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Das Geheime Vermächtnis

Das Geheime Vermächtnis

Titel: Das Geheime Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Webb
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klügste Bemerkung. Mum zögert.
    »Was ist mit Eddie passiert?«, fragt sie.
    »Er hat einen neuen Freund – Harry. Er kampiert unten, genau wie … Na ja. Sie sind den ganzen Tag zusammen im Wald. Wir sehen ihn kaum noch«, erklärt Beth, und wir hören ihr an, dass sie das stört. Nur ein bisschen.
    »Kampieren? Du meinst doch nicht …?«
    »Dinny ist hier. Und sein Cousin Patrick und ein paar andere«, sage ich beiläufig. Aber ich kann ein Lächeln nicht unterdrücken.
    »Dinny? Ist das dein Ernst ?«, fragt Mum.
    »Nein, so was!«, setzt Dad hinzu.
    »Tja, dann wisst ihr ja jetzt, wie es uns damals ging«, sagt Mum zu Beth, küsst sie auf die Wange und geht ins Haus. Beth und ich wechseln einen Blick. Auf diesen Gedanken waren wir nie gekommen.
    Beth sieht aus wie unsere Mutter. Sie sah ihr immer schon ähnlich, aber die Ähnlichkeit wird mit jedem Jahr größer. Beide haben Merediths gertenschlanke Figur, die zarten Gesichtszüge und langen Künstlerfinger. Meredith trug die Haare immer kurz und ließ sie legen, aber Mum trägt das Haar ganz natürlich, und Beths ist lang und ungezügelt. Und sie haben so eine Ausstrahlung, die mir fehlt. Anmut könnte man das wohl nennen. Ich komme mehr nach unserem Vater. Ich bin kleiner, breiter, ungelenker. Dad und ich stoßen uns ständig die Zehen irgendwo an. Wir bleiben mit den Ärmeln an Türklinken hängen, werfen Weingläser um, holen uns blaue Flecken an Couchtisch-Ecken, Stuhlbeinen oder Arbeitsplatten. Ich finde diesen Zug sehr liebenswert, weil er von ihm kommt.
    Wir trinken Kaffee und bewundern den Weihnachtsbaum, der gestern kam und jetzt in der Eingangshalle neben der Treppe aufragt. Der viele Christbaumschmuck, den wir gekauft haben, reichte immer noch nicht ganz. Die Stücke sehen an so mächtigen Ästen ein wenig verloren aus. Aber die Lichter glitzern, und der harzige Duft des Baumes dringt bis in jeden Winkel des Hauses, als ständige Erinnerung an Weihnachten.
    »Ein bisschen … verschwenderisch, meinst du nicht, Liebes?«, sagt Dad zu Beth, die mit einem gleichgültigen Zucken der Augenbrauen darauf reagiert.
    »Wir mussten das Haus ein bisschen aufheitern. Für Eddie«, sagt sie.
    »Ach so, ja, verstehe«, lenkt Dad ein. Er trägt einen roten Pullover. Sein graues Haar steht ihm in Büscheln vom Kopf ab, genau wie bei Eddie, und vom heißen Kaffee färben sich seine Wangen rosig. Er sieht freundlich und umgänglich aus – genau so, wie er ist.
    Es klopft laut an der Tür. Ich öffne sie, und Eddie und Harry stehen davor, wie immer feucht und außer Atem.
    »Hallo, Rick! Ich will nur schnell Oma und Opa Hallo sagen. Und ich habe Harry gesagt, dass er reinkommen und sich den Baum anschauen kann. Das ist doch okay, oder?«
    »Natürlich ist das okay, aber zieht euch die Stiefel aus, ehe ihr auch nur einen Schritt ins Haus tut!«
    Eddie wird umarmt, geküsst, ausgefragt. Dad reicht Harry zur Begrüßung die Hand, aber Harry blickt nur verwundert darauf hinab. Er schlendert lieber zu dem Baum hinüber und hockt sich davor, als wollte er ihn aus der Perspektive sehen, aus der er am größten und eindrucksvollsten wirkt. Dad wirft mir einen fragenden Blick zu, und ich forme mit den Lippen das Wort: später. Wir beschließen, Eddie hierzubehalten, weil wir bald zu Mittag essen wollen, und schicken Harry mit einer Schachtel von Beths Mince Pies nach Hause. Er lässt sich das erste Törtchen schon draußen auf dem Rasen schmecken.
    »Scheint ja ein ulkiger Kerl zu sein«, bemerkt Mum milde.
    »Er ist der Wahnsinn. Er kennt die besten Stellen im Wald – wo man Pilze und Dachsnester und alles findet«, verteidigt Eddie seinen Freund.
    »Dachse haben Baue, keine Nester, Eddie. Und ich will hoffen, dass ihr nicht mit Pilzen herumgespielt habt – das ist sehr gefährlich!«, sagt Mum. Ich sehe Eddies Miene trotzig werden.
    »Harry weiß schon, welche man essen kann«, brummt er.
    »Das weiß er bestimmt. Ist schon gut, Mum«, sage ich, um sie zu beruhigen. »Alte Leute wissen nicht, dass Wahnsinn gut bedeutet«, flüstere ich Eddie zu. Er verdreht die Augen und geht die Treppe hinauf, um sich umzuziehen.
    »Es tut ihm gut, so einen naturverbundenen Freund zu haben. In der Schule verbringt er so viel Zeit nur drinnen«, erklärt Beth bestimmt.
    Mum hebt die Hand. »Ich wollte dich damit nicht kritisieren! Ihr beiden habt mit Dinny weiß Gott genug Zeit draußen im Wald verbracht, als ihr früher hier wart.«
    »Aber das hat dir doch nichts ausgemacht, oder?«,

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