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Das Geheimnis der Äbtissin

Das Geheimnis der Äbtissin

Titel: Das Geheimnis der Äbtissin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marie Jakob
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ein?
    »Ihr habt recht, Bischof.« Ihr Vater klang ratlos. »Der Herzog von Burgund hatte um sie geworben. Was für ein Jammer, dass er umkam.«
    Ihre Hand umklammerte das grobe Holzbrett der Bank. Ein Splitter bohrte sich in ihre Haut. Es roch durchdringend nach Thymian. Die Katze hob den Kopf und lauschte.
    »Ich könnte mich bei meinem Vetter für Eure Tochter verwenden. Seine Frau starb letztes Jahr im Kindbett. Er ist zwar nicht mehr der Jüngste, aber seine Manneskraft ist noch in Ordnung.«
    Sie sprang auf. Die Katze fauchte und sauste davon. Ein tönerner Kräutertopf fiel scheppernd in Scherben.
    »Was war das?« Konrads Stimme wurde lauter.
    Blitzschnell schlüpfte sie unter den Tisch. Ein Schatten verdunkelte das flackernde Licht der Öllampe.
    »Junge Katzen. Die toben sich hier hinten im Garten aus.« Der Graf klang ungeduldig. »Welchen Vetter meint Ihr?«
    Durch den Spalt zwischen Gartentür und Mauer purzelten fünf halbwüchsige Kätzchen und riefen jammernd nach ihrer Mutter. Ausgerechnet jetzt! Sie strengte ihre Ohren an, doch sie hörte nur das fordernde Klagen der Tiere. Wütend und niedergeschlagen zugleich schlich sie an der Wand entlang zum Garten hinaus. Was hatte sie geglaubt? Konrad würde nicht tatenlos abwarten. Immerhin schien er sie nicht auf dieselbe Art aus dem Weg räumen zu wollen wie Isabella. Doch sicher war sein Vetter alt und fett und eine Ehe mit ihm schlimmer als der Tod. Und wenn sie die Burg verlassen musste, was geschah dann mit Ludwig? Wenn seine Apathie nachließ und der Rachedurst die Oberhand gewann, würde er Konrad in die Quere kommen. Und – da war sie sicher – ihr gutgläubiger und unerfahrener Bruder war dem gerissenen Bischof nicht gewachsen. Sie musste bald etwas unternehmen, bevor es zu spät war. Doch was?
    Drei Tage später meldete der Turmwächter Reiter auf dem Weg zur Burg. Eine Frau in staubiger, aber teurer Reitkleidung begehrte Einlass. Sie stellte sich als Adela von Vohburg vor und war in Begleitung einiger Waffenknechte. Graf Ludwig überwachte seit dem Morgen auf der Runesburg die Zerstörung und den Abtransport der Götzensteine, und so empfing Judith den Gast. Sie bat sie in den Saal und ließ ihr zu trinken bringen. Neugierig musterte sie die kleine dralle Adela, während die Magd frische Milch in einen Becher goss. Sie erkannte die dunkle Haarpracht, die vorwitzig unter der Reisehaube hervorlugte. Es waren Isabellas Locken. Doch sonst konnte sie keine Ähnlichkeiten zwischen Mutter und Tochter entdecken. Wehmütig lächelte sie Adela zu. »Es tut mir sehr leid, dass Ihr den weiten Weg aus einem so traurigen Anlass auf Euch nehmen musstet.«
    »Weiß Gott. Ich hätte mir gewünscht …« Adela winkte ab. Sie wirkte gefasst. »Wenigstens habe ich sie noch einmal gesehen. Isabella kam im Herbst nach Ravensburg, um mich zu besuchen. Wir standen uns nicht sehr nahe, wisst Ihr. Zu viele Jahre waren wir getrennt. Und sie war inzwischen erwachsen geworden. So verliebt und voller Zukunftspläne!«
    »Zukunftspläne?« Judith sah auf.
    »Ja, sie wollte ihn heiraten. Sie meinte, ich sei doch auch unter meinem Stand verheiratet, und der Kaiser könne nichts dagegen haben.« Sie seufzte und griff nach dem Becher mit der Milch. »Sie wollte mit dem Kopf durch die Wand. Ich riet ihr, sich in einem Brief an Friedrich zu wenden. Er kann sehr großzügig sein, wenn es seine Pläne nicht durchkreuzt.«
    Judiths Gedanken arbeiteten fieberhaft. Hatten Ludwig und Isabella Heiratspläne geschmiedet? »Wen wollte sie heiraten?«
    Adela sah sie verwundert an. »Sie wollte es mir nicht sagen. Sie meinte, ich würde ihn sowieso nicht kennen. Ich dachte allerdings, dass Ihr wisst … Ihr habt doch hier mit ihr gelebt.«
    Judith fühlte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss. Isabellas Mutter hatte recht, sie war blind gewesen. »Ich denke schon, ich meine, ich habe eine Vermutung … Jedoch war ich mit der Königin lange Zeit in Italien«, stammelte sie eine Rechtfertigung. »Wir waren erst drei Tage wieder zurück, als Isabella starb. Ich hatte nicht viel Gelegenheit …«
    Adela horchte auf. »Ist die Königin hier, auf Lare?«
    »Habt Ihr nicht am Fahnenmast ihre Farben gesehen?« Verwundert bemerkte sie die Verwirrung auf Adelas Gesicht.
    »Und … der Bischof?« Die Hand verkrampfte am Henkel des Krugs, ihre Haut hatte die Farbe der Milch angenommen.
    »Konrad? Auch er ist hier, er weicht der Königin nie von der Seite. Was ist mit Euch? Fühlt Ihr Euch nicht

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