Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis der Äbtissin

Das Geheimnis der Äbtissin

Titel: Das Geheimnis der Äbtissin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marie Jakob
Vom Netzwerk:
alles zusammen. Du hättest sehen sollen, wie Adelas Gesicht sich verfärbte, als sie erfuhr, dass Konrad auf Lare ist. Sie schien panische Angst davor zu haben, ihm zu begegnen.«
    An der Schlupfpforte blieb Ludwig stehen. »Er hat seine eigene Tochter umgebracht! Er muss es doch gewusst haben!«
    Judith öffnete die Tür. »Zumindest weiß er von Friedrichs … Unvermögen. Er benutzt es als Argument, um Beatrix zum Ehebruch zu überreden.«
    »Das hast du gehört?«
    »Nicht wörtlich, aber irgendwie hat er es angedeutet. Er sagte, dass der Kaiser sie verstoßen würde, wenn sie nicht empfangen würde. Und dass sie es für das Heilige Römische Reich tun müsse.«
    »Was für ein Ungeheuer!« Er schickte einen Blick hinüber zur Baustelle, der Judith innerlich gefrieren ließ.
    »Versprich mir, nichts zu unternehmen. Wir müssen sehr vorsichtig sein. Wenn Isabella nicht allein losgeritten wäre, würde sie noch leben.«
    Ludwig nickte langsam, dann schlüpfte er durch die schmale Tür in der Mauer.
    Sie ging über den Hof zurück zum Saal. Seit Isabellas Tod wich Beatrix ihr aus. Auch jetzt schlug sie die Augen nieder und übersah, dass Judith hereinkam. Sie saß mit Margot an der leergeräumten Tafel. Sie steckten die Köpfe über dem Pergament zusammen, das der Bote des Kaisers gebracht hatte. Graf Ludwig stand am Kamin, sein Gesicht spiegelte Ärger wider. Er blickte auf, und seine Stirn umwölkte sich weiter, als er sie sah. Aus dem schwarzen Schlot wehte der Geruch nach Ruß und kalter Asche.
    »Was gibt es an Neuigkeiten?«
    Der Graf schnaufte. »Dein Bruder hatte recht. Friedrich liegt nichts an einer Umbettung seiner Tochter. Er bedauert den Unfall und bedankt sich für unsere Fürsorge«, sagte er bitter.
    Judith ahnte, dass er sich zurückhielt, weil Beatrix in Hörweite saß. »Wie steht es um Mailand?«, fragte sie.
    »Nichts Neues. Sie sind noch sturer, als die Einwohner von Crema es waren.«
    »Also kommt der Kaiser so bald nicht zurück«, stellte sie fest, ohne den Blick vom Kamin zu wenden. Hinter sich hörte sie das Bodenstroh rascheln und bald darauf Schritte auf der steinernen Wendeltreppe.
    Grimmig blickte ihr Vater den beiden Frauen nach. »Er sollte sie wirklich nicht so lange allein lassen.«
    Sie nickte. Sie waren beinahe einen Monat zurück auf Lare. Der Königin saß die Zeit im Nacken. Je später sie schwanger würde, umso schwieriger ließe sich das Kind dem Kaiser unterschieben. Jetzt wäre also die beste Zeit, den beiden auf die Schliche zu kommen.
    »Und nicht nur sie ist verlassen. Das Reich braucht ihn hier. In Mainz haben Meuchelmörder den Erzbischof erschlagen. Wir versinken im Sumpf der Gesetzlosigkeit«, fuhr er fort.
    »Erzbischof Arnold? Wer hat ihn umgebracht?«
    »Niemand weiß Genaues. Er hatte viele Feinde.«
    »Gibt es einen Nachfolger?«
    Der Graf lachte bitter. »Sie haben den Zähringer gewählt, die feigen Mainzer. Natürlich bekamen sie das große Zittern, als ihnen klarwurde, was sie getan hatten. Also musste jemand aus der Verwandtschaft des Kaisers her, der Friedrichs Wut vielleicht dämpfen würde. Aber der Kanzler hat die Wahl annulliert und die Mainzer allesamt exkommuniziert.«
    »Und jetzt gibt es Ärger mit den Zähringern?«, vermutete sie.
    Er sah sie überrascht an. »Stimmt. Rudolf hatte bereits Gefallen am Stuhl des Erzbischofs gefunden. Ein solcher Gegner ist nicht zu unterschätzen.«
    »Und wie geht es nun weiter?«
    Ihr Vater rieb sich die Nasenwurzel und seufzte. »Ende Juli findet in Erfurt ein Fürstentag statt. Dort wird der Kanzler die deutschen Herren erneut zur Heeresfolge verpflichten. Erst wenn Mailand endgültig besiegt ist, kann Friedrich nach Deutschland zurückkehren und hier für Recht und Ordnung sorgen. Gebe Gott, dass die Zeit nicht zu lang wird.«
    »Gilt die Einberufung dieses Jahr noch?«
    »Nein. Im April nächsten Jahres, vierzehn Tage nach Ostern sollen die Truppen vollzählig in der Ebene bei Pavia stehen. Wir werden also im März losziehen.«
    »Dann werdet Ihr die Auferstehung des Herrn in den Alpen feiern«, stellte sie fest. »Und wenn die Mailänder noch sturer sind, wer weiß, wann Ihr Lare wiedersehen werdet!« Die Stadt war ähnlich stark befestigt und wesentlich größer als Crema. Wie viele Männer würden diesmal nicht zurückkehren?
    »Soll Ludwig dabei sein?«
    »Aber ja! Es wird Zeit, dass er sich die Sporen verdient.«
    Sie hatte es befürchtet. Nun würde sie sich um zwei Männer sorgen müssen, während

Weitere Kostenlose Bücher