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Das Geheime Vermächtnis

Das Geheime Vermächtnis

Titel: Das Geheime Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Webb
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obgleich er nur wenig älter war als Corin.
    »Sie glauben also, sie wusste, dass ihr Junges gestorben war? Wie traurig!«, sagte Caroline.
    »Ich schätze schon, dass sie es wusste. Inferno haben wir dieses Hengstfohlen genannt. Er war feuerrot, und wenn man auf ihn zuging, sah er einem direkt in die Augen, mit einem Blick, der gestandenen Männern Angst einjagte.«
    »Wie furchtbar! Wie konnte ein so sanftes Tier wie Clara so bösartigen Nachwuchs bekommen?«
    »Viele Mörder wurden von anständigen, gottesfürchtigen Frauen zur Welt gebracht. Ich denke, das ist bei Pferden genauso wie bei Menschen.« Hutch deutete auf das Pferd. »Also, Clara hier könnte keiner Fliege etwas zuleide tun. Sie könnten sich auf ihren Rücken setzen, sie aus voller Kehle anschreien und ihr dazu noch einen kräftigen Schlag mit einem Stock versetzen, und sie würde es Ihnen nicht einmal übelnehmen.«
    »Nicht doch! Ich glaube, ich werde nichts von alledem tun!« Caroline lachte.
    »Aber sicher doch – sich auf ihren Rücken setzen, meine ich«, entgegnete Hutch grinsend.
    »O nein! Ich dachte, ich sollte heute nur lernen, wie man den Sattel auflegt?«, erwiderte Caroline ein wenig erschrocken.
    »So ist es, und das hat kaum fünf Minuten gedauert. Und wozu bräuchte man denn einen Sattel auf einem Pferd, wenn niemand aufsteigt und darin sitzt?«
    »Hutch, ich … ich glaube nicht … dass ich das kann …« Sie verstummte.
    »Es gibt nur eine Möglichkeit, das herauszufinden«, sagte er. Sanft nahm er sie beim Ellbogen und zog sie näher an die Seite des Pferdes heran. »Kommen Sie, Mrs. Massey. Es geht nicht an, dass die Frau eines Ranchers nicht reiten kann. Sie brauchen wirklich keine Angst davor zu haben. Es ist genauso einfach, wie auf einem Stuhl zu sitzen.«
    »Stühle laufen nicht herum! Oder treten aus!«, widersprach Caroline.
    »Nein, aber sie bringen Sie auch nicht doppelt so schnell wie ein Wagen von hier nach da.« Hutch lachte glucksend und herzlich, und als er ihr die Hand hinstreckte, konnte Caroline nicht anders, als sie zu ergreifen.
    »Ich weiß wirklich nicht …«, sagte sie mit nervös erstickter Stimme.
    »In etwa zehn Minuten werden Sie sich fragen, was Ihnen daran jemals so schwer vorkam«, versicherte ihr Hutch.
    Er verschränkte die Hände unter ihrem Schienbein und hob sie in den Damensattel, wo sie mit bleichem Gesicht seitwärts sitzen blieb und damit rechnete, jeden Augenblick wieder in den Sand geworfen zu werden. Er zeigte ihr, wie sie das rechte Bein im Sattelhorn einhaken musste, um festen Halt zu haben, und dass sie die Balance halten konnte, indem sie das Gewicht in den linken Steigbügel verlagerte.
    »So ist es gut. Bequem?«, fragte er.
    »Nicht direkt«, entgegnete sie, doch sie brachte den Ansatz eines Lächelns zustande.
    »Jetzt stupsen Sie sie leicht mit der Ferse an, lockern die Zügel und sagen: ›Hü, Clara‹!«
    »Hü, Clara! Bitte«, sagte Caroline mit so viel Überzeugung, wie sie aufbringen konnte. Dann stieß sie einen schrillen Schrei aus, als die Stute sich gehorsam in Bewegung setzte.
    »Okay, und schon reiten Sie!«, rief Hutch. »Entspannen Sie sich, sie läuft nirgendwo hin. Ganz ruhig, Mrs. Massey!«, sagte er und ging neben ihr her, eine Hand locker am Zügel. »Sie machen das großartig.«
    Etwa eine halbe Stunde lang führte Hutch sie in dem leeren Pferch herum. Clara trottete ruhig dahin, hielt an, ging wieder los, wandte sich nach links und nach rechts, ohne das geringste Anzeichen von Unmut oder Langeweile. Caroline hörte aufmerksam zu, bemühte sich, alles zu behalten, was ihr gesagt wurde, und versuchte nach Hutchs Anweisung, die Bewegung des Pferdes zu erfühlen und sich ihr anzupassen. Doch sie wurde das Gefühl nicht los, dass es dem Pferd unmöglich gefallen könne, sie auf seinem Rücken sitzen zu haben, und dass es jeden Moment wild werden und sie so weit wie möglich herunterschleudern würde. Bald schmerzten ihr Rücken und ihre Beine, und als sie eine Bemerkung darüber machte, warf Hutch einen abfälligen Blick auf den Damensattel.
    »Tja, das muss wohl so sein, wenn man etwas zum ersten Mal tut. Aber, um ehrlich zu sein, Mrs. Massey, wäre das Reiten in einem normalen Sattel viel bequemer für Sie als dieser Seitsitz …«
    »Männer reiten rittlings. Damen reiten im Damensattel«, erklärte Caroline bestimmt.
    »Sie sind der Boss«, sagte Hutch achselzuckend.
    In diesem Moment kam Corin mit zwei seiner Reiter von den Weiden herangaloppiert. Die Sonne

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