Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Geheimnis am goldenen Fluß

Titel: Das Geheimnis am goldenen Fluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Canter Mark
Vom Netzwerk:
Kaiserin. Haben sie Euch entführt, oder wolltet Ihr aus der Stadt fliehen?«
    Hsiao Pi warf Mason einen angstvollen Blick zu. »Ich habe sie gegen ihren Willen mitgenommen«, sagte Mason. »Hsiao Pi und die anderen hatten nichts damit zu tun.«
    Yu Lin funkelte ihn an. »Fremdländer, ich sagte, du sollst still sein.« Sie hob ihr Schwert. »Es gibt nur eine Möglichkeit, dich zum Schweigen zu bringen.«
    »Halt«, rief K’un-Chien. »Ich bin der Lung-Hu. Seht alle her.« Sie zog ihren Sarong auseinander. »Ich bin der Drachentiger«, sagte sie und stieg aus ihrem Lendenschurz. Das obere ihrer Geschlechtsorgane war männlich, das untere weiblich.
    Die Soldatinnen rissen die Münder auf und wichen einige Schritte zurück. Yu Lin starrte ungläubig.
    »Als Kind wurde mir eingeschärft, meine Identität zu verbergen«, sagte K’un-Chien und verhüllte ihre Blöße wieder mit dem Sarong, »aber als Erwachsene habe ich endlich gelernt, dass man seinem Schicksal nicht entfliehen kann. Ich bin der Lung-Hu, der heilige Hermaphrodit.«
    Die Soldatinnen fielen auf die Knie und verneigten sich.
    »Steht auf, ihr Narren«, brüllte Yu Lin. »Steht auf und seht sie euch an. Seht euch an, vor wem ihr in Ehrfurcht erstarrt – vor einem lächerlichen Monstrum.« Sie blickte K’un-Chien finster an. »Es gibt keinen heiligen Hermaphroditen. Ein Hermaphrodit ist unheilig – eine widerwärtige Missgeburt. Auch ich habe lange auf deine Ankunft gewartet – aus einem einzigen Grund …« Mit beiden Händen hob Yu Lin das Schwert über den Kopf.
    »Nun erlöse ich meine Gesellschaft von ihrem Fluch«, brüllte Yu Lin, »indem ich diese Missgeburt erschlage!«

50
    »Nein!«, schrien Mason und Tree gleichzeitig.
    Als das Schwert seinen höchsten Punkt erreicht hatte, zuckte Yu Lin plötzlich zusammen, und das Schwert entglitt ihren Händen und fiel zu Boden. Sie riss den Kopf zu Mason herum und starrte ihn schockiert an, dann stürzte sie und fing ihr Gewicht mit Händen und Knien auf. Sie griff sich an den Rücken, wo ihre Finger einen kurzen, mit Vogelfedern versehenen Blaspfeil umschlossen, der zwischen ihren Schulterblättern steckte.
    »Yanomorduro!«, rief Mason. »Ein Hinterhalt!« Eine Soldatin landete mit dem Gesicht nach unten neben Yu Lin. Eine weitere Soldatin schrie auf und versuchte, sich einen Blaspfeil aus der Schulter zu ziehen, als ein weiterer Pfeil ihre Hand durchbohrte.
    »Hetzt die Drachen auf sie«, bellte Yu Lin. »Beeilt euch.« Ein halbes Dutzend mit Bogen und Blasrohren bewaffnete Eingeborene sprangen aus dem Unterholz auf den schmalen Dschungelpfad. Ihre Haare, Gesichter und Oberkörper waren mit roter Farbe aus zermalmten Urucu-Samen gemalt. Der Anführer trug eine Krone aus blauen und gelben Papageienfedern. Er hob ein zwei Meter langes Blasrohr an den Mund. K’un-Chiens Pfeil bohrte sich in seine Brust, und er schrie auf und stürzte. Ihr nächster Pfeil traf einen Krieger in den Hals. Zwei schwarze Drachen rammten einen dritten Krieger, stießen ihn um und zerrten in entgegengesetzte Richtungen an seinen Armen, bis die Gliedmaßen von seinem Torso abrissen.
    Hsiao Pi schrie auf, als ein Yanomorduro-Krieger sie von hinten packte und ins Unterholz zerrte. Mason hob Yu Lins Schwert vom Boden auf und stürmte den beiden nach. Er rammte dem Mann das Schwert in den Rücken; der Mann sackte zusammen, Hsiao Pi unter sich begrabend. Mason rollte die Leiche zur Seite und half dem Mädchen auf die Beine.
    Als sie zum Schlachtfeld zurückeilten, waren die Indianer im Begriff zu fliehen. Die Yanomorduro und Wawajero hatten dieselben linguistischen Wurzeln, und Mason konnte zwei Wörter verstehen, die die Kopfjäger riefen: tepui dsi-ju – Berghexen.
    Drei tote Soldatinnen lagen neben den Leichen von fünf Kopfjägern und ebenso vielen toten schwarzen Drachen. Yu Lin, acht ihrer Soldatinnen und mehrere Echsen hatten zusammen mit Mason und seinen Gefährten überlebt.
    Yu Lin zog den Blaspfeil aus ihrem Rücken und verbot K’un-Chien und Mason, die Wunde zu versorgen. Sie riss ihre Tunika in breite Streifen und verband ihren stämmigen Oberkörper selbst. Blut sickerte unter dem Verband hervor, durchtränkte ihn aber nicht, und aus Yu Lins Verhalten schloss Mason, dass sie nur eine harmlose Fleischwunde hatte; sie würde sich schnell erholen.
    Die Soldatinnen ließen ihre toten Kameradinnen zurück. Yu Lin weigerte sich, auf einer Bahre getragen zu werden, sondern ließ sich auf dem Weg zurück in die Stadt

Weitere Kostenlose Bücher