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Das Geheimnis der 100 Pforten

Das Geheimnis der 100 Pforten

Titel: Das Geheimnis der 100 Pforten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N D Wilson Dorothee Haentjes
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es. Ich habe es deiner Tante nie gesagt, aber in diesem Zimmer befindet sich mein Lieblingsbuch. Ich habe deinem Großvater fast bis zum Schluss daraus vorgelesen. Eigentlich müsste es schon seit einer ganzen Weile zurück in die Bibliothek gebracht werden. Und außerdem wäre es schön, bei dieser Gelegenheit noch etwas anderes herauszufinden.«

FÜNFTES KAPITEL
    H enry saß auf dem Boden des Flurs und sah zu, wie sein Onkel an der Türklinke herumfummelte.
    »Jetzt pass auf«, sagte Onkel Frank und zog. Mit einem Ratschgeräusch hielt er die Klinke in der Hand.
    »Was ist denn das für ein Stiftdings?«, fragte Henry.
    »Dies, Henry, ist das Stiftdings, das durch die ganze Tür geht und das Klinkendings hält. Und jetzt werden wir ein bisschen mehr wagen, als ich es bisher getan habe. Sie hat zwei Jahre lang gewartet, und ich denke, sie hat lange genug Geduld gehabt.«
    Frank legte seinen Daumen auf das Ende des hervorblickenden Stifts und drückte. Der Stift ruckelte und sperrte sich ein wenig, verschwand aber schließlich komplett in der Tür. Als er sich hinter dem alten Messingbeschlag befand, nahm Onkel Frank einen Schraubenzieher und stieß ihn ganz hindurch. Auf der anderen Seite der Tür hörte Henry etwas plumpsen.

    »Das ist die Klinke, die auf der anderen Seite heruntergefallen ist«, erklärte Onkel Frank. »Wir werden sie erst wieder aufsetzen können, wenn wir die Tür aufbekommen haben. Ich verrate dir was, Henry. Heute werde ich etwas tun, wovor ich mich zwei Jahre lang gedrückt habe. Wenn sich die Tür so nicht öffnen lässt, werden wir sie aufbrechen. Es ist eine sehr schöne alte Tür. Solche gibt es nicht mehr viele. Es passt mir ganz und gar nicht, sie aufzubrechen. Aber vielleicht geht ja auch nur der Türstock kaputt.«
    »Glaubst du denn, dass sie aufgehen wird?«, fragte Henry.
    »Nein«, antwortete Frank. »Aber ich will nicht einfach unverrichteter Dinge wieder nach unten gehen. Ich werde erst noch ein bisschen am Innenleben herumdoktern, danach verlege ich mich aufs Treten.«
    Das Herumdoktern dauerte etwa eine Dreiviertelstunde. Der Messingbeschlag ging ab. Alles, was Frank bearbeitete, ging ab. Schraubenzieher drückten und schraubten. Schließlich stand Onkel Frank auf. Der Kater strich um Henry herum und rieb sich an Franks Bein.
    »Na gut, dann ist es jetzt so weit. Herr, vergib mir!« Frank hob seinen rechten Fuß und trat mit voller Wucht gegen die Tür, genau an die Stelle, wo die Klinke gesessen hatte. Von unten ertönte ein Schrei.

    »Ist sie offen?«, rief Dotty.
    »Still, Frau!«, schrie Frank zurück. »Vermutlich gleich.«
    Er trat noch mal. Die Tür rührte sich nicht. Sie gab nur ein mächtiges Geräusch von sich, wie eine große Holztrommel.
    Frank ging so weit zurück, wie es auf dem Flur möglich war, nahm mit fünf schnellen Schritten Anlauf und warf sich gegen die Tür. Sein Körper krachte gegen das Holz - dann krachte er zu Boden. Der Kater, der aus sicherer Entfernung zugesehen hatte, schlenderte davon.
    Henry sagte nichts. Und er versuchte weiter, nichts zu sagen. Aber dann musste er lachen. Frank begann ebenfalls zu lachen, hörte aber schnell wieder auf.
    »Ich muss das Ding einfach aufbekommen«, sagte er. »Ich habe noch nie eine Eichentür gesehen, die derart stabil ist. Und diese hier ist nur aus Fichte.«
    »Fichte? Ist das nicht so etwas Ähnliches wie Pinie?«, fragte Henry. »Ich dachte immer, Pinien haben weiches Holz.«
    »Haben sie ja auch. Fichte ist ein bisschen anders, aber nicht sehr.« Frank untersuchte das Holz der Tür. »Sieht jedenfalls aus wie Fichte. Die Maserung ist vielleicht etwas ungewöhnlich, aber es ist trotzdem Fichte. Pass auf, Henry, ich versuche, mir noch mal wehzutun. Und danach machen wir ernst.«

    Henry zog sich ein Stück zurück.
    »Das habe ich mal im Kino gesehen«, sagte Onkel Frank. Er stellte sich in Position, nahm dann vier Schritte Anlauf und sprang. Er schleuderte die Füße nach vorn und lehnte den Oberkörper zurück. Als seine Füße gegen die Tür donnerten, fiel er hintenüber und landete unsanft auf dem Rücken. Er atmete heftig.
    »Ist alles in Ordnung, Onkel Frank?«, fragte Henry. »Soll ich Tante Dotty holen?«
    »Nein«, japste Onkel Frank. »Aber Donnerwetter! K.o. geschlagen.« Er setzte sich langsam auf, dann erhob er sich. »Warte hier. Ich bin gleich wieder da. Wir wollen die Sache nicht an die große Glocke hängen.« Er legte die Finger auf die Lippen, dann schlich er die Treppe

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