Das Geheimnis Dauerhaften Gluecks
vollzogen wird. Anstatt sich mit dem Beziehungspartner für diese neue Herausforderung zu verbünden, wird dieser mitunter zum Gegner und Zerstörer eines Traums, den beide einmal träumten und an dem die Liebe zerbrechen kann.
Die Geschichte
Stefan und Jana kannten sich schon eine Weile, bevor sie sich verliebten. Sie waren beide Mitglied einer ökologisch engagierten Gemeinschaft, die in Norditalien in einem abgelegenenDorf in den Bergen ihren Sitz hatte. Dort waren sie sich hin und wieder in Ferienzeiten begegnet. Wann immer sie konnten, verbrachten sie mehrere Wochen in diesem abgelegenen und teilweise noch verfallenen Dorf, welches von Öko-Aussteigern aufgekauft und in mühsamer Arbeit wieder hergerichtet worden war. Für freie Kost und Logis konnte man dort die Ferien verbringen, sofern täglich eine bestimmte Stundenzahl an Arbeit geleistet wurde.
Stefan, von Beruf Schreiner, arbeitete sonst in einer kleinen Schreinerei, während Jana seit Verlassen des Gymnasiums viel herumgereist war und seit einem Jahr von Gelegenheitsjobs lebte. Beide fanden einander sympathisch und schätzten am anderen dessen Naturverbundenheit und unkonventionelle Lebensart. Sie verliebten sich, jedoch ohne dass sie dies den anderen wissen ließen. Stefan, der täglich ernsthaft Meditationsübungen praktizierte, war der Ansicht, dass die Liebe zu einer Frau ihn zu sehr von seinem spirituellen Weg abbringen würde. Und für Jana, die mittlerweile eine Erzieherinnenausbildung im Waldorfkindergarten machte, war Beziehung ohnehin ein wunder Punkt, denn sie hatte sich auf einer ihrer Reisen unglücklich in einen verheirateten Mann verliebt. So dauerte es ein Dreivierteljahr, bis sich Stefan und Jana wieder begegneten und schließlich ein Paar wurden. Sie träumten davon, in ihrem liebgewonnenen Bergdorf eines der verfallenen Häuschen zu renovieren und dort einmal zu leben.
Nachdem Jana ihre Ausbildung abgeschlossen hatte, ermöglichte eine unerwartete Erbschaft es dem Paar, diesen Traum zu realisieren, und Jana war überglücklich, mit Stefan in ihr geliebtes Dorf fernab von der zivilisierten Welt zu ziehen. Sie kauften ein recht baufälliges altes Bergbauernhaus, das weit oben am Hang lag, und renovierten es über mehrere Jahre mit hohem Einsatz und viel Verzicht, denn jeder Baustoff musste erst mit der Seilbahn nach oben geschafftwerden. Sie brauchten für dieses karge Leben nur wenig Geld und so reichte Janas Erbe drei Jahre gut aus.
Sie fühlten sich wohl mit diesem ganz anderen Leben, das sich so sehr von dem unterschied, was sich ihre Eltern für sie gewünscht und vorgestellt hatten. Jana wurde schwanger und brachte eine Tochter namens Tara zur Welt. Stefan war oft mehrere Wochen unterwegs, um in der Stadt den nötigen Lebensunterhalt zu verdienen. Die Zeit verging und Tara musste in die Schule. Da ihr Einsiedlerleben sich mit einer schulpflichtigen Tochter immer schwerer realisieren ließ, entschlossen sich beide nach langem Ringen, wieder nach Deutschland zurückzukehren, und fanden in einer Hausgemeinschaft mit zwei befreundeten Paaren ein neues Zuhause.
Jana genoss nach Jahren der Einsamkeit zwar einerseits die Gemeinschaft, andererseits fand in ihrer kleinen Familie nur noch wenig Gemeinsamkeit statt. Zudem wurde das Paar oft ungewollt Zeuge von Beziehungskonflikten der anderen, die meist in der Küche ausgetragen wurden. Auch finanziell kamen sie kaum über die Runden, da ihr Einkommen gering war und weder Stefan noch Jana in einem rein auf Profit ausgerichteten Betrieb arbeiten wollten. Als eines der Freundespaare sich schließlich trennte und auszog, konnten sie die nötige Mietdifferenz nicht übernehmen. Mit einem fremden Paar wollten sie aber nicht so eng zusammenleben. Also mussten sie ebenfalls umziehen.
Ihre Eltern boten ihnen finanzielle Unterstützung an, aber sie wollten auf keinen Fall von ihnen abhängig sein und lehnten ab. Die Belastungen ihrer Lebensorganisation wirkten sich zunehmend negativ auf ihre Beziehung aus, sie hatten häufig Streit, was vor allem mit dem andauernden, unbefriedigenden Existenzkampf in Zusammenhang stand. Sie wohnten jetzt weit außerhalb der Stadt, in einer kleinen Wohnung, die sie sich gerade leisten konnten. Sie fühltensich dort fremd und unwohl, da in ihrer nahen Umgebung nur sogenannte »angepasste Leute« wohnten, von denen sie sich lieber fernhielten. Gute Freunde oder Gleichgesinnte waren weit weg, so dass sie ganz auf sich gestellt waren. Da aber ihre Liebe infolge
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