, dass ich noch nie etwas Besseres getan habe, als genau diesen Claim abzustecken und diese Entscheidungen zu treffen. Alles geschieht aus einem bestimmten Grund, das glaube ich jedenfalls, und jetzt weiß ich, dass das stimmt.«
»Woher weißt du das?«, fragte sie, drehte sich zu ihm um und trocknete sich die Finger am Rock ab.
»Weil ich dich habe. Als mein Vater starb, dachte ich … eine Zeit lang dachte ich, ich sollte zurück nach New York ziehen und mich um meine Mutter kümmern. Aber sobald ich wieder dort war, war mir klar, dass ich nicht bleiben konnte. Und dann habe ich dich gefunden, und du warst bereit, mit mir fortzugehen … und wenn der Tod meines Va ters irgendetwas Gutes gehabt hat, dann bist du das, Caroline. Du bist das, was in meinem Leben gefehlt hat.« Er sprach so klar, so entschieden, dass Caroline von seinen Worten überwältigt war.
»Glaubst du wirklich?«, flüsterte sie und trat dicht zu ihm, spürte, wie die Hitze der Sonne ihre Haut rötete. Sie schien hell in seine Augen und verlieh ihnen den Farbton von Karamell.
»Das glaube ich wirklich«, sagte er leise, und sie reckte sich auf die Zehenspitzen, um ihn zu küssen.
Im Schatten der Weiden breiteten sie ihre Decken auf den Boden, packten den Picknickkorb aus, und Corin spann te das Pferd aus und band es an einen Baum. Caroline setzte sich mit sorgsam angezogenen Beinen und schenkte Corin ein Glas Limonade ein. Er legte sich entspannt neben sie, auf einen Ellbogen gestützt, und knöpfte sein Hemd auf, um die kühle Luft an seinen Körper zu lassen. Caroline beobachtete ihn beinahe schüchtern, denn sie hatte sich noch immer nicht an den Gedanken gewöhnt, dass er ihr gehörte, und auch nicht an seine gelöste, lockere Art. Bis zu ihrer Ankunft auf der Ranch hatte sie nicht gewusst, dass Männern Haar auf der Brust wuchs, und sie erkundete es jetzt mit ihren Fingerspitzen. Es ringelte sich an seiner Haut, feucht von der Hitze seines Körpers.
»Corin?«, fragte sie unvermittelt.
»Ja, Liebste?«
»Wie alt bist du?«
»Wie bitte? Das weißt du doch!«
»Nein, weiß ich nicht! Mir ist eben aufgefallen … dass ich gar nicht weiß, wie alt du bist. Du kommst mir so viel älter vor als ich – damit meine ich nicht, wie du aussiehst! Na ja, teilweise schon dein Aussehen, aber auch … andere Dinge«, stammelte sie hilflos. Corin sah sie liebevoll an.
»Bei meinem nächsten Geburtstag werde ich siebenundzwanzig«, sagte er. »So – bist du jetzt entsetzt darüber, dass du so einen alten Mann geheiratet hast?«
»Siebenundzwanzig ist gar nicht so alt! Ich werde ja schon in ein paar Monaten neunzehn. Aber … es hat den Anschein, als hättest du schon dein ganzes Leben hier verbracht. Du bist hier so zu Hause, als lebtest du seit fünfzig Jahren in dieser Gegend.«
»Also, zum ersten Mal bin ich mit meinem Vater hier herausgekommen, auf einer Geschäftsreise – wir haben nach neuen Rindfleischlieferanten gesucht. Mein Vater war Fleischgroßhändler, habe ich dir das nicht erzählt? Er hat die besten Restaurants in New York beliefert, und eigentlich war vorgesehen, dass ich in sein Geschäft mit einsteigen sollte. Aber sobald ich hierherkam, wusste ich, dass wir am falschen Ende dieser Lebensmittelkette waren, und ich bin gar nicht erst wieder weggegangen. Ich war erst sechzehn, als ich beschloss, hier draußen zu bleiben und zu lernen, wie man Rinder züchtet, statt nur ihr totes Fleisch zu kaufen.«
»Sechzehn!«, echote Caroline. »Hattest du denn keine Angst davor, deine Familie einfach so zu verlassen?«, fragte sie. Corin überlegte kurz, dann schüttelte er den Kopf.
»Ich habe mich eigentlich nie vor etwas gefürchtet. Bis ich dich zum Tanzen aufgefordert habe«, sagte er. Caroline errötete vor Freude und strich ihren Rock glatt.
»Es ist wirklich heiß, nicht wahr? Selbst hier im Schatten«, bemerkte sie.
»Soll ich dir verraten, was die beste Abkühlung ist?«
»Was denn?«
»Schwimmen!«, verkündete Corin, sprang auf und zog sich das Hemd über den Kopf.
» Schwimmen! Wie meinst du das?«, fragte Caroline lachend.
»Das werde ich dir zeigen!«, entgegnete er. Er schlüpfte aus den Stiefeln, schleuderte seine Hose beiseite und stürmte in den Weiher, im Adamskostüm und unter wildem Johlen und Platschen.
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