Das Geheimnis Dauerhaften Gluecks
regeneriert die Paarbeziehung immer wieder aufs Neue. Es sichert Lebendigkeit und Interesse und damit erhöhen sich Spannung und Erotik zwischen den Partnern. Der andere wird als autonomes Gegenüber wahrgenommen, der immer etwas Fremdes und Unberechenbares behält. Damit bleibt der Zauber, wie er in der Verliebtheitsphase am Anfang oft zu finden ist, auf viele Jahre erhalten und das Paar empfindet auf lange Sicht Anziehung und Freude im Zusammensein.
Dafür haben Marlene und Karl immer gut gesorgt und wurden als Paar auch von der Außenwelt als nachahmenswertes Modell wahrgenommen, was auch für ihr Selbstwertgefühl gut war. Marlene musste nicht alles für Karl sein und außerhalb der Beziehung gab es auch für sie genügend Quellen, aus denen sie Anerkennung und Bestätigung beziehen konnte. Somit überforderte keiner den anderen in der Erwartung, füreinander emotionaler Halt, Feedbackgeber oder Unterstützer zu sein. Jeder blieb immer unabhängig und frei und jeder blieb darin er selbst. Das gab beiden die Sicherheit, sich einander in diesem Maße anzuvertrauen und sich an den anderen zu binden. Eine mögliche Trennung wäre mit einem solch hohen Grad an Autonomie zudem leichter zu verkraften.
Kurzum: Die Verbindlichkeit einer Paarbeziehung ängstigt keinen, sondern wird damit erst möglich!
Wenn der Stern vom Himmel fällt
Warum ist es doch anders gekommen? Nun, ein zu großes Aktivitätsprogramm führt auf Dauer dazu, dass das Paar sich als Paar verliert. Ständige Unternehmungen lenken ab und verhindern echte Begegnung mit tiefer, innerer Beteiligung. Diese wird nur möglich, wenn ich mich dem anderen ganz offenbare und ihn ganz in meinen Blick nehme. Dann kann ich mich mit meinem Herzen öffnen, zeigen, wie ich bin, und dem Partner damit das Kostbarste anvertrauen. Darin besteht auch der Unterschied zu anderen Personen, die ich mag oder sympathisch finde: Ich teile mit meinem Partner etwas, was ich sonst mit niemandem teile, etwas, was dem Bereich der Intimität zuzuordnen ist und weit über sexuelle Körperlichkeit hinausgeht. Dies benötigt Zeit und Raum, die ich gegen alle anderen Verlockungen schützen muss. Durch ein gemeinsames »Aushalten« – denn so hätten es Marlene und Karl empfunden – von Nähe und Bindung könnte sich aber auch beiden etwas offenbaren, was sie weder von sich noch vom anderen wissen oder kennenlernen wollen.
Mut zur Begegnung
Deshalb braucht eine solche Qualität der Begegnung vom Ich zum Du viel Mut. Dieser Schritt ist von Gefühlen der Angst begleitet – eine Angst, die sich Karl und Marlene nicht eingestehen konnten, denn Angst ist ein Gefühl von Schwäche und diese wiederum war für beide immer ein Tabu. Sie betonten absichtlich Stärke, Gelassenheit und Souveränität, was sich auch in ihrer Sportbegeisterung und durch die große positive Resonanz in ihrem Freundeskreis bestätigte und sie festigte. Dieser gemeinsame Nenner, der wie ein Verhaltensmuster betrachtet werden kann, war für beide eine Lösungsstrategie, um sich zu schützen. Da beide in ihrerKindheit mit Schwäche und Schwachsein schlechte Erfahrungen gemacht haben, bedeutete Autonomie und Stärke für sie ein sicherer Schutz vor der wiederholten Erfahrung, einer unerträglichen Situation ohnmächtig ausgeliefert zu sein.
Karl und Marlene waren zunächst mit der unbewusst verfolgten Leitidee »Bei uns wird es nie langweilig« zufrieden, bis sich ihre Lebenssituation veränderte und nach und nach bei beiden ein Gefühl der Leere eintrat. Karl sehnte sich nach mehr Innigkeit in der Begegnung mit Marlene und verweigerte zunehmend, ihren Aktivismus zu teilen. Marlene wiederum empfand seinen Rückzug als Entwertung ihrer Person und Einschränkung ihrer Freiheit.
Kurzum: Echte Begegnung als Mann und Frau sowie entschlossener Schutz der Zweisamkeit waren von Anfang an auf der Strecke geblieben. Aktivität hatte die Beziehung zwar lebendig gehalten, aber nur äußerlich stabilisiert, während sie innerlich ausgetrocknet war.
Wie unser Stern auch in Zukunft leuchten kann
Wenn es uns als Paar ähnlich ergeht, ist es zunächst wichtig, einmal innezuhalten und sich Zeit zu nehmen für eine genaue Analyse, die Antwort auf folgende Fragen geben sollte: Wie zufrieden sind wir als Paar mit unserer Zeiteinteilung, unseren Aktivitäten, Zeiten der Ruhe und Erholung sowie Zeiten für uns als Paar, ganz ohne andere? Findet unser Paarleben immer auf einer Bühne oder vor einer Kulisse statt? Gab es am
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