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Das Geheimnis am goldenen Fluß

Titel: Das Geheimnis am goldenen Fluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Canter Mark
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Stand wurden auf einem Holzkohlegrill ein Dutzend bierdeckelgroße Taranteln geröstet.
    »Sind die groß«, sagte Tree.
    »Die größten Spinnen der Welt«, sagte Mason. »Sie fressen Vögel und Mäuse.«
    »Glaube ich gern.«
    »Lass uns eine nehmen.«
    »Machst du Witze?«
    »Nein. Probier erst mal, bevor du sie verschmähst. Die Wawajeros essen sie ständig. Sie sind lecker.«
    Die Köchin legte eine dicke braune Spinne in eine aufgeklappte Bananenschale und reichte sie Mason. Er hielt den Mund dicht an die haarigen Gliedmaßen und blies kräftig. Die versengten Härchen stoben in einer kleinen Wolke davon. Er riss ein fingergroßes Bein aus dem Bauch, brach mit den Zähnen das Hautskelett auf, zog weißes Fleisch heraus und aß es genüsslich.
    »Du weißt nicht, was dir entgeht, Tree. Wie kann ich dich überzeugen, dass du es probierst?«
    Er reichte K’un-Chien ein fettes Spinnenbein. Sie brach es auf und verspeiste das Fleisch, das wie Krabbenfleisch aussah.
    Tree streckte angewidert die Zunge raus.
    »Komm schon«, sagte Mason. »Du hast mir mal erzählt, du hättest in Nanjing Hund und Ratte probiert –«
    »Ich wusste nicht, dass es Hundefleisch war. Ich würde niemals wissentlich einen Hund essen – das arme Tier.«
    »Nun, dies ist bloß eine niedere Spinne, kein Haustier. Nur ein Bissen.« Er reichte ihr ein Bein.
    Tree nahm es und blies die restlichen Härchen fort. Sie zögerte. »Schmeckt wie Hühnchen, stimmt’s?«
    »Eher wie Klapperschlange.« Er grinste und schob sich einen weiteren Bissen in den Mund.
    Tree probierte einen winzigen Happen Spinnenfleisch. »Ah ja. Ich finde, es schmeckt eher wie Shrimps.« Sie gab ihm das Spinnenbein zurück.
    »Was ist?«, fragte Mason.
    »Mir schmecken Shrimps nicht. Erinnerst du dich?«
    »Oh, richtig. Hatte ich völlig vergessen.«
    Tree war sofort verletzt. Sie drehte sich um und ging weiter. Dass Mason sich nicht daran erinnert hatte, dass ihr Shrimps nicht schmeckten, hatte große Bedeutung für sie. Er vergisst, wer ich bin. Im Grunde bin ich ihm egal. Es war bescheuert und sentimental von mir, mich dem Projekt anzuschließen. Mason wird nie zu mir zurückkehren.
    Mason holte sie ein. »Bist du sauer?«
    Sie ging schneller. »Nein. Warum sollte ich sauer sein?«
    »Komm schon, Tree. Hör auf damit.«
    Sie wirbelte zu ihm herum. »Hör zu, wenn ich in den nächsten zwei Monaten nicht schwanger werde, bin ich dazu verdammt, in der Oberhölle zu verhungern. Hast du irgendeine schlaue Idee, wie wir eine Empfängnis hinkriegen könnten? Oder möchtest du dich lieber darauf konzentrieren, deine andere Frau zu schwängern?«
    Mason sah zu K’un-Chien zurück. Offenbar hatte sie Trees ärgerlichen Tonfall nicht registriert.
    »Siehst du?«, sagte Tree. »Du machst dir mehr Sorgen um sie als um mich.«
    »Zufällig lebt sie in einer Gesellschaft, in der ein banaler Streit einen traumatischen Gesichtsverlust bedeuten kann, während wir solche Zwistigkeiten gleich wieder vergessen.«
    »Nun, sie versteht kein Englisch.«
    »Okay, aber du brauchst nicht zu schreien.«
    Tree sah an ihm vorbei, von sich angewidert und dennoch unfähig, ihre aufgewühlten Emotionen zu kontrollieren. Die dreimonatige Frist, an deren Ende sie schwanger sein musste, war auf neun Wochen geschrumpft, und Mason hatte nicht einmal versucht, mit ihr zu schlafen. »Gott, ich habe nicht vor, einen Keil zwischen euch Neuvermählte zu treiben. Wäre ja eine himmelschreiende Schande.«
    Mason tätschelte ihre Schulter; sie schüttelte seine Hand ab und wandte sich von ihm ab.
    »Liebst du sie, Mason?«, flüsterte sie.
    Er trat um sie herum, um ihr in die Augen zu schauen. »Was?«
    »Verliebst du dich in sie?«
    »Ich mag sie. Sehr sogar. Sie ist eine bemerkenswerte Person. Findest du nicht?«
    »Weißt du noch, was du für mich vor Vietnam empfandest? Empfindest du jetzt dieselbe Liebe für K’un-Chien?«
    Mason seufzte und schluckte schwer. Seine Augen wurden feucht. »Als ich mich in dich verliebte, war ich noch ein Junge. Du hast mir die Liebe gezeigt.« Behutsam hob er ihr Kinn. »Tree, du hast mich in eine Welt eingeführt, in der überall Liebe und Leidenschaft gedeihen wie Kleeblätter auf sonnenbeschienenen Wiesen. Wie kann ich je eine andere lieben, wie ich dich damals liebte?«
    Tree hatte angefangen, leise zu weinen. »Aber empfindest du diese Liebe noch, oder erinnerst du dich bloß an sie?«
    Wieder seufzte er. »Ehrlich gesagt, erinnere ich mich bloß an das, was war. Was ich

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