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Das Geheime Vermächtnis

Das Geheime Vermächtnis

Titel: Das Geheime Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Webb
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wie der Korbstuhl hinten an den Oberschenkeln drückte und juckte. Ein kleiner Vogel aus dem Baum schiss auf den Tisch. Henry kratzte die Vogelkacke mit dem Messer ab und schleuderte sie auf mich. Ich duckte mich so hektisch, dass ich dabei vom Stuhl fiel, gegen das Tischbein trat und meine und Beths Limonade verschüttete. Henry lachte so sehr, dass er sich an einem Stück Toastbrot verschluckte, und er hustete und würgte, bis ihm Tränen über die Wangen liefen. Beth und ich sahen befriedigt zu; wir klopften ihm nicht auf den Rücken. Den Rest des Tages war er besonders widerlich. Wir versuchten alles Mögliche, um ihn loszuwerden. Die Hitze machte ihn leicht benommen und brutal, er benahm sich wie ein Bulle mit Sonnenstich. Schließlich wurde er ins Haus gerufen und musste sich hinlegen, weil er dabei erwischt worden war, wie er einem der Labradore die Beine mit einer Schnur zusammenband, während das Tier gutmütig und verwundert vor sich hin hechelte. Meredith duldete nicht, dass man ihre Labradore quälte.
    Doch am späten Nachmittag kam er wieder heraus und fand uns am Teich. Inzwischen waren wir natürlich zu dritt. Ich war geschwommen und hatte abwechselnd so getan, als wäre ich ein Otter, eine Meerjungfrau, ein Delfin. Henry lachte über meine nasse, herunterhängende Unterhose, deren Zwickel das Wasser ausbeulte. Hast du dir in die Hose gepinkelt, Erica? Dann etwas, irgendetwas . Wegrennen. Gedanken an den Abfluss am Grund des Teichs, das Loch, durch das Henry hinabgesaugt worden war. Das war wohl der Grund dafür, warum ich immer wieder zu ihnen sagte: Schaut im Teich. Ich glaube, er ist im Teich. Wir waren alle am Teich. Immer wieder, obwohl sie mir sagten, dass sie dort schon nachgesehen hatten. Mum hat es mir gesagt, die Polizisten haben es mir gesagt. Sie hatten nachgesehen, und er war nicht dort. Man brauchte keine Taucher – das Wasser war klar genug, um bis auf den Grund schauen zu können. Meredith nahm mich bei den Schultern, schüttelte mich und schrie: Wo ist er, Erica? Ein kleines Bläschen Spucke von ihrer Lippe landete warm und feucht auf meiner Wange. Mutter, hör auf damit! Nicht! Beth und ich wurden zum Abendessen in die Küche gesetzt. Unsere Mutter löffelte uns mit blassem, geistesabwesendem Gesicht heiße Bohnen auf den Toast. Als es dämmerte, roch der Abend nach heißem Gras, das feucht wurde, und nach so köstlicher Luft, dass man sie am liebsten essen wollte. Aber Beth aß nichts. Das war das erste Mal, an jenem Abend. Das erste Mal, dass ich ihren Mund so resolut verschlossen sah. Nichts hinein und nichts heraus.
    »Warum so viele Chips?«, fragt Beth und stupst die Riesenpackung Salt&Vinegar-Chips an, die zwischen den Überresten des Frühstücks auf dem Küchentisch liegt.
    »Ach … die sind für Honey. Ich habe gestern vergessen, sie rüberzubringen«, antworte ich. Eddie sitzt auf der Bank, den Rücken zum Küchentisch, wirft einen Tennisball an die Wand und fängt ihn wieder auf. Der Ball ist schlaff und abgewetzt – wahrscheinlich hat er einmal einem Labrador gehört. Eddie wirft ihn in einem ungleichmäßigen Rhythmus, der mich verrückt macht. »Eddie, könntest du damit aufhören?«, bitte ich. Er seufzt, zielt und wirft den Ball in einem eleganten Bogen in den Mülleimer.
    »Guter Wurf, mein Schatz«, sagt Beth lächelnd. Eddie verdreht die Augen. »Ist dir langweilig?«, fragt sie ihn.
    »Ein bisschen. Nein, eigentlich nicht«, druckst Eddie herum, hin- und hergerissen zwischen Ehrlichkeit und Höflichkeit.
    »Wie wäre es, wenn du Honey die Chips bringst?«, schlage ich vor und trinke meinen Tee aus.
    »Ich kenne Honey doch gar nicht. Und diesen Mann habe ich erst einmal gesehen, gestern. Ich kann wohl kaum einfach durch ihren Vorgarten marschieren und mit den Chips winken, oder?«
    »Ich gehe mit«, sage ich, schwinge die Beine auf dem Stuhl herum und stehe auf. »Möchtest du auch mitkommen, Beth? Das Lager ist genau da, wo es immer war«, füge ich hinzu, weil ich einfach nicht widerstehen kann. Ich verstehe nicht, dass sie nicht sofort wieder hingehen und es sich ansehen will.
    »Nein. Nein, danke. Ich will … Ich mache einen Spaziergang ins Dorf, die Sonntagszeitung holen.«
    »Darf ich ein Twix haben?«
    »Eddie, du wirst dich irgendwann noch selbst in ein Twix verwandeln.«
    »Bitte!«
    »Komm schon, Eddie. Auf geht’s. Zieh dir Stiefel an, der Weg ist ziemlich matschig«, sage ich.
    Ich nehme den längeren Weg zum Lager, am Teich vorbei. Das wird

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