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Das Geheime Vermächtnis

Das Geheime Vermächtnis

Titel: Das Geheime Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Webb
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ungestört baden zu können. Corin ärgerte sich über eine solche Verschwendung kostbaren Wassers, doch am Ende ihres arbeitsreichen Tages, stets behindert von ihrem steifen Korsett, tat Caroline alles weh, von den Fingerspitzen bis zu den Zehen. Sie spürte jeden einzelnen Wirbel, wenn sie den Rücken an die Wanne lehnte, und stechende Schmerzen zwischen den Rippen. Wenn sie ihren Waschlappen auswrang, zitterten ihre Hände vor Erschöpfung. Im gelben Schein der Petroleumlampen unter suchte sie ihre abgebrochenen oder eingerissenen Fingernägel und die gebräunte Haut an ihren Armen, die daher rührte, dass sie in der Hitze oft die Ärmel hochschob. Auch an diesem Tag fuhr sie mit dem Daumen über ihre Schwielen und behandelte sie mit nach Rosen duftender Creme, um sie weicher zu machen, während der einsame Gesang der Kojoten draußen durch die Dunkelheit hallte.
    Sie beklagte sich nicht über die Arbeit, nicht einmal im Stillen. Wann immer sie sich dabei ertappte, dass ihr Wille erlahmte, stellte sie sich Bathilda vor, die sie höhnisch triumphierend anlächelte. Oder sie dachte an Corin, der sie so bewunderte, sie mutig und schön nannte, und den sie keinesfalls enttäuschen wollte. Doch wenn sie gar zu bedrückt wurde, schien Corin es zu spüren. Er bürstete ihr am Ende des Tages den Sand aus dem Haar und sang leise, während er die Borsten in langen, sanften Strichen durch die dicken Strähnen zog. Oder er erzählte wilde Geschichten, um sie zum Lachen zu bringen – über die kluge Wunderkuh, die Bier trank und das Zählen gelernt hatte, oder den ungeduldigen Siedler, der sich über und über mit dem nassen roten Matsch von Woodward County beschmiert hatte, um sich als Indianer auszugeben und sich auf deren Land niederzulassen. Manchmal, wenn sie in der Wanne lag und ihre Hornhaut bearbeitete, kam er um den Wandschirm herum und massierte die verhärteten Muskeln in ihrem Nacken und ihren Schultern, bis sie unter seinen Händen beinahe einschlief; dann hob er sie hoch und trug sie tropfnass zum Bett. In dem verzehrenden, blendenden Glück, wenn er sie liebte, vergaß sie allen Kummer.
    Eines Nachts lagen sie nebeneinander auf dem Bett und erholten sich keuchend von ihrem Liebesspiel. Corin stützte sich auf einen Ellbogen, tupfte kleine Schweißperlen von Carolines Brust und ließ die Hand auf ihren Bauch gleiten. Sie schob sich dem Gewicht, dem heißen Druck auf ihrer Haut entgegen.
    »Willst du für den Anfang einen Jungen oder ein Mädchen?«, fragte er.
    »Was wäre dir lieber?«, entgegnete sie.
    »Ich habe zuerst gefragt!« Er lächelte.
    Caroline seufzte glücklich. »Mir ist es im Grunde gleich. Vielleicht ein Mädchen … ein kleines Mädchen mit braunen Augen und honigblondem Haar.«
    »Und dann einen Jungen?«, schlug Corin vor.
    »Aber natürlich! Du hättest lieber zuerst einen Sohn?«
    »Nicht unbedingt … obwohl es gut wäre, ihn schon mal heranwachsen zu lassen, damit ich so schnell wie möglich mehr Hilfe auf der Ranch habe …«, sagte er nachdenklich.
    »Das arme Baby! Noch nicht einmal auf der Welt, und du lässt ihn schon die Zäune abreiten!«, rief Caroline.
    Grinsend drückte Corin die Lippen auf ihren Bauch und küsste ihre feuchte Haut. » Psst! He, du da drin – wenn du ein Junge wirst, kaufe ich dir ein Pony!«, flüsterte er.
    Caroline lachte, schmiegte die Hände um Corins Kopf und achtete nicht mehr darauf, wie rau sie geworden waren.
    Zwei Monate vergingen, ehe ein Nachbar sie besuchen kam. Caroline hörte vor dem Haus jemanden rufen, während sie verdrießlich einen eingefallenen Honigkuchen musterte, den sie gerade aus dem Ofen geholt hatte.
    »Hallo, Masseys!«, erklang der Ruf ein zweites Mal, und Caroline bemerkte zu ihrem Erstaunen, dass die Stimme einer Frau gehörte. Sie strich sich das Haar zurück, klopfte sich Mehl von der Schürze, ging zur Haustür und trat mit geradezu majestätischer Würde auf die Veranda. Dann starrte sie mit offenem Mund. Die Frau, wenn es denn eine sein sollte, war nicht nur wie ein Mann gekleidet – sie trug eine Hose, lederne Überhosen und ein Flanellhemd, das in einem breiten Ledergürtel steckte. Sie saß auch noch rittlings auf einem langgliedrigen kastanienbraunen Pferd, so lässig und entspannt, als wäre sie im Sattel zur Welt gekommen. »Sie sind ja doch zu Hause! Ich dachte allmählich, ich brülle hier vor einem leeren Haus herum«, erklärte die Frau, schwang ein Bein über das Hinterteil des Pferdes und kam dann lässig zum

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