Das Geheime Vermächtnis
Sand knirschte unter ihren Absätzen. Als sie sich ihrem Ehemann zuwandte, konnte sie ihre Bestürzung nicht verbergen.
»Also, ich habe es absichtlich nicht fertig eingerichtet, weil ich dachte, es hat keinen Sinn, ehe du hier bist und mir sagst, wie du es haben möchtest. Wir haben es sicher schnell fertig, jetzt, wo du hier bist«, erklärte er hastig. »Es hat … dieses Haus zu bauen hat einfach länger gedauert, als ich geplant hatte … Es tut mir leid, Caroline.«
»O nein! Nicht doch!«, rief sie aus, bestürzt, ihn so geknickt zu sehen. »Ich bin sicher, es wird wunderbar – ich weiß schon genau, wie wir es herrichten werden. Du hast das sehr gut gemacht.« Sie drehte sich um, lehnte den Kopf an seine Brust und genoss seinen Geruch. Corin strich ihr ein paar Strähnen aus der Stirn und umarmte sie fest. Seine Berührung weckte eine Wärme in ihrem Inneren, und ein Ziehen, wie Hunger.
»Komm mit mir«, murmelte er und führte sie durch eine Tür in der Ecke des Wohnraums in ein kleineres Zimmer, das von einem großen Eisenbett beherrscht wurde. Darauf lag ein prächtiger bunter Quilt, und Caroline strich leicht mit den Fingern darüber. Er war aus Satin und Seidenstoffen genäht, kühl und glatt. »Ich habe das Bett den ganzen weiten Weg von New York hierher verfrachten lassen«, erzählte Corin ihr. »Es ist erst kurz vor dir angekommen. Und der Quilt hat meiner Mutter gehört. Warum probierst du es nicht einmal aus?«
»Lieber nicht. Ich würde es nur schmutzig machen. Es ist wunderschön, Corin«, sagte Caroline begeistert.
»Na ja, ich bin auch schmutzig, und ich sage, wir probieren es jetzt gleich.« Corin nahm erst ihre Hände, umfasste dann ihre Taille und schlang schließlich die Arme um sie.
»Warte! Nicht!«, protestierte Caroline lachend, als er sie beide hinabzog, sodass sie auf der federnden Matratze landeten.
»Wir haben noch unsere Hochzeitsnacht nachzuholen«, sagte er leise. Die Sonne schien durchs Fenster, verlieh seinem Haar einen weichen Schimmer und tauchte seine braunen Augen in tiefe Schatten. Caroline war sich des muffigen Geruchs ihres ungewaschenen Körpers allzu bewusst, und ihr Mund war furchtbar trocken.
»Ja. Aber es ist noch nicht Schlafenszeit. Und ich muss dringend baden … außerdem könnte jemand hereinschauen.«
»Wir sind nicht mehr in New York, Liebste. Du brauchst nicht mehr zu tun, was deine Tante dir sagt, und wir brauchen nicht zu tun, was die feine Gesellschaft von uns verlangt …« Corin legte die Hand auf ihren Bauch, und Caroline stockte der Atem in der Brust, die sich schnell und flach hob und senkte. Er öffnete sämtliche Knöpfe ihrer Bluse und strich den Stoff sacht beiseite.
»Aber ich …«
»Kein Aber«, raunte Corin. »Dreh dich um.« Caroline gehorchte, und Corin löste ungeschickt die Schnüre ihres Korsetts. Ihre erlöste Lunge sog plötzlich so viel Luft ein, dass ihr schwindlig wurde, und sie schloss die Augen. Corin drehte sie wieder zu sich herum und strich mit den rauen Händen, die ihr schon bei ihrer ersten Begegnung aufgefallen waren, an den Linien ihres Körpers entlang. Er küsste zart ihre geschlossenen Augenlider. »Du bist so schön«, sagte er leise, und seine Stimme war tief und heiser. »Augen wie Silberdollars.« Erschrocken über die machtvolle Leidenschaft, die Caroline in sich spürte, küsste sie ihn, so innig sie konnte. Sie hatte kaum eine Ahnung, was sie erwartete, und wusste nur, dass Corin jetzt Rechte an ihrem Körper besaß, die noch nie jemand gehabt hatte. Bathilda hatte finstere Andeutungen über Schmerzen gemacht, die zu ertragen waren, und Pflichten, die es zu erfüllen galt, doch der leichte Druck von Corins Haut an ihrer fühlte sich himmlischer an als alles, was sie je zuvor gespürt hatte. Die sanfte Beharrlichkeit seiner Liebkosungen, sein Gewicht zwischen ihren Oberschenkeln erfüllten sie mit einem Gefühl, das heiß und kalt und beinahe schmerzhaft war und so völlig anders als alles, was sie bisher kannte, dass sie vor freudigem Staunen aufschrie und gar nicht mehr daran dachte, was unschicklich sein könnte und ob irgendjemand sie hörte.
Corin fuhr seine junge Frau im Einspänner über die Ranch spazieren, denn die war zu weitläufig, um zu Fuß zu gehen, und Caroline hatte noch nie auf einem Pferd gesessen. Es hatte ihn offensichtlich verblüfft, das zu hören, doch dann hatte er lachend erklärt: »Keine Sorge, das Reiten wirst du bald lernen.«
Aber Caroline traute den Tieren mit ihren
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