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Das Geheime Vermächtnis

Das Geheime Vermächtnis

Titel: Das Geheime Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Webb
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Stehen. »Ich bin Evangeline Fosset. Freut mich, Sie kennenzulernen, nennen Sie mich Angie, das tun sowieso alle«, fuhr sie fort und kam mit federnden Schritten auf Caroline zu. Ein langer, rötlich blonder Pferdeschwanz schwang hinter ihr her, und obwohl ihr ausdrucksvolles Gesicht so gebräunt war wie Corins, wirkte es überaus attraktiv. Ihre blauen Augen blitzten.
    »Ich bin Caroline. Caroline Massey.«
    »Das dachte ich mir.« Die scharfen blauen Augen musterten sie. »Tja, Hutch hat mir erzählt, Sie seien eine Schönheit, und weiß Gott, der Mann lügt nie.« Caroline lächelte unsicher und sagte nichts. »Ich bin übrigens Ihre Nachbarin. Mein Mann Jacob und ich haben eine Farm, etwa sieben Meilen in dieser Richtung.« Angie deutete nach Südwesten.
    »Oh! Also … äh … möchten Sie nicht hereinkommen?«, stammelte Caroline.
    Sie schnitt kleine Stücke aus dem äußersten Rand ihres Honigkuchens, wo er tatsächlich mehr oder weniger einem Kuchen glich, und servierte sie auf einer großen Platte mit Tee und Wasser. Angie trank durstig.
    »Oh! Wie ich Sie um diese himmlische Quelle beneide! Wasser, das einmal nicht nach Schwefel oder der Zisterne schmeckt, ist etwas Wunderbares, das kann ich Ihnen sagen«, rief sie aus und leerte das Glas. »Hat Corin Ihnen erzählt, wie sie es gefunden haben? Das Wasser, meine ich?«
    »Nein, hat er nicht …«
    »Also, sie haben etwa hundert verschiedene Löcher gegraben und nichts gefunden als Gips, Gips, Gips und stinkendes Gipswasser. Sie hatten sich auf den Bach verlassen, aber der ist die Hälfte des Jahres trocken, wie Sie bald sehen werden. Und sie gingen so verdammt vorsichtig mit ihrem Wasservorrat um, dass sich über einen Monat lang keiner der Männer auf dieser Ranch gewaschen hat. Ich sage Ihnen, ungelogen: Ich konnte sie von meiner Haustür aus riechen! Na, und eines Tages kam ein komischer alter Kauz auf einem Klepper von einem Maultier vorbeigeritten und hat Corin gefragt, ob er versuchen solle, Trinkwasser auf seinem Land zu finden. Corin gibt ja einem Menschen immer eine Chance, und obwohl er sich nicht vorstellen konnte, wie der Alte das fertigbringen wollte, was ihm selbst monatelang nicht gelungen war, sagte er, ja, unbedingt.« Angie hielt inne, um Atem zu holen und sich ein Stück Honigkuchen in den Mund zu stecken. Caroline beobachtete sie wie gebannt. »Dieser alte Mann holt einen dünnen, gegabelten Zweig hervor, schon so lange benutzt, dass er ganz glatt geschmirgelt ist, und läuft los, hierhin, dorthin, überallhin, immer mit dem Zweig zwischen den Fingerspitzen. Die Mittagssonne brennt herab, und er läuft immer noch hin und her, auf und ab, bis er oben auf der Anhöhe ankommt – und zack! Dieser gegabelte Zweig dreht sich zwischen seinen Fingern und deutet schnurgerade auf den Boden wie ein Pfeil. ›Hier haben Sie Ihr Trinkwasser, Sir‹, verkündet der Alte. Und als sie nachgraben, stoßen sie tatsächlich auf die Quelle. Ist das zu glauben?« Angie beendete ihre Geschichte mit einem bekräftigenden Nicken und sah Caroline erwartungsvoll an.
    »Also, ich …«, begann Caroline, doch nach Angies kühner Erzählung klang ihre Stimme kläglich schwach. »Wenn Sie das sagen, natürlich«, sagte sie mit zaghaftem Lächeln. Angie wirkte einen Moment lang ein wenig enttäuscht, doch dann erwiderte sie das Lächeln.
    »Und, haben Sie sich hier schon ein bisschen eingelebt? Gewöhnen sich langsam ans Leben auf einer Ranch?«
    »Ja, ich glaube schon. Es ist doch recht anders … als in New York.«
    »Na, das möchte ich wetten!« Angie lachte tief und kehlig.
    »Ich habe noch nie eine Frau rittlings auf einem Pferd sitzen sehen«, bemerkte Caroline. Es kam ihr unfein vor, das zu erwähnen, doch der Anblick hatte sie einfach zu sehr erstaunt.
    »Ach, das ist die einzige Möglichkeit, hier irgendwohin zu kommen, das können Sie mir glauben! Wenn Sie es erst einmal versucht haben, werden Sie sich nie wieder im Damensattel abmühen. Als ich gehört habe, dass Corin ein Mädchen aus der Stadt herbringen würde, dachte ich, das arme Ding! Sie kann ja nicht ahnen, worauf sie sich da einlässt! Nicht, dass ich dieses Land nicht lieben würde. Ich bin hier zu Hause, obwohl Mutter Natur in dieser Gegend manchmal ein ziemliches Miststück sein kann, wenn Sie den Ausdruck verzeihen – aber weiß Gott, das kann sie.« Wieder sah Angie Caroline an, und Caroline lächelte nervös und verlegen. Sie schenkte ihrem Gast noch mehr Tee ein. Die Porzellantasse mit dem

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