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Das Geheime Vermächtnis

Das Geheime Vermächtnis

Titel: Das Geheime Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Webb
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Beth?«, frage ich. Ihre Lippen sind versiegelt, sie wendet den Blick ab. »Wenn zwischen euch beiden etwas passiert ist, wovon ich nichts weiß …«
    »Nichts ist passiert, wovon du nichts weißt!«
    »Also, da bin ich mir nicht so sicher«, erwidere ich. »Und außerdem, nur weil du nicht mehr mit ihm befreundet sein willst, gilt das für mich noch lange nicht«, brumme ich, schleppe den schweren Sack zur Tür und ziehe meinen Mantel an.
    »Warte, Erica!« Beth läuft mir nach. Ich drehe mich um und suche in ihrem Gesicht nach Hinweisen. Bekümmerte blaue Augen, verschlossener Blick. »Wir können nicht einfach so tun, als wäre alles wie früher. Inzwischen ist zu viel passiert. Es ist zu viel Zeit vergangen! Es ist viel besser, das einfach … hinter sich zu lassen. Lass die Vergangenheit ruhen«, sagt sie und weicht meinem Blick aus. Ich denke an Dinnys Hand, die sie so sanft und besitzergreifend am Ellbogen führte.
    »Für mich klingt das so«, erkläre ich ruhig, »als wolltest du ihn nicht mehr haben, aber du willst auch nicht, dass ich ihn bekomme.«
    »Ihn haben ? Was soll das denn heißen?«, erwidert sie scharf. Ich spüre, wie meine Wangen brennen, und sage nichts. Beth holt tief und zittrig Atem. »Es ist schon schwer genug für mich, hier zu sein, Erica, auch ohne dass du dich wieder wie eine Achtjährige aufführst. Kannst du dich nicht ein Mal von dort fernhalten? Wir wollten unsere Zeit hier zusammen verbringen. Jetzt ist Eddie den ganzen Tag lang mit diesem Harry unterwegs, und du würdest lieber Dinny nachlaufen, als … Niemand zwingt mich, hierzubleiben, weißt du? Ich könnte einfach Eddie nehmen und Weihnachten mit ihm in Esher verbringen …«
    »Na, das ist ja eine großartige Idee, Beth. Genau die Art unberechenbares Verhalten, nach dem Maxwell ständig Aus schau hält!« Ich bereue diese Worte, sobald ich sie ausgesprochen habe. Beth weicht vor mir zurück. »Es tut mir leid«, stoße ich hastig hervor.
    »Wie kannst du so etwas zu mir sagen?«, fragt sie leise, und ihre Augen schwimmen in Tränen. Sie dreht sich um und geht.
    Draußen atme ich tief durch und lausche den gedämpften Rufen der Krähen, dem sanften Tropfen und Wippen nasser Vegetation. Lebendige Geräusche, ein lebendiger Geruch mitten im Winter. Der ist mir noch nie richtig aufgefallen. Ich lasse den Plastiksack voll Wäsche fallen, weil ich mir plötzlich unsicher bin, und setze mich auf eine rostige Metallbank am Rand der Rasenfläche. Die tote Kälte des Eisens dringt beißend durch meine Jeans. Vielleicht bringe ich die Sachen später hinunter. Ich höre Stimmen, die vom Bach am östlichen Ende des Gartens kommen. Ich gehe durch das kleine Tor und den von Gestrüpp überwucherten Abhang hinab. Nach dem Regen ist der Boden nass und schwer. Bei jedem Schritt sinke ich ein bisschen ein.
    Eddie und Harry stehen im Bach, und das Wasser reicht bedenklich nah an den oberen Rand ihrer Gummistiefel heran. Der viele Regen lässt den Bach schneller strömen, und am schnellsten in der Mitte, wo ein Kanal entstanden ist, weil Eddie und Harry aus Steinen und Stöcken einen Damm gebaut haben, der von beiden Ufern der Mitte zustrebt. Harrys Hose ist nass bis zu den Hüften, und ich weiß, wie kalt das Wasser sein muss.
    »Rick! Schau dir das mal an! Gerade eben hatten wir ihn fast ganz zu, aber dann ist ein Teil weggebrochen«, ruft Eddie aufgeregt, als ich die beiden erreiche. »Aber vorher ist das Wasser richtig hoch gestiegen! Dabei sind wir auch so nass geworden …«
    »Das sehe ich. Euch beiden muss doch eiskalt sein!« Ich lächle Harry an, der mein Lächeln erwidert und auf einen Stein vor meinen Füßen deutet. Ich bücke mich und reiche ihm den Stein, vorsichtig, weil das matschige Ufer so rutschig ist, und er baut ihn in den Damm ein.
    »Danke«, sagt Eddie, ohne darüber nachzudenken – unwillkürlich spricht er für seinen Freund. »So kalt ist es gar nicht, wenn man sich erst dran gewöhnt hat.«
    »Wirklich nicht?«
    »Nein, im Ernst – mir frieren gleich die verdammten Füße ab!« Er grinst.
    »Deine Ausdrucksweise«, sage ich automatisch und ohne große Überzeugung. »Das ist ein guter Damm, das muss ich zugeben«, fahre ich fort. Ich stehe mit den Händen in den Hüften im Matsch. »Was wollt ihr tun, falls ihr es schaffen solltet, ihn fertig zu bauen? Das gibt einen riesigen See.«
    »Das ist ja der Plan!«
    »Ich verstehe. Himmel, Eddie, du bist ja völlig verdreckt!« Er hat Matsch an den Ärmeln seines

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