Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheime Vermächtnis

Das Geheime Vermächtnis

Titel: Das Geheime Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Webb
Vom Netzwerk:
so ein zartes Pflänzchen obendrein, und sie dann ganz allein hier draußen leben zu lassen?«
    »Na, ich schätze, er hat gedacht, dass sie ein hübsches Mädchen mit einem klugen Kopf ist.«
    »Hutchinson, wenn ich eines Tages höre, wie du auch nur ein böses Wort über irgendjemanden sagst, falle ich glatt vom Pferd. Ein kluger Kopf – vielleicht in der Stadt, aber hier draußen? Sie macht die Hausarbeit in einem so engen Korsett, dass sie kaum atmen kann! Klingt das für dich vernünftig?«, rief Angie aus. Hutch sagte etwas, das Caroline wegen der ängstlich blökenden Kälber nicht verstehen konnte, und dann drehte er sich zu Angie um. Caroline fürchtete, er könnte sie bemerken, also ging sie seitlich um die Baracke herum und eilte zum Haus zurück. Zornestränen brannten in ihren Augen.
    Später beim Abendessen beobachtete Caroline, wie ihr Mann das fade Essen, das sie ihm vorgesetzt hatte, klaglos vertilgte. Er war spät heimgekommen, denn er hatte zwei verirrte Rinder einfangen müssen. Sterbenshungrig hatte er sich zu Tisch gesetzt, ohne mehr Toilette zu machen als sich Hände und Gesicht mit Wasser aus dem Trog zu waschen. Im Lampenschein sah er derb aus, älter, als er war. Das Haar stand ihm wild vom Kopf, und am Haaransatz klebte Sand. Es kam ihr so vor, als saugte er den ganzen Tag lang draußen die Sonne auf, um dann die ganze Nacht lang zu glühen. Die Sonne liebte ihn, sie hingegen nicht. Sie versengte Carolines blasse Haut, brannte ihr Sommersprossen auf die Wangen und rötete ihre Nase, die sich dann ganz hässlich schälte. Caroline beobachtete Corin und spürte Liebe in sich aufwallen, die ihr wunderbar und ein wenig verzweifelt zugleich erschien. Er war ihr Ehemann, und doch hatte sie das Gefühl, sie könnte ihn verlieren. Sie hatte nicht geahnt, dass sie so sehr versagte, bis sie Angie Fosset kennengelernt und deren Urteil über Corins verweichlichte junge Ehefrau gehört hatte. Sie schluckte ihre Tränen herunter, weil sie wusste, dass sie sie ihm nicht würde erklären können.
    »Evangeline Fosset war heute zu Besuch«, sagte sie mit leicht erstickter Stimme.
    »Ach ja? Wie schön! Sie ist eine gute Nachbarin, und immer so freundlich. Findest du nicht?«, fragte er. Caroline nippte an ihrem Wasser, um die Antwort hinauszuzögern. »Wenn es je ein Beispiel dafür gegeben hat, dass der Westen Frauen Freiheiten schenkt, die sie nie zuvor hatten, und wie eine Frau diese Freiheiten am besten zu nutzen vermag, dann ist das Angie«, fuhr Corin fort.
    »Sie hat vor ihrem Besuch keine Visitenkarte abgegeben. Ich war nicht auf Gäste vorbereitet«, sagte Caroline. Sie verabscheute den kalten Unterton in ihrer Stimme, aber sie verabscheute es auch, wie ihr Mann eine andere Frau pries.
    »Nein, aber … Wenn man mehrere Meilen weit reiten muss, um jemanden zu benachrichtigen, dass man ihn besuchen möchte, ist es wohl sinnvoller, diese Person einfach gleich zu besuchen, wenn man schon einmal da ist.«
    »Ich habe gehört, wie sie mit Hutch über mich gesprochen hat. Sie hat mich ein Greenhorn genannt. Was bedeutet das?«
    »Greenhorn?« Corin lachte, machte aber sofort wieder ein ernstes Gesicht, als er die verkniffene Miene seiner Frau sah und das Schimmern in ihren Augen entdeckte. »Ach, nicht doch, Liebste – sie hat es bestimmt nicht böse gemeint. Greenhorn bedeutet nur, dass du nicht an den Westen gewöhnt bist, das ist alles. An das Leben im Freien.«
    »Aber wie könnte ich denn daran gewöhnt sein? Kann ich etwas dafür, wo ich auf die Welt gekommen bin? Ist das etwa ein Grund, so über einen Menschen zu sprechen und solche Ausdrücke zu gebrauchen? Ich bemühe mich ja, mit dem Leben hier draußen zurechtzukommen!«
    »Ich weiß, dass du dich bemühst! Ich verstehe das.« Corin nahm Carolines Hände und drückte sie. »Sorge dich nicht deswegen. Du machst deine Sache doch gut …«
    »Nein, das ist nicht wahr! Ich kann nicht kochen! Ich komme mit der Hausarbeit nicht hinterher! Die Pflanzen wollen nicht wachsen … und das Haus ist voller Sand!«, rief sie aus.
    »Du übertreibst.«
    »Hutch weiß, dass ich nicht kochen kann, also musst du es ihm erzählt haben! Ich habe selbst gehört, wie er das gesagt hat!«
    Bei diesen Worten hielt Corin inne, und eine leichte Röte kroch in seine Wangen. »Bitte entschuldige, Liebste. Ich hätte ihm das nicht erzählen sollen, und es tut mir leid. Aber wenn du Hilfe brauchst, dann sag es mir einfach, und wir suchen jemanden, der dir zur Hand

Weitere Kostenlose Bücher