Das Geheimnis Dauerhaften Gluecks
der heftigen Streitereien ziemlichen Schaden genommen hatte, entfernten sie sich auch innerlich voneinander.
Stefan verlangte, dass Jana wieder arbeiten sollte, aber sie fand keine geeignete Stelle, da die Kindergärten der Umgebung keine für sie akzeptablen pädagogischen Konzepte vertraten. Jana wiederum warf Stefan vor, er lebe in einer Scheinwelt, nehme sie nicht wichtig und setze sich nicht für ein besseres Leben ein. Stattdessen zöge er sich regelmäßig für mehrere Stunden auf sein Meditationskissen zurück und definiere diese Praxis als das einzig Wichtige für sein Leben. Die Situation spitzte sich zu, bis es auch zu tätlichen Übergriffen kam und sich Jana infolgedessen von Stefan trennte. Sie zog mit ihrer Tochter in eine andere Stadt, in der sie eine geeignete Stelle als Erzieherin in einem Kinderhaus gefunden hatte.
Der gute Stern
Was ist wertvoll am Leitstern »Wir machen alles anders«? An Stefan und Janas Geschichte wird erkennbar, dass sie in ihrer Begegnung außergewöhnliches Glück hatten, denn mit ihrer Besonderheit, nonkonforme Lebensvorstellungen zu verfolgen, waren sie nun nicht mehr allein. Die gemeinsame Vision verlieh ihrer Liebe eine besondere Kraft, und der Glaube an ein besseres Leben verband sie zusätzlich. Dies schaffte einen besonders intensiven Zusammenhalt und sie empfanden es wie ein seltenes Glück, im anderen den idealen Partner für ein abenteuerliches, mutiges Lebengefunden zu haben. Ihr Lebensmotto, sich zusammen gegen den Rest der Welt zu stellen, gab beiden aber auch Geborgenheit und Halt. Das Paar konnte sich mit einer solchen Einstellung einerseits von der Außenwelt isolieren, andererseits setzte der enge Zusammenhalt zugleich auch ungeheure Kräfte frei, denn es beflügelte ihren Schaffensdrang und entwickelte die Gewissheit, gemeinsam stark und unabhängig zu sein. Die Partner fühlten sich bereit, allen Widrigkeiten des Lebens zu begegnen. In gewisser Weise erhöhten beide damit auch den Wert der Partnerschaft auf ganz besondere Weise.
Wenn der Stern vom Himmel fällt
Warum es doch anders gekommen ist, könnte in folgenden Punkten begründet sein:
Für das Paar war es von Anfang an wichtig, anders zu sein als andere Paare und auf keinen Fall dem Klischee einer klassischen Paarbeziehung zu ähneln. Das ist insgesamt eine Energie raubende Angelegenheit, denn immer gegen den Strom zu schwimmen kostet viel Kraft. Kraft, die ihnen für die Bewältigung ihres Familienlebens, verbunden mit dem andauernden Existenzkampf, fehlte. Die Leitidee, »anders zu sein als die anderen«, zeigte sich zu Beginn ihrer Partnerschaft bereits dadurch, dass selbst das Eingeständnis, ineinander verliebt zu sein, beiden ausgesprochen schwerfiel. Die erste gemeinsame, als sehr glücklich empfundene Zeit in einsamer Abgeschiedenheit von der restlichen Welt lieferte ihnen den Beweis dafür, dass sie fähig waren, ihre Vorstellungen von wirklicher Begegnung und umfassender Liebe zu leben, ohne sich in Äußerlichkeiten zu verlieren.
Nicht so werden wie unsere Eltern – ein mühsamer Weg
Es verfestigte ihre Überzeugung, dass wahre Lebenserfüllung sich aus ganz anderen Quellen nähren sollte als nur aus bürgerlichen Werten und materieller Sattheit. Sie waren sich einig und fühlten hierüber eine innige Verbundenheit. In ihrer Bemühung, auf keinen Fall so zu werden wie ihre Eltern, die der Mittelschicht angehörten und in ihren Augen nach langer Arbeitsphase glücklos nebeneinanderher lebten, verausgabten sie sich völlig.
So wendete sich das Blatt, als der Lebensunterhalt wieder von ihnen selbst verdient werden musste und sie durch die Schulpflicht ihrer Tochter gezwungen waren, den paradiesischen Zustand des unabhängigen Lebens zu verlassen. Es kostete sie viel Kraft, sich in der ihnen so bürgerlich erscheinenden Umgebung, die sie im Grunde ihres Herzens ablehnten, wieder einzuleben.
Im Beruf hatten sie strenge Kriterien, nach denen sie ihre Stellen aussuchten, und die Wahl ihrer Kontaktpersonen folgte ganz bestimmten Prinzipien. Ihr Traum vom ganz anderen Leben ließ sich nicht umsetzen und beide machten sich dies gegenseitig zum Vorwurf, so, als sei das Scheitern eine Sache des anderen gewesen; als läge es allein am geringen Einsatz des einen oder an der chronischen Unzufriedenheit des anderen.
Jana spürte wohl schon nach einiger Zeit, dass sie sich einen finanziell potenteren Mann wünschte. Dies kollidierte jedoch derart mit ihrem bisherigen Lebenskonzept,
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