Das Geheimnis der 13 Sprache
helfen.«
»Hat die Kette so ausgesehen wie meine?«, fragte ich die Trauerweide und zeigte ihr das Schmuckstück, das die Fee mir gegeben hatte.
»Genau so«, antwortete sie, »ganz genau so, nur ist deine ein bisschen schöner.«
»Dann muss ich sofort dorthin«, sagte ich, »ich kann den beiden helfen.«
Aber es war zu spät. Plötzlich kam die Flut und ich wusste, dass sie alles zerstören würde, was die Brüder errichtet hatten. Es war gut, dass ich den Rat der Trauerweide befolgt und mein Boot ans Ufer gebracht hatte. So schnell die Flut gekommen war, so schnell ging sie auch wieder und ich konnte meine Reise fortsetzen.
Ich fand die Zwillinge neben den Resten der Brücke. Sie stritten miteinander. Als ich ihnen die Kette zeigte, war der Streit schlagartig beendet. Sie fanden heraus, dass eine Brücke, die aus Steinen und Mörtel gebaut ist, kräftig genug ist, um jeder Flut standzuhalten.
Ich war beiden behilflich, indem ich mit meinem Boot Mörtel vom ersten Bruder an das eine Ufer und Steine vom zweiten Bruder an das andere Ufer brachte. So waren die Zwillinge in der Lage, gleichzeitig mit dem Bau der Brücke zu beginnen.
Für meine Hilfe wollten sie mich entlohnen, wussten aber nicht, womit. Ich schlug vor, mich die Sprache der Steine zu lehren. Die beiden waren einverstanden und so lernte ich langsam, während wir arbeiteten, die Sprache der Steine. Bald konnte ich jeden Stein oder Berg verstehen - und auch die Erde, auf der ich manchmal lag, um mich zu erholen.
Mal übernachtete ich auf der einen Seite des Flusses, mal auf der anderen. So konnte ich mich mit jedem der Brüder unterhalten. Beide hatten den Wunsch, einmal in Ritannas Königreich zu gehen und dort oben eine große, bunte Brücke zu bauen.
Einige Tage, bevor ein Jahr um war, war die Brücke fertig. Nach langer Zeit trafen sich die Zwillinge auf ihrer Mitte wieder und umarmten einander. Eines war sicher: Ork konnte drei Fluten auf einmal schicken, diese Brücke würde standhalten.
Ich verabschiedete mich und brach mit meinem Boot auf.
Als ich schon weit entfernt war, dachte ich daran, umzukehren und die Zwillinge zu fragen, ob ich mit der Sprache der Steine auch die Marienkäfer verstehen könne, aber das brauchte ich nicht. Die Antwort gab mir ein Felsen, der mich hörte, als ich darüber laut nachdachte: Um die Marienkäfer zu verstehen, musste ich die 13. Sprache können. Wie gut, dass die Zwillinge mich die Sprache der Steine gelehrt hatten!
Die fünfte Sprache
oder
Vögel singen, das ist klar,
so spricht jeder in der Schar.
Ich kam gut voran, da der Fluss bergauf floss. Ich hätte noch schneller sein können, war aber nicht vorsichtig genug und hatte einen Unfall. Mein Boot stieß gegen einen spitzen Stein, der aus dem Wasser ragte. Der Schaden war nicht groß, aber das Boot hatte ein Loch, durch das mein Pinsel im Wasser verschwand. Obwohl ich es mit einer Hand zuhielt, drang langsam kaltes Wasser ein. Mit der anderen Hand versuchte ich den Pinsel zu erwischen, aber sah nur, wie er langsam davonschwamm. Niemand war da, um mir zu helfen.
Kurze Zeit später, als der Pinsel schon außer Sichtweite war, landete ein großer Adler auf dem Stein, gegen den mein Boot gestoßen war. Ich bat ihn meinen Pinsel zu holen, aber er konnte mich nicht verstehen. Er antwortete mir, aber auch ich verstand ihn nicht. So sprachen wir miteinander, ohne einander zu verstehen, bis aus dem Wasser ein Krebs auftauchte. War es ein Krebs oder war es keiner? Er sah aus wie einer, aber er hatte keine Scheren.
»Kannst du dem Adler erklären«, fragte ich den Krebs, »dass er fliegen soll, um meinen Pinsel zurückzubringen?«
Der Krebs oder Nicht-Krebs sagte etwas zu dem Adler in einer Sprache, die ich nicht verstand, und der flog sofort in die Richtung, in der mein Pinsel verschwunden war.
»Du kannst mit Vögeln reden?«, fragte ich. »Das möchte ich auch gern!«
Bevor er mir antworten konnte, wurde es plötzlich dunkel, obwohl noch immer Tag war.
»Wieder ist es passiert«, sagte das, was aussah wie ein Krebs. »Die grünrote Schlange hat abermals die Sonne verschluckt. Kannst du pfeifen?«
Weil ich pfeifen konnte, begann ich damit, ohne Fragen zu stellen. Ich weiß nicht, wie lange ich gepfiffen habe, aber schon bald kam der Adler geflogen - mit meinem Pinsel im Schnabel.
»Danke, dass du gepfiffen hast«, sagte der Krebs ohne Scheren, »denn ohne dein Pfeifen hätte uns der Adler nicht gefunden.«
Das leuchtete
Weitere Kostenlose Bücher