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Das Geheime Vermächtnis

Das Geheime Vermächtnis

Titel: Das Geheime Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Webb
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Sprache, und Magpie machte ein finsteres Gesicht und erwiderte sie knapp und entrüstet. Joe begegnete ihr nicht so bereitwillig wie seine Frau, und Caroline erschien sein Gesichtsausdruck beinahe feindselig. Das tiefe Schwarz seiner Augen machte ihr Angst, und sein Mund war ein gerader, unerbittlicher Strich.
    »Ich habe noch nie einen … Cherokee kennengelernt«, sagte Caroline, ermutigt von Magpies fröhlicher Art.
    »Haben Sie immer noch nicht.« Joe sprach zum ersten Mal in trockenem Tonfall. Sein Akzent war so kehlig, dass Caroline einen Moment überlegen musste, ehe sie ihn verstand. Sie warf Corin einen Blick zu.
    »Joe und seine Familie sind vom Stamm der Ponca«, erklärte er.
    »Aber … Hutch hat mir erzählt, dieses Land hätte zuvor den Cherokee gehört.«
    »Das stimmt. Es ist so … na ja, um es einfach auszudrücken, es gibt viele Stämme in diesem Land. Dies war schließlich das Indianer-Territorium, ehe es zu Oklahoma wurde. Joe und seine Familie sind insofern ungewöhnlich, als sie sich entschieden haben, manches von der Lebensweise des weißen Mannes zu übernehmen. Die meisten Leute ihres Volkes haben es vorgezogen, unter sich zu bleiben, in Reservaten. Joe hingegen hat Geschmack am Viehtreiben gefunden und seine Entscheidung nie bereut – nicht wahr, Joe?«
    »Habe vor allem Geschmack daran gefunden, Sie beim Kartenspiel zu besiegen«, erwiderte der Ponca und verzog ein wenig sarkastisch einen Mundwinkel.
    Als sie von dem Tipi wegfuhren, runzelte Caroline die Stirn.
    »Joe scheint mir ein seltsamer Name für einen … einen Ponco zu sein …«
    »Ponca. Na ja, sein richtiger Name in seiner eigenen Sprache ist praktisch unaussprechlich. Er bedeutet Sandsturm oder so ähnlich. Für die Leute ist es viel leichter, einfach Joe zu sagen.«
    »Er zeigt dir gegenüber keinen großen Respekt, wenn man bedenkt, dass du sein Arbeitgeber bist.«
    Daraufhin sah Corin Caroline an, und ein Stirnrunzeln verfinsterte kurz seinen Blick. »Er hat großen Respekt vor mir, das kann ich dir versichern, und diesen Respekt musste ich mir verdienen. Menschen wie Joe erweisen dir keinen Respekt, nur weil du weiß bist oder Land besitzt, oder weil du ihren Lohn zahlst. Sie schenken ihn dir, wenn du ihnen zeigen kannst, dass du rechtschaffen bist und bereit, dazuzulernen, und dass du ihnen Respekt erweist, wo es angemessen ist. Die Dinge sind hier draußen ein wenig anders als in New York, Caroline. Die Leute müssen sich selbst und einander helfen, denn eine Flut, ein schwerer Frost oder ein Tornado können manchmal in einem einzigen Augenblick alles auslöschen, was man besitzt …« Er ließ den Satz verhallen. Ein warmer Wind wehte von der Prärie heran und sang in den Speichen der Wagenräder. Von seiner Zurechtweisung schmerzlich getroffen, saß Caroline in unglücklichem Schweigen da. »Du wirst dich bald einleben, keine Sorge«, sagte Corin in leichterem Tonfall.
    Ein paar Tage später machten sie ihren Hochzeitsausflug. Sie brachen mit dem Einspänner zu einem Picknick auf, als die Sonne noch am östlichen Horizont stand, fuhren gen Westen, etwa drei Stunden lang, zu einer Stelle, wo das Land sich in sinnlichen Rundungen um einen kleinen Weiher wellte, der von einem gemächlichen Bach gespeist wurde. Silberne Weiden neigten ihre Zweige herab, beschatteten das Ufer und berührten hier und da das Wasser, um Fältchen in die weite Spiegelung des Himmels zu ziehen.
    »Es ist sehr hübsch hier«, sagte Caroline und lächelte, als Corin ihr von der Bank half.
    »Es freut mich, dass es dir gefällt.« Corin drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. »Das ist einer meiner Lieblingsplätze. Ich komme manchmal hierher, wenn ich nachdenken muss oder mich etwas bedrückt …«
    »Warum hast du dann nicht hier gebaut, sondern die Ranch weiter östlich angesiedelt?«
    »Tja, ich wollte ja hier siedeln, aber Geoffrey Buchanan war schneller als ich. Seine Farm steht zwei Meilen weiter in diese Richtung, aber dieses Land gehört zu seinem Claim.«
    »Wird es ihn denn nicht stören, dass wir hierherkommen?«
    »Das bezweifle ich. Er ist ein sehr gelassener Kerl, aber vor allem wird er gar nicht erfahren, dass wir hier sind.« Corin grinste, und Caroline lachte, ging zum Rand des Weihers und tauchte die Finger ins Wasser.
    »Kommst du denn häufiger hierher? Warst du schon oft bedrückt hier draußen?«
    »Manchmal, ganz zu Anfang, als ich hergekommen bin. Ich habe mich gefragt, ob ich den richtigen Claim abgesteckt hatte, ob das

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