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Das Geheimnis der Äbtissin

Das Geheimnis der Äbtissin

Titel: Das Geheimnis der Äbtissin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marie Jakob
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gut?« Sie sprang auf, um Adela zu stützen, die von der Bank zu kippen drohte.
    »Bitte bringt mich an ihr Grab.« Adela erhob sich schwankend. »Ich hätte nicht herkommen dürfen«, fügte sie halblaut hinzu.
    »Ihr hattet eine lange Reise, vielleicht solltet Ihr erst ruhen.«
    »Nein, es geht schon. Bitte. Ich möchte ihr Grab sehen.«
    Sie nahm ihren Arm und führte sie über den Hof zu einer niedrigen Schlupfpforte in der Mauer. Dahinter betraten sie einen kleinen Garten, der auf einem schmalen Streifen Land zwischen den beiden Ringmauern angelegt worden war. Unter blühenden Rosenbüschen lagen hier zwei Gräber. Eine glatt behauene Steinplatte deckte eines davon, auf dem anderen reckten Margeriten ihre Blüten über dunkle Erde.
    »Was für ein schöner Platz«, murmelte Adela. »Aber dies ist kein Gottesacker, nicht wahr?«
    »Nun, die Erde ist geweiht. Dort drüben liegt mein Urgroßvater begraben. Er baute diese Burg. Damals gab es noch keine Familiengruft.« Sie blieben vor dem frischen Hügel stehen. Ein helles Holzkreuz leuchtete in der Sonne, und es duftete nach Rosen und feuchter Erde. »Mein Bruder Ludwig hat meinen Vater auf Knien angefleht, sie hier zu bestatten. Er ist derjenige, in den Isabella verliebt war. Er ist seit ihrem … Unfall …«, das Wort holperte widerwillig über ihre Lippen, »… nicht mehr derselbe. Er kommt jeden Tag hierher. Ein Wunder, dass er jetzt nicht hier ist.«
    Adela warf ihr einen schnellen Blick zu, schwieg jedoch.
    »Mein Vater war einverstanden. Er meinte, sie würde hier nur vorübergehend liegen, weil der Kaiser sie gewiss in einer größeren Kirche bestatten möchte. Immerhin ist sie … war sie königlichen Blutes.«
    Adela kniete nieder und zupfte einige welke Blütenblätter von den Margeriten. »Darauf würde ich an Eurer Stelle nicht warten.«
    Judith hob die Augenbrauen. »Aber warum nicht?«
    »Weil Friedrich die Dinge so lässt, wie sie sind, wenn er in ihrer Veränderung keinen Vorteil sieht. Sobald er erfährt, dass Isabella hier ordentlich bestattet ist, wird die Sache für ihn erledigt sein.« Sie erhob sich und faltete die Hände. »Ich wäre jetzt gern einen Moment allein.«
    Judith ging zurück zur Pforte. Als sie die hölzerne Tür aufstieß, wäre sie fast mit Ludwig zusammengeprallt. Sein Blick streifte sie kurz, er nickte geistesabwesend. Das Haar hing ihm wirr auf die Schultern hinab, sein Gesicht war bleich wie Linnen in der Sonne.
    »Du kannst nicht zu ihr. Ihre Mutter ist da. Sie möchte allein sein.« Sie zog ihn zur Seite. Er lehnte sich an die Mauer und schloss müde die Augen.
    »Warum hast du mir nie von euch erzählt?«, fragte sie.
    »Ich wollte, am ersten Abend schon, weißt du noch?« Er lächelte schwach. »Es war ein süßes Geheimnis, und ich hätte es gern mit dir geteilt. Doch es gab so viel zu tun, du warst immer beschäftigt und hattest nie Zeit.« Er rutschte mit dem Rücken an den Steinen hinunter und setzte sich ins Gras. »Ich glaube, ich hatte auch ein wenig Angst vor deiner Reaktion. Du hättest es nicht gut gefunden, stimmt’s?«
    Sie kauerte sich neben ihn. »Sie war die Tochter des Kaisers.« Sie pflückte ein paar Gänseblümchen und begann einen Kranz zu winden. »Ihre Mutter hat mir erzählt, dass Isabella von Heirat gesprochen hat.«
    Er nickte. »Wir wollten heiraten. Nächstes Jahr, wenn ich volljährig …« Seine Stimme kippte. Sein Kinn fiel auf die Brust, seine Schultern zuckten.
    Hilflos legte sie ihm die Hand auf den Arm. Wie viel Ärger hätte das gegeben, dachte sie. Isabellas Dickkopf gegen Vaters Willen. Und was hätte erst der Kaiser dazu gesagt? Und doch hätte diese Verbindung sicher mehr Chancen gehabt als ihre Liebe zu einem unfreien Heiler aus dem Morgenland.
    Ludwig fuhr sich mit dem Ärmel übers Gesicht und erhob sich mühsam. »Ich gehe jetzt. Ich muss zu ihr.«
    »Warte!« Sie folgte ihm.
    Adela stand noch immer vor dem Grab. Sie hob den Kopf und sah ihnen entgegen. »Du bist also Ludwig?« Ihre Hand strich ihm sanft über die unrasierte Wange. »Du hast sie sehr glücklich gemacht.«
    Sie fasste in ihren Nacken und löste eine goldene Kette mit einem schweren Kreuzanhänger von ihrem Hals. »Nimm sie, und lass ihr davon eine Steinplatte anfertigen, so wie sie Euer Ahne hat. Sie wird an diesem Platz ihre Ruhe finden. Es ist wunderschön hier.«
    »Aber … wird sie denn nicht …?« Ludwig griff zögernd nach dem Schmuck.
    »Nein, sie wird bleiben. Da bin ich sicher.«
    »Sollte

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